Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell
willst!«
Tyrion zuckte mit den Schultern. »Benjen Stark kehrt mit dem Bastard seines Bruders zur Nachtwache zurück. Ich denke daran, mit ihnen zu gehen und mir diese Mauer anzusehen, von der wir schon so viel gehört haben.«
Jaime lächelte. »Ich hoffe, du hast nicht vor, den Schwarzen Rock uns vorzuziehen, lieber Bruder.«
Tyrion lachte. »Was, ich ins Zölibat? Die Huren von Dorne bis Casterlystein brächte es an den Bettelstab. Nein, ich will nur auf der Mauer stehen und über den Rand der Welt pissen. «
Abrupt stand Cersei auf. »Die Kinder müssen diesen Schmutz nicht hören. Tommen, Myrcella, kommt.« Barsch stolzierte sie aus dem Damenzimmer, ihr Gefolge und ihre Brut im Schlepptau.
Jaime Lennister betrachtete seinen Bruder nachdenklich mit seinen kühlen, grünen Augen. »Stark wird sich niemals bereit erklären, Winterfell zu verlassen, solange über seinem Sohn der Schatten des Todes liegt.«
»Er wird es tun, wenn Robert es befiehlt«, erwiderte Tyrion.
»Und Robert wird es befehlen. Es gibt ohnehin nichts, was Lord Eddard für den Jungen tun könnte.«
»Er könnte seine Qualen beenden«, sagte Jaime. »Ich würde es tun, wenn er mein Sohn wäre. Es wäre ein Akt der Gnade.«
»Ich rate dir, Lord Eddard diesen Vorschlag nicht zu unterbreiten, lieber Bruder«, sagte Tyrion. »Er würde ihn nicht wohlwollend aufnehmen.«
»Selbst wenn der Junge überlebt, wird er ein Krüppel bleiben. Eine Absurdität. Da lobe ich mir einen schönen, sauberen Tod.«
Tyrion antwortete mit einem Achselzucken, das die Verkrümmung seiner Schultern hervorhob. »Wenn wir von Absurditäten sprechen«, sagte er, »erlaube ich mir, anderer Meinung zu sein. Der Tod ist grausam endgültig, während das Leben voller Möglichkeiten bleibt.«
Jaime lächelte. »Du bist ein perverser kleiner Gnom, nicht?«
»O ja«, gab Tyrion zu. »Ich hoffe, der Junge erwacht wieder. Es würde mich sehr interessieren, was er vielleicht zu erzählen haben könnte.«
Das Lächeln seines Bruders erstarrte wie saure Milch. »Tyrion, mein lieber Bruder«, sagte er finster, »es gibt Zeiten, in denen du mir Anlass gibst, mich zu fragen, auf wessen Seite du eigentlich stehst.«
Tyrions Mund war voller Brot und Fisch. Er nahm einen Schluck von dem starken, schwarzen Bier, um alles herunterzuspülen, und grinste Jaime wölfisch an. »Aber Jaime, mein lieber Bruder«, sagte er. »Du verletzt mich. Du weißt, wie sehr ich meine Familie liebe.«
JON
Langsam stieg Jon die Treppe hinauf und versuchte, nicht daran zu denken, dass es vielleicht das letzte Mal sein mochte. Schweigend tappte Geist neben ihm her. Draußen wirbelte Schnee durch die Burgtore, und der Hof war von Lärm und Chaos erfüllt, doch innerhalb der dicken Steinmauern war es noch warm und still. Zu still für Jons Geschmack.
Er kam an den Treppenabsatz und blieb einen langen Augenblick dort stehen, fürchtete sich. Geist schmiegte sich an seine Hand. Das machte ihm Mut. Er richtete sich auf und trat in das Zimmer.
Lady Stark saß dort neben dem Bett. Bei Tag und Nacht war sie dort gewesen, seit nunmehr fast zwei Wochen. Keinen Moment lang war sie von Brans Seite gewichen. Sie hatte sich die Mahlzeiten dorthin bringen lassen, und auch das Nachtgeschirr und ein kleines, hartes Bett, auf dem sie schlafen konnte, obwohl es hieß, sie schliefe überhaupt kaum. Sie fütterte ihn eigenhändig mit Honig und Wasser und Kräutern, die ihn am Leben hielten. Kein einziges Mal hatte sie das Zimmer verlassen. Also hatte sich Jon ferngehalten.
Doch jetzt war keine Zeit mehr.
Einen Moment lang stand er in der Tür, wagte nicht zu sprechen, wagte nicht, sich zu nähern. Das Fenster war offen. Unten heulte ein Wolf. Geist hörte ihn und hob den Kopf.
Lady Stark sah herüber. Einen Augenblick lang schien es, als erkenne sie ihn gar nicht. Schließlich blinzelte sie. »Was tust du hier?«, fragte sie mit seltsam ausdrucksloser Stimme.
»Ich komme, um Bran zu sehen«, sagte Jon. »Um mich zu verabschieden.«
Ihre Miene veränderte sich nicht. Ihr langes, kastanienbraunes Haar war matt und verworren. Sie sah aus, als wäre sie um zwanzig Jahre gealtert. »Du hast ihn gesehen. Nun geh.«
Ein Teil von ihm wollte nur entfliehen, doch wusste er, wenn er es täte, würde er Bran vielleicht nie wiedersehen. Er tat einen unsicheren Schritt ins Zimmer. »Bitte«, sagte er.
Etwas Kaltes rührte sich in ihren Augen. »Ich habe gesagt, du sollst gehen«, sagte sie. »Wir wollen dich hier
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