Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
diesen Ereignissen persönlich zugegen gewesen zu sein, kicherte der Eunuch nur und antwortete: »Meine kleinen Vögelchen haben es mir erzählt. Wissen ist ihr und mein Daseinszweck.«
Wie fechte ich ein Vögelchen an?, dachte Tyrion. An meinem ersten Tag in Königsmund hätte ich dem Eunuchen den Kopf abschlagen sollen. Verflucht soll er sein. Und ich selbst auch, weil ich ihm je vertraut habe.
»Haben wir alle angehört?«, fragte Lord Tywin seine Tochter, nachdem Varys den Saal verlassen hatte.
»Beinahe«, sagte Cersei. »Ich bitte um Erlaubnis, morgen einen letzten Zeugen aufrufen zu dürfen.«
»Einverstanden«, sagte Lord Tywin.
Oh, gut, dachte Tyrion aufgewühlt. Nach dieser Posse von einem Gerichtsverfahren wird die Hinrichtung eine echte Erleichterung sein.
Als er an diesem Abend an seinem Fenster saß und trank, hörte er vor seiner Tür Stimmen. Ser Kevan, der sich meine Antwort holen will, dachte er sofort, doch es war nicht sein Onkel, der kurz darauf eintrat.
Tyrion verneigte sich spöttisch vor Prinz Oberyn. »Ist es den Richtern erlaubt, den Angeklagten zu besuchen?«
»Prinzen ist es erlaubt zu tun, was sie wollen. Jedenfalls habe ich das Euren Wachen erzählt.« Die Rote Viper nahm Platz.
»Meinem Vater wird das nicht gefallen.«
»Ob Tywin Lennister glücklich ist oder nicht, hat mich noch nie besonders interessiert. Trinkt Ihr da dornischen Wein?«
»Vom Arbor.«
Oberyn verzog das Gesicht. »Rotes Wasser. Habt Ihr ihn vergiftet? «
»Nein. Ihr?«
Der Prinz lächelte. »Haben alle Zwerge so scharfe Zungen wie Ihr? Eines Tages wird jemand sie Euch herausreißen.«
»Ihr seid nicht der Erste, der mich davor warnt. Vielleicht sollte ich es selbst tun, denn sie scheint mir nichts als Ärger einzubringen.«
»Das habe ich gesehen. Nun, ich werde wohl doch ein wenig von Lord Rothweyns Traubensaft trinken.«
»Wie Ihr wünscht.« Tyrion schenkte ihm einen Becher ein.
Der Mann nippte daran, bewegte den Wein im Mund und schluckte. »Fürs Erste muss er genügen. Morgen werde ich Euch starken dornischen Wein schicken.« Er trank einen weiteren Schluck. »Ich habe die goldhaarige Hure aufgetrieben, die mir so sehr am Herzen lag.«
»Also habt Ihr Chatayas Haus gefunden?«
»Bei Chataya habe ich dieses schwarzhäutige Mädchen gebettet. Alayaya heißt sie, glaube ich. Bezaubernd, trotz der Striemen auf dem Rücken. Aber die Hure, die ich meine, ist Eure Schwester.«
»Hat sie Euch schon verführt?«, erkundigte sich Tyrion wenig überrascht.
Oberyn lachte laut. »Nein, doch sie wird es tun, wenn wir uns auf einen Preis einigen können. Die Königin hat sogar eine Heirat angedeutet. Ihre Gnaden braucht einen neuen Gemahl, und wer wäre besser geeignet als ein Prinz von Dorne? Ellaria meint, ich solle annehmen. Allein beim Gedanken daran, Cersei in unserem Bett zu haben, wird sie schon feucht, das geile Stück. Und wir bräuchten nicht einmal den Zwergenheller zu bezahlen. Eure Schwester verlangt lediglich einen
Kopf von mir, einen, der ein bisschen zu groß geraten ist und dem die Nase fehlt.«
»Und?«, fragte Tyrion gespannt.
Prinz Oberyn schwenkte seinen Wein und antwortete: »Als der Junge Drache vor langer Zeit Dorne eroberte, hat er uns nach der Unterwerfung von Sonnspeer den Lord von Rosengarten als Herrscher vor die Nase gesetzt. Dieser Tyrell ist mit seinem Gefolge von Burg zu Burg gezogen, hat Rebellen gejagt und dafür gesorgt, dass unsere Knie gebeugt blieben. Er kam mit vielen Männern, besetzte eine Burg, blieb einen Mond und ritt zur nächsten Burg. Dabei war es seine Gewohnheit, die Lords aus ihren eigenen Gemächern zu vertreiben und ihre Betten für sich zu beanspruchen. Eines Nachts fand er sich unter einem schweren samtenen Betthimmel wieder. Neben dem Kopfkissen hing ein Band, mit dem er läuten konnte, falls er ein Mädchen haben wollte. Er hatte Geschmack an dornischen Frauen gefunden, dieser Lord Tyrell, und wer wollte ihm das verübeln? Also zog er an dem Band, und da teilte sich der Baldachin über ihm und hundert rote Skorpione fielen ihm auf den Kopf. Sein Tod entfachte einen Flächenbrand, der sich bald über ganz Dorne ausbreitete, und innerhalb von vierzehn Tagen hatte der Junge Drache alle Gebiete, die er erobert hatte, wieder verloren. Die knienden Männer erhoben sich, und wir waren wieder frei.«
»Die Geschichte kenne ich«, meinte Tyrion. »Was wollt Ihr damit sagen?«
»Nur dies: Falls ich je ein Band neben meinem eigenen Bett vorfinden sollte,
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