Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Junge«, stimmte die Königin zu.
»Der Junge«, wiederholte Ser Axell.
»Ich hatte diesen elenden Bengel schon satt, noch ehe er geboren wurde«, beschwerte sich der König. »Allein sein Name dröhnt schon in meinen Ohren und verdüstert meine Seele.«
»Überlasst den Jungen mir, und Ihr werdet seinen Namen nie wieder hören«, versprach Melisandre.
Nein, sondern Ihr werdet ihn schreien hören, wenn sie ihn verbrennt. Davos zügelte seine Zunge. Es war weiser, nicht zu sprechen, bevor der König es befahl.
»Gebt mir den Jungen für R’hllor«, sagte die Rote Frau, »und die alte Prophezeiung wird sich erfüllen. Euer Drache wird erwachen und die steinernen Schwingen ausbreiten. Das Königreich wird Euch gehören.«
Ser Axell sank auf ein Knie. »Auf Knien flehe ich Euch an, Herr. Erweckt den steinernen Drachen und lasst die Verräter erzittern. Wie Aegon beginnt Ihr als Herr von Drachenstein. Wie Aegon werdet Ihr zum Eroberer werden. Lasst die Falschen und Verzagten Eure Flammen spüren.«
»Auch Eure eigene Frau bittet Euch darum, Hoher Gemahl.« Königin Selyse ließ sich vor dem König auf beide Knie nieder und rang die Hände wie im Gebet. »Robert und Delena haben unser Bett befleckt und so einen Fluch über unseren Bund gebracht. Dieser Junge ist die widerliche Frucht ihrer Unzucht. Nehmt seinen Schatten von meinem Schoße, und ich werde Euch zahlreiche Söhne schenken, dessen bin ich mir sicher.« Sie schlang die Arme um seine Beine. »Er ist doch nur ein einziger Knabe, der aus der Lust Eures Bruders und der Schande meiner Base hervorgegangen ist.«
»Er ist von meinem eigenen Blut. Hört auf, mich so zu umklammern, Weib.« König Stannis legte ihr eine Hand auf die Schulter und schob sie unbeholfen zurück. »Vielleicht hat Robert einen Fluch über unser Ehebett gebracht. Er hat mir geschworen, dass er mich nicht beschämen wollte, er wäre in jener Nacht betrunken gewesen und hätte nicht gewusst, welches Schlafzimmer er betrat. Doch was macht das schon aus? Der Junge trägt keine Schuld daran, wie auch immer die Wahrheit aussehen mag.«
Melisandre legte dem König die Hand auf den Arm. »Der Herr des Lichts liebt die Unschuldigen. Kein Opfer ist ihm kostbarer. Aus seinem Königsblut und seinem unverdorbenen Feuer soll ein Drache geboren werden.«
Von Melisandres Berührung befreite Stannis sich nicht wie von der seiner Königin. Die Rote Frau verkörperte das Gegenteil von Selyse: Sie war jung, üppig und auf ihre eigene Weise eine Schönheit mit ihrem herzförmigen Gesicht, dem kupferfarbenen Haar und den unirdischen roten Augen. »Es wäre ein Wunder, wenn Stein zum Leben erweckt würde«, stimmte er widerwillig zu. »Und einen Drachen zu besteigen … ich erinnere mich an das erste Mal, als mich mein Vater zum Hofe mitnahm, Robert musste meine Hand halten. Ich kann nicht älter als vier gewesen sein, er war demnach fünf oder sechs. Hinterher waren wir uns einig, dass der König ebenso edel gewesen war wie die Drachen Furcht einflößend.« Stannis schnaubte. »Jahre später hat uns Vater erzählt, an jenem Morgen habe sich Aerys am Eisernen Thron geschnitten, daher habe seine Hand den königlichen Platz eingenommen. Es war Tywin Lennister gewesen, der uns so beeindruckt hatte.« Seine Finger berührten die Oberfläche des Tisches und zogen eine unsichtbare Linie über die gefirnissten Hügel. »Robert hat die Drachenschädel entfernt, nachdem er sich die Krone aufgesetzt hat, doch er konnte den Gedanken nicht ertragen, sie zu zerstören. Drachenflügel über Westeros … es wäre solch eine …«
»Euer Gnaden!« Davos drängte sich vor. »Darf ich sprechen? «
Stannis schloss den Mund so heftig, dass seine Zähne klackten. »Mylord vom Regenwald. Warum glaubt Ihr, habe ich Euch zu meiner Hand gemacht, wenn nicht, um zu sprechen?« Der König gab ihm einen Wink. »Sagt, was Euch auf dem Herzen liegt.«
Krieger, gib mir Mut. »Ich weiß wenig von Drachen und noch weniger von Göttern … aber die Königin hat von Flüchen gesprochen. Kein Mann ist so verflucht wie der Sippenmörder, in den Augen der Menschen als auch der Götter.«
»Es gibt keine Götter außer R’hllor und dem Anderen, dessen Name nicht ausgesprochen werden darf.« Melisandres zusammengepresster Mund bildete eine harte rote Linie. »Und
nur unbedeutende Menschen verfluchen, was sie nicht verstehen. «
»Ich bin ein unbedeutender Mensch«, räumte Davos ein, »deshalb erklärt mir, warum braucht Ihr diesen Jungen
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