Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
daran erinnerte er sich noch.
    Noye rieb sich das stoppelige Kinn. »Vielleicht sollte ich dich doch einsetzen. Wir stellen dich mit einem Langbogen auf einen Turm, aber heul mir nicht die Ohren voll, wenn du runterfällst.«
    Er konnte den Königsweg sehen, der sich zwischen den steinigen braunen Feldern und den windumwehten Hügeln nach Süden wand. Der Magnar würde noch vor Tagesende diesen Weg heraufkommen, seine Thenns würden mit Äxten und Speeren in der Hand und den Schilden aus Bronze und Leder auf dem Rücken hinter ihm hermarschieren. Grigg die Ziege, Quort, der Große Furunkel und die anderen werden bei ihm sein. Und Ygritte. Die Wildlinge waren niemals seine Freunde gewesen, denn er hatte nicht zugelassen , dass sie seine Freunde wurden, Ygritte hingegen …
    Er spürte den stechenden Schmerz an der Stelle, wo der Pfeil in sein Fleisch gedrungen war und den Oberschenkelmuskel durchbohrt hatte. Dann erinnerte er sich an die Augen des alten Mannes, an das schwarze Blut, das aus seiner Kehle gespritzt war, während der Sturm über ihnen gewütet hatte. Doch am besten erinnerte er sich an die Höhle, daran, wie Ygritte ausgesehen hatte, nackt im Fackelschein, an den Geschmack ihres Mundes, wenn er sich unter seinem öffnete. Ygritte, bleib weg. Geh nach Süden und schlag dich als Räuberin durch, versteck dich in einem der Rundtürme, die dir so gut gefallen. Hier erwartet dich nur der Tod.
    Auf der anderen Seite des Hofes hatte einer der Bogenschützen auf der alten Flint-Unterkunft seine Hose aufgeschnürt und pisste durch eine Zinne. Mully, erkannte er an dem fettigen, orangefarbenen Haar. Auch auf anderen Dächern und Turmspitzen waren Männer in schwarzen Mänteln zu sehen, wenngleich neun von zehn lediglich aus Stroh bestanden. »Die Vogelscheuchenwächter«, nannte Donal Noye sie. Nur sind wir
die Vögel, die Krähen, dachte Jon, und die meisten von uns sind schon aufgescheucht genug.
    Wie auch immer man sie nannte, auf die Idee mit den Strohsoldaten war Maester Aemon gekommen. In den Lagerräumen gab es mehr Hosen, Wamse und Hemden als Männer, sie zu tragen, warum also sollte man sie nicht mit Stroh ausstopfen, ihnen einen Mantel um die Schultern legen und sie als Wachen aufstellen? Noye hatte sie auf jedem Turm und in der Hälfte der Fenster platziert. Manche hielten sogar Speere oder hatten Armbrüste unter die Arme geklemmt. Die Thenns, so hoffte man, würden sie aus der Ferne sehen und beschließen, dass die Schwarze Festung zu gut verteidigt wurde, um sie anzugreifen.
    Sechs Vogelscheuchen teilten sich mit Jon das Dach des Königsturms und nur zwei Brüder aus Fleisch und Blut. Der taube Dick Follard saß in einer Zinne und putzte und schmierte geduldig die Mechanik seiner Armbrust, während der Junge aus Altsass rastlos zwischen den Zinnen umherwanderte und an der Kleidung der Strohmänner herumzupfte. Vielleicht glaubt er, sie würden besser kämpfen, wenn sie nur richtig dastehen. Oder vielleicht zerrt das Warten genauso an seinen Nerven wie an meinen.
    Der Junge behauptete, achtzehn zu sein, älter als Jon, trotzdem war er hinter den Ohren so grün wie Sommergras. Satin nannten sie ihn trotz der Wolle, des Kettenhemds und des Leders der Nachtwache, denn so war er in dem Bordell genannt worden, in dem er geboren und aufgewachsen war. Mit seinen dunklen Augen, seiner weichen Haut und den rabenschwarzen Ringellöckchen war er so hübsch wie ein Mädchen. Nach einem halben Jahr in der Schwarzen Festung jedoch hatten seine Hände Schwielen, und Noye sagte, er gehe ganz passabel mit der Armbrust um. Ob er allerdings den Mut hatte, sich dem zu stellen, was auf sie zukam …
    Jon humpelte mit Hilfe der Krücke über das Turmdach. Der Königsturm war nicht der höchste der Burg – die hohe, schlanke
verfallene Lanze beanspruchte diese Ehre für sich, obwohl Othell Yarwick erst kürzlich behauptet haben sollte, sie könne jederzeit einstürzen. Auch war der Königsturm nicht der stärkste – der Turm der Wachen am Königsweg würde eine härtere Nuss sein. Doch er war groß genug, stark genug, stand günstig zur Mauer, und man konnte das Tor und den unteren Teil der Holztreppe überblicken.
    Als er die Schwarze Festung zum ersten Mal mit eigenen Augen gesehen hatte, hatte er sich gewundert, warum jemand so dumm war, eine Burg ohne Mauern zu bauen. Wie sollte sie verteidigt werden?
    »Gar nicht«, hatte ihm sein Onkel erklärt. »Das ist Absicht. Die Nachtwache schwört, bei keinem Streit im Reiche

Weitere Kostenlose Bücher