Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
Rosengarten hätte mit einem Verlöbnis zufrieden sein sollen. Cersei schaute zu Maes Tyrell hinüber, der zwischen seiner Gemahlin und seiner Mutter stand. Ihr habt mich zu diesem Zerrbild einer Hochzeit gezwungen, Mylord, und das werde ich nicht so bald vergessen.
Als es Zeit war, die Mäntel zu tauschen, sank die Braut anmutig auf die Knie, und Tommen legte ihr das schwere Ungetüm aus Goldtuch um, das Robert schon Cersei bei ihrer eigenen Vermählung umgehängt hatte und auf dessen Rücken der aus Onyxperlen gearbeitete gekrönte Hirsch der Baratheons prangte. Cersei wäre der feine rote Seidenmantel lieber gewesen, der bei Joffreys Hochzeit zum Einsatz gekommen war. »Diesen Mantel hat schon mein Hoher Vater meiner Hohen Mutter umgehängt«, erklärte sie den Tyrells, doch die Dornenkönigin hatte sich auch hier widersetzt. »Dieses alte Ding?«, hatte die Greisin gefragt. »Das sieht doch schon ein bisschen schäbig aus … und, darf ich sagen, wäre das nicht eine unglückliche Wahl? Wäre ein Hirsch nicht angemessener für König Roberts leiblichen Sohn? Zu meinen Zeiten hat eine Braut die Farben ihres Gemahls angelegt, und nicht die seiner Hohen Mutter.«
Dank Stannis und seinem unflätigen Brief kursierten bereits zu viele Gerüchte über Tommens Abstammung. Cersei wagte nicht, noch mehr Öl ins Feuer zu gießen, indem sie darauf bestand, seiner Braut das Purpurrot der Lennisters umzulegen, daher gab sie sich so würdevoll wie möglich geschlagen. Doch all das Gold und Onyx sehen zu müssen, erfüllte sie trotz allem mit Groll. Je mehr wir diesen Tyrells gewähren, desto mehr verlangen sie.
Nachdem die Gelübde gesprochen waren, traten der König und seine neue Königin vor die Septe, um Glückwünsche entgegenzunehmen. »Westeros hat jetzt zwei Königinnen, und die junge ist ebenso wunderschön wie die alte«, tönte Layl Rallenhall, ein Einfaltspinsel von einem Ritter, der Cersei oft an ihren verstorbenen, unbetrauerten Gemahl erinnerte. Am liebsten hätte sie ihn mit einer Ohrfeige belohnt. Gil Rosby wollte ihr die Hand küssen, schaffte es jedoch lediglich, auf ihre Finger zu husten. Lord Rothweyn küsste sie auf eine Wange, Maes Tyrell auf beide. Großmaester Pycelle erklärte Cersei, sie habe nicht etwa einen Sohn verloren, sondern vielmehr eine Tochter gewonnen. Zumindest blieb ihr Lady Tandas tränenreiche Umarmung erspart. Keine der Schurwerth-Frauen war erschienen, und immerhin das erfüllte die Königin mit Dankbarkeit.
Zu den letzten Gratulanten gehörte Kevan Lennister. »Wie mir zu Ohren gekommen ist, wollt Ihr uns wegen einer anderen Hochzeit verlassen«, sagte die Königin.
»Hartstein hat die Gebrochenen aus Burg Darry vertrieben«, antwortete er. »Lancels Braut erwartet uns dort.«
»Wird Eure Hohe Gemahlin zu den Feierlichkeiten anreisen?«
»Die Flusslande sind noch immer zu gefährlich. Vargo Hoats Abschaum treibt sich dort noch herum, und Beric Dondarrion hat Frey aufgeknüpft. Stimmt es, dass Sandor Clegane sich ihm angeschlossen hat?«
Woher weiß er das? »Manche behaupten das. Die Berichte sind nicht eindeutig.« Der Vogel war gestern Nacht eingetroffen, aus einer Septei auf einer Insel nahe der Mündung des Tridents. Die nahe gelegene Stadt Salzpfann war brutal von einer Bande Geächteter geplündert worden, und einige der Überlebenden behaupteten, sie hätten eine brüllende Bestie im Helm des Bluthunds unter den Plünderern gesehen. Angeblich hatte er ein Dutzend Männer getötet und ein zwölfjähriges Mädchen vergewaltigt. »Zweifelsohne wird Lancel erpicht darauf
sein, Clegane und Lord Beric zur Strecke zu bringen, um den Königsfrieden in den Flusslanden wiederherzustellen.«
Ser Kevan sah ihr einen Moment in die Augen. »Mein Sohn ist nicht der richtige Mann, um sich mit Sandor Clegane anzulegen.«
Immerhin darin sind wir uns einig. »Vielleicht aber sein Vater.«
Der Mund ihres Onkels nahm einen harten Zug an. »Wenn meine Dienste nicht auf dem Stein gebraucht werden …«
Eure Dienste wurden hier gebraucht. Cersei hatte ihren Vetter Damion Lennister zum Kastellan des Steins und einen anderen Vetter, Ser Dawen Lennister, zum Wächter des Westens ernannt. Unverschämtheit hat ihren Preis, Onkel. »Bringt uns Sandors Kopf, und ich bin gewiss, Seine Gnaden wird sich äußerst dankbar zeigen. Joff mag den Mann gemocht haben, aber Tommen hatte stets Angst vor ihm … mit gutem Grund, scheint mir.«
»Wenn ein Hund bösartig wird, liegt die Schuld bei seinem
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