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Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 1 - Die Herren von Winterfell Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R R Martin
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dabei. »Erspart mir die Narretei, Maester. Ihr wisst so gut wie ich, dass die Schatzkammer seit Jahren leer ist. Ich werde das Geld leihen müssen. Zweifellos werden die Lennisters uns gefällig sein. Wir schulden Lord Tywin momentan etwa drei Millionen Drachen, was machen da schon weitere hunderttausend?«
    Ned war sprachlos. »Wollt Ihr damit behaupten, die Krone sei um drei Millionen Goldstücke verschuldet?«
    »Die Krone ist um mehr als sechs Millionen Goldstücke verschuldet, Lord Stark. Den Lennisters gehört der größte Teil davon, aber wir haben auch bei Lord Tyrell geliehen, der Eisernen Bank von Braavos und verschiedenen Handelskartellen der Tyroshi. In letzter Zeit musste ich mich an den Glauben wenden. Der Hohe Septon feilscht schlimmer als ein dornischer Fischhändler.«
    Ned war entgeistert. »Aerys Targaryen hat eine Schatzkammer hinterlassen, die vor Gold überquoll. Wie konntet Ihr das geschehen lassen?«
    Kleinfinger zuckte mit den Achseln. »Der Meister der Münze beschafft das Geld. Der König und die Rechte Hand geben es aus.«
    »Ich kann nicht glauben, dass Jon Arryn Robert erlaubt hat, das Reich an den Bettelstab zu bringen«, entfuhr es Ned aufgebracht.
    Groß-Maester Pycelle schüttelte seinen großen, kahlen
Kopf, und seine Ketten klirrten leise. »Lord Arryn war ein umsichtiger Mann, doch fürchte ich, dass Seine Majestät nicht immer auf weise Ratschläge hört.«
    »Mein königlicher Bruder liebt Turniere und Feste«, sagte Renly Baratheon, »und er hasst das, was er ›Linsenzählen‹ nennt.«
    »Ich werde mit Seiner Majestät sprechen«, entschloss sich Ned. »Dieses Turnier ist eine Ausschweifung, die sich das Reich nicht leisten kann.«
    »Sprecht mit ihm, wenn Ihr wollt«, sagte Lord Renly, »wir sollten dennoch besser unsere Pläne machen.«
    »An einem anderen Tag«, sagte Ned. Vielleicht zu scharf, nach den Blicken zu urteilen, die sie ihm zuwarfen. Er würde daran denken müssen, dass er nicht mehr auf Winterfell war, wo nur der König über ihm stand. Hier war er nur Erster unter Gleichen. »Verzeiht mir, Mylords«, fügte er mit milderer Stimme hinzu. »Ich bin müde. Lasst uns für heute Schluss machen und fortfahren, wenn wir wacher sind.« Er bat nicht um ihre Zustimmung, sondern stand abrupt auf, nickte allen zu und machte sich zur Tür auf.
    Draußen strömten noch immer Wagen und Reiter durch die Burgtore herein, und der Hof war ein Tumult von Schlamm und Pferden und brüllenden Männern. Der König war noch nicht eingetroffen, wie man ihm erklärte. Seit den schändlichen Vorkommnissen am Trident waren die Starks mit ihrem Haushalt der Hauptkolonne weit vorausgeritten, um sich von den Lennisters und der wachsenden Spannung abzusetzen. Robert war kaum noch zu sehen gewesen. Man sagte, er reiste in der riesigen Karosse, die meiste Zeit betrunken. Falls dem so war, mochte er Stunden zurückliegen, doch käme er für Neds Geschmack noch immer viel zu früh. Er musste nur in Sansas Gesicht sehen, um zu spüren, wie der Zorn in ihm erneut aufflammte. Die letzten zwei Wochen ihrer Reise waren ein einziges Elend gewesen. Sansa gab Arya die Schuld und sagte ihr, dass eigentlich Nymeria hätte sterben sollen. Und Arya hatte allen Halt verloren, als
sie hörte, was mit dem Schlachterjungen geschehen war. Sansa weinte sich in den Schlaf, Arya brütete den ganzen Tag schweigend vor sich hin, und Eddard Stark träumte von einer eisigen Hölle, die den Starks von Winterfell vorbehalten war.
    Er überquerte den Außenhof, ging unter einem Fallgitter in den Innenhof und war gerade auf dem Weg zu dem, was er für den Turm der Rechten Hand hielt, als Kleinfinger vor ihm erschien. »Ihr lauft in die falsche Richtung, Stark. Kommt mit mir.«
    Zögernd folgte Ned. Kleinfinger führte ihn in einen Turm, eine Treppe hinab, über einen kleinen, vertieften Burghof und einen verlassenen Korridor entlang, in welchem leere Rüstungen entlang der Wände Wache hielten. Es waren Relikte der Targaryen, schwarzer Stahl mit Drachenschuppen als Helmschmuck, jetzt staubig und vergessen. »Das ist nicht der Weg zu meinen Räumen«, sagte Ned.
    »Hatte ich das behauptet? Ich führe Euch ins Verlies, um Euch die Kehle aufzuschlitzen und Eure Leiche einzumauern«, gab Kleinfinger zurück, und seine Stimme quoll über vor Sarkasmus. »Wir haben dafür keine Zeit, Stark. Eure Frau erwartet Euch.«
    »Was spielt Ihr hier, Kleinfinger? Catelyn ist in Winterfell, Hunderte von Meilen weit entfernt.«
    »Ach?«

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