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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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und bringt mir Eis.« Die Worte schmeckten bitter in seiner Kehle, doch er zwang sie hervor. »Wenn es sein muss, werde ich es selbst tun.«
    Misstrauisch musterte ihn Cersei Lennister. »Ihr, Stark? Ist das ein Trick? Warum solltet Ihr so etwas tun?«
    Alle starrten ihn an, doch war es Sansas Blick, der schmerzte. »Sie ist aus dem Norden. Sie hat Besseres als einen Schlachter verdient.«
    Als er hinausging, brannten ihm die Augen, das Klagen seiner Tochter hallte noch in seinen Ohren, und er fand die kleine Schattenwölfin, wo man sie angekettet hatte. Ned setzte sich einen Moment lang neben sie. »Lady«, sagte er und kostete den Namen. Nie hatte er den Namen, die die Kinder sich ausgesucht hatten, große Aufmerksamkeit gewidmet, doch wenn er sie so ansah, wusste er, dass Sansa eine gute Wahl getroffen hatte. Sie war die kleinste aus dem Wurf, die hübscheste, die sanfteste und gutgläubigste. Mit strahlend goldenen Augen sah sie ihn an, und er kraulte ihr dickes, graues Fell.
    Kurz darauf kam Jory mit Eis.
    Als es geschehen war, sagte er: »Wählt vier Mann aus und lasst ihren Kadaver nach Norden bringen. Begrabt sie auf Winterfell.«
    »Den ganzen Weg?«, sagte Jory erstaunt.
    »Den ganzen Weg«, bekräftigte Ned. »Dieses Fell wird die Lennister nicht bekommen.«
    Eben kehrte er zum Turm zurück, um endlich etwas Schlaf zu finden, als Sandor Clegane und seine Reiter durch das Burgtor stampften, zurück von ihrer Jagd.
    Etwas lag auf dem Rücken des Streitrosses, ein schwerer Leib, in einen blutigen Umhang gewickelt. »Keine Spur von Eurer Tochter, Hand«, schnarrte der Bluthund, »aber der Tag war nicht völlig vergebens. Wir haben ihren kleinen Liebling. « Er griff hinter sich und stieß das Bündel herunter, dass es mit dumpfem Schlag direkt vor Ned liegen blieb.

    Ned beugte sich vor, zog den Umhang zurück, fürchtete die Worte, die er für Arya würde finden müssen, doch lag dort nicht Nymeria. Es war Mycah, der Schlachterjunge, und seine Leiche war von trockenem Blut verkrustet. Er war fast in zwei Hälften zerteilt, von der Schulter bis zur Hüfte, durch einen schweren Hieb von oben.
    »Ihr habt ihn gehetzt«, sagte Ned.
    Die Augen des Bluthunds schienen durch den Stahl dieses schrecklichen, hundsköpfigen Helmes zu glitzern. »Er ist gerannt. « Er sah in Neds Gesicht und lachte. »Wenn auch nicht sehr schnell.«

BRAN
    Es schien, als sei er jahrelang gefallen.
    Flieg, flüsterte eine Stimme in der Dunkelheit, doch Bran wusste nicht, wie man flog, und daher konnte er nur fallen.
    Maester Luwin formte einen kleinen Jungen aus Lehm, buk ihn, bis er hart und zerbrechlich war, zog ihm Brans Kleider an und warf ihn vom Dach. Bran wusste noch, wie er zersprungen war. »Aber ich falle nicht«, sagte er, während er fiel.
    Die Erde war so weit unter ihm, dass er sie durch den grauen Dunst, der ihn umschwirrte, kaum ausmachen konnte, doch spürte er, wie schnell er flog, und er wusste, was ihn dort unten erwartete. Selbst im Traum kann man nicht ewig fallen. Er würde in dem Moment aufwachen, bevor er am Boden aufschlug, das wusste er. Immer schreckte man in dem Moment hoch, kurz bevor man aufschlug.
    Und wenn nicht?, fragte die Stimme.
    Die Erde war nun näher, doch noch immer in weiter, weiter Ferne, tausend Meilen weit, doch näher, als sie gewesen war. Es war kalt hier in der Finsternis. Es gab keine Sonne, keine Sterne, nur die Erde, die ihm entgegenkam, und den grauen Dunst und die flüsternden Stimmen. Er wollte weinen.
    Flenne nicht. Flieg.
    »Ich kann nicht fliegen«, greinte Bran. »Ich kann nicht, ich kann nicht …«
    Woher weißt du das? Hast du es jemals versucht?
    Die Stimme klang hoch und dünn. Bran drehte sich um, weil er sehen wollte, woher sie kam. Eine Krähe segelte in
Kreisen mit ihm hinab, gerade außer Reichweite, folgte ihm auf seinem Sturz. »Hilf mir«, bat er.
    Ich versuche es, erwiderte die Krähe. Sag, hast du Futter dabei?
    Bran griff in seine Tasche, während sich die Finsternis schwindelerregend um ihn drehte. Als er seine Hand hervornahm, glitten goldene Haferkörner durch seine Finger in die Luft. Sie fielen mit ihm in die Tiefe.
    Die Krähe landete auf seiner Hand und fraß.
    »Bist du wirklich eine Krähe?«, fragte Bran.
    Fällst du wirklich?, fragte die Krähe zurück.
    »Es ist nur ein Traum«, stellte Bran fest.
    Tatsächlich?, fragte die Krähe.
    »Ich werde wach werden, bevor ich unten aufschlage«, erklärte Bran dem Vogel.
    Du wirst tot sein, wenn du unten

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