Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
Mund aufmache, das werde ich ihnen sagen.«
»Tyrion«, mahnte Lord Tywin, »du sprichst nur, wenn wir dich dazu auffordern. Nimm dies als Warnung.«
Tyrion verstummte. Er kochte vor Wut.
Nun waren die Schwarzkessels an der Reihe, alle drei hintereinander. Osney und Osfryd schilderten sein Abendessen mit Cersei vor der Schlacht am Schwarzwasser und berichteten von den Drohungen, die er ausgestoßen hatte.
»Er hat zu Ihrer Gnaden gesagt, er wolle ihr Leid zufügen«, erklärte Ser Osfryd. »Ihr wehtun.« Sein Bruder Osney führte die Geschichte weiter aus. »Er hat behauptet, er würde nur auf einen Tag warten, an dem sie glücklich sei, und dann würde er ihr all ihren Frohsinn zu Asche in ihrem Mund verwandeln. « Keiner von beiden erwähnte Alayaya mit einem einzigen Wort.
Ser Osmund Schwarzkessel, der in seiner tadellosen Schuppenrüstung und dem weißen Wollmantel ein Bild von einem Ritter abgab, schwor, dass König Joffrey seit langem von den Mordabsichten seines Onkels gegen ihn gewusst habe. »An dem Tag, an dem sie mir den weißen Mantel angelegt hat«, berichtete er den Richtern, »hat dieser tapfere Junge zu mir gesagt: Guter Ser Osmund, bewacht mich wohl, denn mein Onkel liebt mich nicht. Er will an meiner Stelle König werden. «
Das war mehr, als Tyrion ertragen konnte. »Lügner!« Er kam zwei Schritte weit, ehe die Goldröcke ihn zurückzerrten.
Lord Tywin runzelte die Stirn. »Müssen wir dich erst an Händen und Füßen in Eisen legen wie einen gemeinen Räuber? «
Tyrion knirschte mit den Zähnen. Der zweite Fehler, Narr, Narr, Narr von einem Zwerg. Beruhige dich, oder dein Schicksal ist besiegelt. »Nein. Ich bitte um Verzeihung, Mylords. Seine Lügen haben mich wütend gemacht.«
»Seine wahren Worte, meinst du«, warf Cersei ein. »Vater, ich bitte Euch, legt ihn in Ketten, zu Eurem eigenen Schutz. Ihr seht ja, wie er sich aufführt.«
»Ich sehe einen Zwerg«, erwiderte Prinz Oberyn. »An dem Tag, an dem ich den Zorn eines Zwerges fürchte, ertränke ich mich selbst in einem Fass Rotwein.«
»Wir brauchen keine Ketten.« Lord Tywin blickte zum Fenster hinaus und erhob sich. »Es ist spät geworden. Wir setzen die Verhandlung morgen fort.«
In dieser Nacht, während er allein in seiner Turmzelle vor einem leeren Blatt Pergament und einem Becher Wein saß, dachte Tyrion an seine Ehefrau. Nicht an Sansa, sondern an seine erste Frau, Tysha. Das Hurenweib, nicht das Wolfsweib. Ihre Liebe war Heuchelei gewesen, und dennoch hatte er daran geglaubt und sich darüber gefreut. Gib mir süße Lügen und behalte deine bitteren Wahrheiten. Er trank seinen Wein und ließ seine Gedanken zu Shae schweifen. Später, als ihm Ser Kevan seinen spätabendlichen Besuch abstattete, fragte Tyrion nach Varys.
»Glaubst du, der Eunuch wird zu deinen Gunsten aussagen? «
»Ich werde es nicht wissen, ehe ich mit ihm gesprochen habe. Schickt ihn zu mir, Onkel, wenn Ihr so gut sein wollt.«
»Wie du wünschst.«
Die Maester Ballabar und Frenken eröffneten den zweiten Verhandlungstag. Sie hatten König Joffreys edlen Leichnam geöffnet, schworen sie, und keinen Bissen Taubenpastete oder
andere Speisen in der königlichen Kehle entdeckt. »Es war Gift, das ihn getötet hat, Mylords«, stellte Ballabar fest, und Frenken nickte feierlich.
Danach führte man Großmaester Pycelle herein, der sich auf einen Stock stützen musste und beim Gehen heftig zitterte. Ein paar weiße Haare sprossen aus seinem Hühnerkinn. Er war zu gebrechlich geworden, um zu stehen, daher gestanden ihm die Richter einen Stuhl zu, der herbeigeholt wurde, und dazu einen Tisch. Auf dem Tisch stand eine Reihe kleiner Gefäße. Voller Genuss benannte Pycelle jedes einzelne davon.
»Graukäppchen«, sagte er mit bebender Stimme, »aus Fliegenpilzen. Nachtschatten, Schlafsüß, Dämonentanz. Dies ist Blindaug. Witwenblut heißt dieses wegen der Farbe. Ein grausamer Trank. Es blockiert Blase und Gedärme eines Mannes, bis er in seinen eigenen Giften ertrinkt. Dies ist Eisenhut, hier Basiliskengift, und das dort nennt man die Tränen von Lys. Ja, ich erkenne sie alle. Der Gnom Tyrion Lennister hat sie aus meinen Gemächern gestohlen, als er mich unter falschen Anschuldigungen in den Kerker werfen ließ.«
»Pycelle«, rief Tyrion und riskierte den Zorn seines Vaters, »kann eines dieser Gifte einen Mann ersticken lassen?«
»Nein. Dazu bedarf es eines selteneren Giftes. Als ich noch ein Junge in der Citadel war, nannten meine Lehrer es
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