Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
wusste ich damals noch nicht genau, was ich an Gregor Clegane hatte. Ich wusste nur, dass er riesengroß war und sich in der Schlacht wie ein Ungeheuer gebärdete. Die Vergewaltigung … Nicht einmal du wirst mir vorwerfen, diesen Befehl erteilt zu haben, hoffe ich. Ser Amory hat Rhaenys beinahe ebenso bestialisch behandelt. Ich habe ihn hinterher gefragt, wieso er ein halbes Hundert Stiche gebraucht hatte, um ein Mädchen von – wie viel, zwei, drei Jahren? – zu töten. Er hat gesagt, sie hätte nach ihm getreten und hätte nicht aufgehört zu schreien. Hätte Lorch so viel Verstand gehabt, wie ihn die Götter einer Kohlrübe zugestehen, hätte er sie mit ein paar freundlichen Worten beruhigt und ein weiches Seidenkissen benutzt.« Angeekelt verzog er den Mund. »Die blutrünstige Natur steckte in ihm.«
Blutrünstig seid Ihr nicht, Vater. Im Gegenteil, Tywin Lennister ist blutleer. »War es ein weiches Seidenkissen, das Robb Stark den Tod gebracht hat?«
»Es dürfte ein Pfeil gewesen sein, der ihn bei Edmure Tullys Hochzeitsfest traf. Im Feld war der Junge zu vorsichtig. Er hat seine Schlachtreihen hervorragend aufgestellt und sich mit Vorreitern und Leibwachen umgeben.«
»Also hat Lord Walder ihn unter seinem eigenen Dach an seinem eigenen Tisch ermordet?« Tyrion ballte die Hand zur Faust. »Was ist mit Lady Catelyn?«
»Sie wurde ebenfalls getötet, nehme ich an. Zwei Wolfspelze. Frey wollte sie eigentlich gefangen nehmen, aber vielleicht ist etwas schiefgegangen.«
»So viel zum Thema Gastrecht.«
»Das Blut klebt an Walder Freys Händen, nicht an meinen.«
»Walder Frey ist ein grämlicher alter Mann, der nur dafür lebt, sein junges Weib zu tätscheln und über all die Beleidigungen nachzusinnen, die er in seinem langen Leben hinnehmen musste. Zweifellos hat er diese Geschichte persönlich ausgebrütet, aber er hätte niemals gewagt, das Ganze ohne Schutzversprechen auch auszuführen.«
»Ich nehme an, du hättest den Jungen verschont und Lord Frey gesagt, du hättest es nicht nötig, ein Bündnis mit ihm einzugehen? Damit hättest du den alten Narren gleich wieder in Starks Arme getrieben, was dir ein weiteres Jahr Krieg eingebracht hätte. Erkläre mir, warum es edler ist, zehntausend Mann auf dem Schlachtfeld als ein Dutzend bei einem Fest zu töten.« Da Tyrion darauf nicht antwortete, fuhr sein Vater fort. »Der Preis war nach allen Maßstäben gering. Die Krone wird Schnellwasser an Ser Emmon Frey verleihen, nachdem sich der Schwarzfisch ergeben hat. Lancel und Dawen müssen Frey-Mädchen heiraten, Wonne soll einen von Lord Walders unehelichen Söhnen heiraten, wenn sie alt genug ist, und Roose Bolton wird Wächter des Nordens und führt Arya Stark nach Hause.«
» Arya Stark?« Tyrion legte den Kopf schief. »Und Bolton? Ich hätte mir denken können, dass Frey nicht den Mumm hat, allein zu handeln. Aber Arya … Varys und Ser Jaslyn haben über ein halbes Jahr nach ihr gesucht. Arya Stark ist mit Sicherheit tot.«
»Das galt auch für Renly, bis zum Schwarzwasser.«
»Wie meint Ihr das?«
»Vielleicht hatte Kleinfinger ja Erfolg, wo du und Varys versagt habt. Lord Bolton wird das Mädchen mit seinem Bastard verheiraten. Wir werden Grauenstein erlauben, ein paar Jahre lang gegen die Eisenmänner zu kämpfen, und möglicherweise unterwirft Bolton ja auch die anderen Vasallen der Starks. Im Frühjahr werden dann alle am Ende ihrer Kraft sein und bereitwillig das Knie beugen. Der Norden wird an den Sohn fallen, den Sansa Stark dir schenken wird … Falls du jemals die Manneskraft aufbringst, einen zu zeugen. Nur dass du es nicht vergisst, Joffrey ist nicht der Einzige, der eine Maid zu entjungfern hat.«
Das hatte ich nicht vergessen, obwohl ich gehofft habe, du hättest es. »Und wann glaubt Ihr, wird Sansa am fruchtbarsten sein?«, fragte Tyrion seinen Vater in einem Ton, der vor Abscheu triefte. »Bevor oder nachdem ich ihr erzählt habe, dass wir ihre Mutter und ihren Bruder ermordet haben?«
DAVOS
Einen Augenblick lang schien es, als habe der König es nicht gehört. Stannis zeigte angesichts der Neuigkeit keine Freude, keinen Zorn, keinen Unglauben, nicht einmal Erleichterung. Er starrte auf seine Bemalte Tafel und biss die Zähne zusammen. »Seid Ihr sicher?«, fragte er.
»Ich habe die Leiche nicht gesehen, nein, Euer Königlichkeit«, sagte Salladhor Saan. »Doch in der Stadt tänzeln und schwänzeln die Löwen. Die Rote Hochzeit, sagt das gemeine Volk. Sie schwören, Lord
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