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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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Winterfell. Vor langer Zeit, hundert Jahre bevor selbst sein Vater geboren worden war, hatte ein Blitzschlag den Turm in Brand gesetzt. Das obere Drittel des Baus war innerlich in sich zusammengestürzt und der Turm nie mehr neu errichtet worden. Manchmal schickte sein Vater Rattenfänger in den Keller des Turmes, um die Nester auszuräumen, die sich ständig zwischen den heruntergestürzten Steinen und verkohlten und vermoderten Balken fanden. Doch niemand kam mehr zur zerklüfteten Spitze des Turmes, niemand außer Bran und den Krähen.
    Zwei Wege wusste er dorthin. Man konnte direkt an der Seite des Turmes selbst hinaufklettern, doch die Steine waren lose, denn der Mörtel, der sie einst gehalten hatte, war lange schon zu Asche verbrannt, und Bran mochte ihnen nie so recht sein ganzes Gewicht anvertrauen.
    Das Beste war es, vom Götterhain auszugehen, den großen Wachbaum hinaufzuklettern, quer über die Waffenkammer und den Wachsaal zu laufen und von Dach zu Dach zu springen, barfuß, damit die Wachen einen nicht über sich hörten.
Das führte einen zur blinden Seite des Bergfrieds, dem ältesten Teil der Burg, einer dicken, viereckigen Festungsanlage, die höher war, als sie aussah. Inzwischen lebten dort nur noch Ratten und Spinnen, doch die alten Steine waren zum Klettern noch immer gut. Von dort aus konnte man direkt hinauf, wo die Wasserspeier sich blindlings in den leeren Raum lehnten, und sich von einem Wasserspeier zum nächsten hangeln, Hand über Hand, um die Nordseite herum. Hier nun musste man sich richtig strecken und sich mit langen Armen zur Turmruine ziehen, wo diese sich herüberneigte. Dann blieb nur noch, die verrußten Steine hinauf zum Horst zu klettern, nicht mehr als zehn Schritte weit, und schon kamen die Krähen, um zu sehen, ob er ihnen wieder Körner brachte.
    Bran hangelte sich gerade mit der Leichtigkeit langjähriger Erfahrung von einem Wasserspeier zum nächsten, als er Stimmen hörte. Er war derart erschrocken, dass er beinahe den Halt verlor. Sein Leben lang war der Bergfried verlassen gewesen.
    »Es gefällt mir nicht«, sagte eine Frau. Eine Reihe von Fenstern lag unter ihm, und die Stimme kam aus dem letzten Fenster auf der ihm zugewandten Seite. » Du solltest die Hand sein.«
    »Mögen die Götter es mir ersparen«, erwiderte der Mann träge. »Es ist keine Ehre, die ich mir wünsche. Viel zu viel Arbeit.«
    Bran hing da, lauschte, fürchtete sich plötzlich, weiterzuklettern. Vielleicht würden sie seine Füße sehen, wenn er sich vorbeischwang.
    »Siehst du denn nicht die Gefahr, in die es uns bringt?«, sagte die Frau. »Robert liebt diesen Mann wie einen Bruder.«
    »Robert kann seine eigenen Brüder kaum ertragen. Nicht, dass ich es ihm verdenken würde. Stannis würde jedem Magenbeschwerden bereiten.«
    »Spiel nicht den Dummkopf. Stannis und Renly sind eine Sache, und Eddard Stark ganz sicher eine andere. Robert
wird auf Stark hören. Verdammt sollen sie beide sein. Ich hätte darauf bestehen sollen, dass er dich ernennt, aber ich war mir sicher, Stark würde ablehnen.«
    »Wir sollten uns glücklich schätzen«, sagte der Mann. »Der König hätte ebenso gut einen seiner Brüder ernennen können oder – bei allen Göttern – sogar Kleinfinger. Man gebe mir lieber ehrenhafte Feinde als ehrgeizige, damit ich nachts ruhiger schlafen kann.«
    Sie sprachen von seinem Vater, das wusste Bran. Er wollte noch mehr hören. Nur noch ein Stück … doch würden sie ihn sehen, wenn er sich am Fenster vorbeihangelte.
    »Wir werden uns sorgsam um ihn kümmern müssen«, sagte die Frau.
    »Lieber würde ich mich nur um dich kümmern«, sagte der Mann. Er klang gelangweilt. »Komm her zu mir.«
    »Lord Eddard hat sich nie für irgendetwas interessiert, das südlich der Eng vor sich ging«, sagte die Frau. »Niemals. Ich sage dir, er will gegen uns ziehen. Warum sonst sollte er den Sitz seiner Macht verlassen?«
    »Aus hundert Gründen. Pflicht. Ehre. Er sehnt sich danach, seinen Namen in Großbuchstaben ins Buch der Geschichte einzutragen, um von seiner Frau wegzukommen, oder beides. Vielleicht will er einfach nur, dass ihm einmal im Leben warm wird.«
    »Seine Frau ist Lady Arryns Schwester. Es ist ein Wunder, dass Lysa nicht hier war, um uns mit ihren Anschuldigungen zu empfangen.«
    Bran sah hinunter. Dort war ein schmaler Sims unter dem Fenster, nur ein paar Finger breit. Er versuchte, sich darauf herunterzulassen. Zu weit. Er konnte ihn nicht erreichen.
    »Du machst dir zu

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