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Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 6 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 6 - A Storm of Swords. Book Three of A Song of Ice and Fire (2) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
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einem so starken Met allerdings, dass Jon die Augen tränten und Feuerschlangen durch seine Brust krochen. Nach der Eiszelle und der kalten Fahrt im Käfig war ihm die Wärme willkommen.
    Tormund nahm den Schlauch zurück, gönnte sich noch einen Schluck und wischte sich den Mund ab. »Der Magnar von Thenn hatte uns geschworen, er würde das Tor für uns öffnen, so dass wir nur noch singend hindurchzumarschieren bräuchten. Er wollte die ganze Mauer zum Einsturz bringen.«
    »Ein Teil ist auch eingestürzt«, meinte Jon. »Über seinem Kopf.«
    »Har!«, sagte Tormund. »Nun, ich hatte nie viel für Styr übrig. Wenn ein Mann weder Bart noch Haar noch Ohren hat, kann man ihn nicht richtig festhalten, wenn man gegen ihn kämpft.« Er ließ sein Pferd langsam gehen, damit Jon neben ihm herhumpeln konnte. »Was ist mit deinem Bein passiert?«
    »Ein Pfeil. Einer von Ygritte, glaube ich.«
    »Das ist die richtige Frau für dich. Erst küsst sie dich, am nächsten Tag schießt sie mit Pfeilen nach dir.«
    »Sie ist tot.«
    »Ja?« Tormund schüttelte traurig den Kopf. »Was für eine Schande. Wäre ich zehn Jahre jünger, hätte ich sie mir selbst geraubt. Dieses Haar. Nun, die heißesten Feuer brennen am schnellsten nieder.« Er hob den Metschlauch. »Auf Ygritte, die vom Feuer Geküsste!« Er trank einen tiefen Schluck.
    »Auf Ygritte, die vom Feuer Geküsste«, wiederholte Jon, als
Tormund ihm den Schlauch reichte. Er nahm einen noch tieferen Schluck.
    »Hast du sie getötet?«
    »Mein Bruder.« Jon hatte nie erfahren, welcher, und er wollte es auch gar nicht wissen.
    »Ihr verfluchten Krähen.« Tormunds Stimme klang schroff und trotzdem seltsam sanft. »Dieser Langspeer hat mir meine Tochter geraubt. Munda, mein kleiner Herbstapfel. Hat sie geradewegs aus meinem Zelt geholt, während ihre vier Brüder dabei waren. Toregg hat es verschlafen, dieser große Rüpel, und Torwynd – nun, Torwynd der Friedliche, das sagt ja wohl schon alles, oder? Die Jüngeren haben dem Kerl wenigstens einen Kampf geliefert.«
    »Und Munda?«, fragte Jon.
    »Die ist von meinem Blute«, sagte Tormund stolz. »Sie hat ihm die Lippe aufgeschlagen und das halbe Ohr abgebissen, und wie ich höre, hat er so viele Kratzer auf dem Rücken, dass er keinen Mantel tragen kann. Sie mag ihn offensichtlich ganz gern. Warum auch nicht? Schließlich kämpft er gar nicht mit einem Speer. Hat er nie getan. Woher, meinst du also, hat er seinen Namen? Har!«
    Jon musste lachen. Sogar jetzt, sogar hier. Ygritte hatte Langspeer Ryk gern gemocht. Hoffentlich würde er mit Tormunds Munda ein wenig Freude haben. Irgendwer musste doch irgendwo ein wenig Freude haben.
    »Du weißt gar nichts, Jon Schnee«, hätte Ygritte ihm gesagt. Ich weiß, dass ich sterben werde, dachte er. Immerhin das weiß ich. »Alle Männer sterben«, hörte er sie fast sagen, »und Frauen ebenso, und jedes Tier, das fliegt oder schwimmt oder läuft. Es geht nicht darum, wann man stirbt, Jon Schnee, sondern darum, wie man stirbt.« Du hast leicht reden, antwortete er in Gedanken. Du bist tapfer im Kampf gestorben, während du die Burg eines Feindes gestürmt hast. Ich werde als Abtrünniger und Mörder sterben. Und er würde auch nicht schnell sterben, es sei denn, der Tod würde ihn durch Mankes Schwert ereilen.

    Bald hatten sie die Zelte erreicht. Es war das übliche Wildlingslager, ein weitläufiges Gewirr von Feuern und Pissgruben, Kindern und Ziegen, die frei umherstreiften, von Schafen, die zwischen den Bäumen blökten, und Pferdehäuten, die zum Trocknen aufgespannt waren. Das Lager besaß weder Plan noch Ordnung oder Verteidigungsanlagen. Aber überall waren Männer und Frauen und Tiere.
    Viele beachteten ihn gar nicht, doch für jeden, der sich nur um seine eigenen Angelegenheiten kümmerte, blieben zehn stehen und starrten ihn an: Kinder, die an den Feuern hockten, alte Frauen in Hundekarren, Höhlenbewohner mit bemalten Gesichtern, Räuber, auf deren Schilde Krallen, Schlangen und abgetrennte Köpfe gemalt waren, sie alle drehten sich zu ihm um. Jon sah auch Speerfrauen, deren langes Haar vom nach Kiefern duftenden Wind zerzaust wurde, der durch die Bäume strich.
    Eigentlich gab es hier gar keine Hügel, doch man hatte Manke Rayders weißes Fellzelt an einer erhöhten, steinigen Stelle am Rande der Bäume errichtet. Der König-jenseits-der-Mauer wartete davor, sein zerlumpter rot-schwarzer Mantel wehte im Wind. Harma Hundekopf war bei ihm, bemerkte Jon, die von ihren

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