Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
viel Sorgen. Lysa Arryn ist eine schreckhafte Kuh.«
»Diese schreckhafte Kuh hat mit Jon Arryn das Bett geteilt. «
»Falls sie etwas wüsste, wäre sie zu Robert gegangen, bevor sie aus Königsmund geflohen ist.«
»Als er schon eingewilligt hatte, ihren Schwächling von einem Sohn auf Casterlystein unterzubringen? Ich glaube nicht. Sie wusste, wie sehr das Leben ihres Jungen von ihrem Schweigen abhinge. Sie könnte kühner werden, jetzt, da sie sicher oben auf der Ehr sitzt.«
»Mütter.« Der Mann sprach das Wort aus wie einen Fluch. »Ich glaube, der Vorgang des Gebärens macht etwas mit eurem Verstand. Ihr habt doch alle den Verstand verloren.« Er lachte. Es war ein bitteres Lachen. »Soll Lady Arryn so kühn werden, wie sie will. Was immer sie auch weiß, was immer sie zu wissen glaubt, sie hat keinen Beweis.« Er machte eine kurze Pause. »Oder doch?«
»Glaubst du, der König bräuchte einen Beweis?«, sagte die Frau. »Ich sage dir, er liebt mich nicht.«
»Und wessen Schuld ist das, geliebtes Schwesterlein?«
Bran betrachtete den Sims. Er könnte sich hinunterfallen lassen. Das Sims war zu schmal, um darauf zu landen, aber wenn er sich im Vorbeifallen festhielt, sich dann hochzog … nur dass es vielleicht Lärm machen, sie ans Fenster locken würde. Er war nicht sicher, was er mit anhörte, aber er wusste, dass es nicht für seine Ohren bestimmt war.
»Du bist nicht weniger blind als Robert«, sagte die Frau.
»Wenn du meinst, dass ich dieselben Dinge sehe, ja«, sagte der Mann. »Ich sehe einen Mann, der eher sterben würde, als seinen König zu verraten.«
»Einen hat er bereits verraten, oder hast du das vergessen? «, sagte die Frau. »Oh, sicherlich verhält er sich Robert gegenüber loyal, das ist offensichtlich. Was geschieht, wenn Robert stirbt und Joff den Thron besteigt? Und je eher das über die Bühne geht, desto sicherer werden wir alle sein. Mein Mann wird mit jedem Tag rastloser. Einen Stark neben sich zu wissen, wird es nur noch schlimmer machen. Er liebt noch immer diese Schwester, die geistlose, kleine, tote Sechzehnjährige. Wie lange wird es wohl dauern, bis er mich wegen einer neuen Lyanna verstößt?«
Plötzlich bekam Bran große Angst. Er wollte nichts lieber
als dorthin zurück, woher er gekommen war, und seine Brüder suchen. Doch was sollte er denen erzählen? Er musste näher heran, das wurde Bran nun klar. Er musste sehen, wer dort sprach.
Der Mann seufzte. »Du solltest weniger an die Zukunft und mehr an die greifbaren Freuden denken.«
»Lass das!«, fuhr ihn die Frau an. Bran hörte ein kurzes Klatschen auf Haut und dann das Lachen des Mannes.
Bran zog sich hinauf, kletterte über den Wasserspeier, kroch auf das Dach. Das war der einfache Weg. Er schob sich übers Dach zum nächsten Wasserspeier, gleich über dem Fenster des Zimmers, in dem gesprochen wurde.
»Dieses ganze Gerede ist wirklich ermüdend, Schwester«, sagte der Mann. »Komm her und sei still.«
Bran saß rittlings auf dem Wasserspeier, klammerte seine Beine darum und schwang sich selbst herum, kopfüber. Er hing an seinen Beinen und reckte sich langsam zum Fenster hin. Seltsam sah die Welt kopfüber aus. Ein Burghof lag verschwommen unter ihm, die Steine waren feucht von geschmolzenem Schnee.
Bran sah in das Fenster.
Drinnen rang ein Mann mit einer Frau. Beide waren nackt. Bran konnte nicht erkennen, wer sie waren. Der Mann hatte ihm den Rücken zugewandt, und sein Leib verdeckte den Blick auf die Frau, da er sich an die Wand drückte.
Weiche, feuchte Geräusche waren zu hören. Bran merkte, dass sie sich küssten. Er sah ihnen zu, mit großen Augen und ängstlich, und ihm stockte der Atem. Der Mann hatte eine Hand zwischen ihren Beinen, und er musste ihr wohl Schmerzen bereiten, denn die Frau begann zu stöhnen, tief unten aus der Kehle. »Lass das«, sagte sie, »lass das, lass das. Oh, bitte …« Doch ihre Stimme war leise und schwach, und sie stieß ihn nicht von sich. Ihre Hände gruben sich in sein Haar, sein verworrenes, goldenes Haar, und zogen sein Gesicht auf ihre Brust hinab.
Bran sah ihr Gesicht. Ihre Augen waren geschlossen, und
ihr Mund stand offen, stöhnend. Ihr goldenes Haar wehte von einer Seite zur anderen, während ihr Kopf vor und zurück ging, und dennoch erkannte er die Königin.
Er musste wohl ein Geräusch gemacht haben. Plötzlich schlug sie die Augen auf und starrte ihn geradewegs an. Sie schrie.
Dann geschah alles zur gleichen Zeit. Wild stieß die Frau den
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