Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Eure, wenn Ihr mich haben wollt.« Ser Barristan standen die Tränen in den Augen. »Ich habe Roberts Begnadigung angenommen, ja. In der Königsgarde und im Rat habe ich ihm gedient. Zusammen mit dem Königsmörder und anderen, die beinahe genauso verkommen waren und den weißen Mantel, den ich getragen habe, besudelt haben. Nichts kann das entschuldigen. Ich würde wahrscheinlich noch immer in Königsmund dienen, wenn dieser bösartige Knabe auf dem Eisernen Thron mich nicht abgeschoben hätte, wie ich voller Scham zugeben muss. Aber als er mir den Mantel nahm, den mir einst der Weiße Bulle um die Schulter gelegt hatte, und Männer ausschickte, um mich noch am gleichen Tage zu töten, da fiel es
mir wie Schuppen von den Augen. Plötzlich wusste ich, dass ich meinen wahren König finden und in seinen Diensten sterben musste …«
»Diesen Wunsch will ich Euch gern gewähren«, sagte Ser Jorah finster.
»Still«, befahl Dany. »Ich möchte ihn zu Ende anhören.«
»Vielleicht muss ich den Tod des Verräters sterben«, fuhr Ser Barristan fort. »Falls dem so ist, sollte ich ihn nicht allein erleiden. Ehe ich Roberts Begnadigung akzeptierte, habe ich am Trident gegen ihn gekämpft. Ihr standet in den gegnerischen Schlachtreihen, Mormont, nicht wahr?« Er wartete die Antwort nicht ab. »Euer Gnaden, es tut mir leid, dass ich Euch getäuscht habe. Doch nur so konnten die Lennisters nicht davon erfahren, dass ich mich Euch angeschlossen habe. Ihr werdet beobachtet, genau wie Euer Bruder vor Euch. Lord Varys hat uns über alles, was Viserys getan hat, in Kenntnis gesetzt, und das jahrelang. Während ich im Kleinen Rat saß, habe ich Hundert solcher Berichte gehört. Und seit Eurer Hochzeit mit Khal Drogo befindet sich ein Spitzel an Eurer Seite, der Eure Geheimnisse für Gold und Versprechungen an die Spinne verkauft. «
Er meint doch nicht … »Ihr irrt Euch.« Dany sah Jorah Mormont an. »Sagt ihm, dass er sich irrt. Es gibt keinen solchen Spitzel. Ser Jorah, sagt es ihm. Wir haben gemeinsam das Dothrakische Meer durchquert, die Rote Wüste …« Ihr Herz flatterte wie ein Vogel im Käfig. »Sagt es ihm, Jorah. Sagt ihm, wie sehr er sich täuscht.«
»Die Anderen mögen Euch holen, Selmy.« Ser Jorah warf sein Langschwert auf den Teppich. » Khaleesi , das war nur am Anfang, ehe ich Euch richtig kennen gelernt habe, ehe ich Euch lieben …«
»Sprecht dieses Wort nicht aus!« Sie wich vor ihm zurück. » Wie konntet Ihr nur? Was hat Euch der Usurpator versprochen? Gold, war es Gold?« Die Unsterblichen hatten ihr geweissagt, sie würde noch zwei weitere Male verraten werden,
einmal des Goldes wegen und einmal um der Liebe willen. »Sagt mir, was man Euch versprochen hat.«
»Varys hat gesagt, ich könnte vielleicht nach Hause zurückkehren. « Er senkte den Kopf.
Ich wollte Euch doch nach Hause bringen! Ihre Drachen spürten ihren Zorn. Viserion brüllte, und aus seiner Schnauze stieg Rauch auf. Drogon schlug mit den schwarzen Schwingen, und Rhaegal legte den Kopf in den Nacken und spie Feuer. Ich sollte das Wort sagen und sie beide verbrennen. Gab es denn niemanden, dem sie vertrauen konnte, niemanden, der sie beschützte? »Sind alle Ritter von Westeros so falsch wie Ihr beide? Hinaus mit Euch, bevor meine Drachen Euch beide rösten. Wie riecht wohl ein gerösteter Lügner? So widerlich wie die Kanäle, von denen der Braune Ben erzählt hat? Hinaus!«
Ser Barristan erhob sich steif und langsam. Zum ersten Mal sah man ihm sein Alter an. »Wohin sollen wir gehen, Euer Gnaden?«
»In die Hölle, wo Ihr meinetwegen König Robert dienen mögt.« Dany spürte heiße Tränen auf ihren Wangen. Drogon kreischte und schlug mit dem Schwanz hin und her. »Die Anderen können Euch beide haben.« Geht, geht für immer fort, das nächste Mal, wenn ich Euch sehe, schlage ich Euch die Verräterköpfe ab. Trotzdem brachte sie es nicht fertig, die Worte auszusprechen. Sie haben mich verraten. Und mich gerettet. Aber sie haben gelogen. »Ihr geht …« Mein Bär, mein wilder starker Bär, was soll ich ohne ihn tun? Und der alte Mann, der Freund meines Bruders. »Ihr geht … geht …« Wohin?
Und dann wusste sie es.
TYRION
Tyrion kleidete sich im Dunkeln selbst an und lauschte auf das leise Atmen vom gemeinsamen Bett her. Sie träumt, dachte er, als Sansa leise etwas vor sich hin murmelte – einen Namen vielleicht, obwohl er es nicht verstanden hatte – und sich umdrehte. Wie Mann und Frau teilten sie das Ehebett, das
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