Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)
die Wahrheit schon aus dir herausholen, Bastard.«
»Ich habe Euch die Wahrheit gesagt. Unsere Pferde waren am Ende, und Rasselhemd war uns dicht auf den Fersen. Qhorin hat mir befohlen, so zu tun, als wolle ich mich den Wildlingen anschließen. Du darfst dich nicht gegen das sträuben, was sie von dir verlangen, hat er gesagt. Er wusste, dass sie mich zwingen würden, ihn zu töten. Rasselhemd hätte ihn sowieso umgebracht, das war ihm klar.«
»Und jetzt behauptest du, der große Qhorin Halbhand habe diese Kreatur gefürchtet?« Slynt sah Rasselhemd an und schnaubte.
»Alle Männer fürchten den Herrn der Knochen«, knurrte der Wildling. Ser Glendon trat ihn, und er versank wieder in Schweigen.
»Das habe ich nicht gesagt«, erwiderte Jon.
Slynt schlug mit der Faust auf den Tisch. »Ich habe es doch selbst gehört! Ser Allisar hat dich schon richtig eingeschätzt, scheint es mir. Aus deinem Bastardmund kommen nur Lügen. Nun, ich werde sie nicht dulden. Ganz bestimmt nicht! Vielleicht hast du diesen verkrüppelten Hufschmied zum Narren gehalten, aber nicht Janos Slynt! Oh, nein. Janos Slynt lässt sich nicht so einfach belügen. Hast du geglaubt, mein Schädel sei mit Stroh gefüllt?«
»Ich habe keine Ahnung, womit Euer Schädel gefüllt ist. Mylord.«
»Lord Schnee ist vor allem arrogant«, sagte Ser Allisar. »Er hat Qhorin ermordet, so wie seine abtrünnigen Freunde Lord Mormont getötet haben. Es würde mich nicht überraschen, wenn er auch an diesem Mordkomplott beteiligt war. Benjen Stark könnte seine Hand ebenfalls im Spiel haben. Nach allem, was wir wissen, sitzt er jetzt wahrscheinlich in Manke Rayders Zelt. Ihr kennt diese Starks, Mylord.«
»In der Tat«, sagte Janos Slynt. »Ich kenne sie nur zu gut.«
Jon zog sich den Handschuh aus und zeigte ihnen seine verbrannte Hand. »Ich habe mir die Hand verbrannt, als ich Lord Mormont gegen einen Wiedergänger verteidigt habe. Und mein Onkel war ein Ehrenmann. Er hätte nie und nimmer gegen sein Gelübde verstoßen.«
»Genauso wenig wie du?«, spottete Ser Allisar.
Septon Cellador räusperte sich. »Lord Slynt«, warf er ein, »dieser Junge hat sich geweigert, sein Gelübde in der Septe abzulegen, wie es sich gehört, stattdessen ist er auf die andere Seite der Mauer zu einem Herzbaum gegangen und hat die Worte dort gesprochen. Vor den Göttern seines Vaters, hat er behauptet, aber das sind auch die Götter der Wildlinge!«
»Es sind die Götter des Nordens, Septon.« Maester Aemon sprach höflich, aber bestimmt. »Mylords, als Donal Noye fiel, war es dieser junge Mann, der den Befehl über die Mauer übernahm und sie hielt, und das gegen die versammelte Macht des Nordens. Er hat sich als tapfer, treu und einfallsreich erwiesen.
Wäre er nicht gewesen, hättet Ihr bei Eurer Ankunft Manke Rayder dort vorgefunden, wo Ihr jetzt sitzt, Lord Slynt. Ihr tut ihm Unrecht. Jon Schnee war Lord Mormonts Bursche und sein Knappe. Für diese Aufgabe wurde er ausgewählt, weil der Lord Kommandant große Hoffnungen in ihn setzte. Genau wie ich.«
»Hoffnungen?«, meinte Slynt. »Nun, Hoffnungen können trügerisch sein. Qhorin Halbhands Blut klebt an seinen Händen. Mormont hat ihm vertraut, sagt Ihr, aber was bedeutet das schon? Ich weiß, was es heißt, von Männern verraten zu werden, denen man vertraut. Oh, ja. Und ich weiß auch, wie sich Wölfe benehmen.« Er zeigte auf Jons Gesicht. »Dein Vater ist als Verräter gestorben.«
»Mein Vater wurde ermordet.« Jon scherte sich nicht mehr darum, was sie ihm antaten, aber er würde sich keine weiteren Lügen über seinen Vater anhören.
Slynt lief dunkelrot an. »Ermordet? Du anmaßender Welpe. König Robert war noch nicht einmal kalt, als Lord Eddard sich bereits gegen seinen Sohn wandte.« Er erhob sich; zwar war er kleiner als Mormont, dafür hatte er jedoch eine breite Brust und dicke Arme und einen dazu passenden Bauch. Ein kleiner goldener Speer mit rot emaillierter Spitze war an der Schulter an seinem Mantel befestigt. »Dein Vater ist durch das Schwert gestorben, doch er war von hoher Geburt, die Hand des Königs. Für dich wird eine Schlinge genügen. Ser Allisar, bringt diesen Abtrünnigen in eine Eiszelle.«
»Mylord ist sehr weise.« Ser Allisar ergriff Jon am Arm.
Jon riss sich los und packte den Ritter mit solcher Kraft am Hals, dass er ihn vom Boden hob. Er hätte ihn erdrosselt, wären nicht die Männer aus Ostwacht eingeschritten. Thorn taumelte zurück und rieb sich die roten Abdrücke,
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