Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
Herrn«, erwiderte Ser Kevan. Damit drehte er sich um und ging davon.
Jaime eskortierte sie zum Kleinen Saal, wo das Fest vorbereitet wurde. »Ich gebe dir die Schuld an alldem«, flüsterte sie unterwegs. » Lass sie heiraten, hast du gesagt. Margaery sollte um Joffrey trauern und nicht seinen Bruder ehelichen. Sie sollte ebenso krank vor Gram sein wie ich. Ich glaube nicht, dass sie Jungfrau ist. Renly hatte einen Schwanz, oder vielleicht nicht? Er war Roberts Bruder, er hatte bestimmt einen Schwanz. Wenn diese ekelhafte alte Vettel denkt, ich würde erlauben, dass mein Sohn …«
»Du bist Lady Olenna bald genug los«, unterbrach Jaime sie leise. »Sie bricht morgen nach Rosengarten auf.«
»Sagt sie.« Cersei traute dem Versprechen einer Tyrell nicht.
»Sie wird uns verlassen«, beharrte er. »Maes führt die halbe Streitmacht der Tyrells nach Sturmkap, und die andere Hälfte kehrt mit Ser Garlan in die Weite zurück, um seinen Anspruch
auf Klarwasser durchzusetzen. In ein paar Tagen sind von den Rosen nur noch Margaery, ihre Damen und ein paar Wachen hier.«
»Und Ser Loras. Oder hast du deinen Geschworenen Bruder vergessen?«
»Ser Loras ist ein Ritter der Königsgarde.«
»Ser Loras ist so sehr ein Tyrell, dass er Rosenwasser pisst. Man hätte ihm niemals den weißen Mantel umlegen dürfen.«
»Meine Wahl wäre er nicht gewesen, das gebe ich zu. Niemand hat sich die Mühe gemacht, mich zu Rate zu ziehen. Mit Loras wird es allerdings keine Probleme geben, glaube ich. Wenn ein Mann diesen Mantel anlegt, verändert ihn das.«
» Dich hat es ganz gewiss verändert, und nicht zum Besseren.«
»Ich liebe dich auch, süße Schwester.« Er hielt ihr die Tür auf und führte sie zum hohen Tisch und zu ihrem Platz neben dem König. Margaery saß auf Tommens anderer Seite, dem Ehrenplatz. Als sie Arm in Arm mit dem kleinen König eintrat, bestand sie darauf, Cersei auf die Wangen zu küssen und ihr um den Hals zu fallen. »Euer Gnaden«, sagte das Mädchen und strahlte wie poliertes Messing, »mir ist, als hätte ich eine zweite Mutter bekommen. Ich bete, dass wir einander sehr nahekommen und dass uns die Liebe zu Eurem süßen Sohn verbindet.«
»Ich habe meine beiden Söhne geliebt.«
»Joffrey schließe ich ebenfalls in meine Gebete ein«, antwortete Margaery, »ich habe ihn von ganzem Herzen geliebt, auch wenn ich keine Gelegenheit bekommen habe, ihn richtig kennen zu lernen.«
Lügnerin, dachte die Königin. Wenn du ihn auch nur eine Sekunde lang geliebt hättest, wärest du nicht in solch unziemlicher Hast mit seinem Bruder zum Altar geschritten. Seine Krone war es, die du wolltest. Für einen halben Groschen hätte sie der rosigen Braut gleich hier auf dem Podest vor dem halben Hof eine Ohrfeige versetzt.
Wie die Zeremonie selbst war auch die Feier bescheiden. Lady Alerie hatte die Vorbereitungen getroffen; Cersei hatte sich nicht überwinden können, diese Aufgabe nach dem traurigen Ausgang von Joffreys Hochzeit abermals auf sich zu laden. Lediglich sieben Gänge wurden serviert. Butterstampfer und Mondbub unterhielten die Gäste zwischen den Speisen, und während des Essens gab es Musik. Sie lauschten Dudelsäcken und Fiedeln, einer Laute, einer Flöte und einer Hohen Harfe. Der einzige Sänger war ein Günstling von Lady Margaery, ein ansehnlicher junger Gockel, der in alle möglichen Azurtöne gekleidet war und sich der Blaue Barde nannte. Er sang ein paar Liebeslieder und zog sich zurück. »Was für eine Enttäuschung«, beklagte sich Lady Olenna laut. »Ich hatte so gehofft, er würde ›Der Regen von Castamaer‹ zum Besten geben.«
Wann immer Cersei zu dem alten Weib hinüberschaute, tauchte das Gesicht von Maggy dem Frosch vor ihr auf, runzlig und furchtbar und weise. Alle alten Weiber sehen gleich aus, versuchte sie sich einzureden, mehr ist es nicht. In Wahrheit hatte die Zauberin mit dem krummen Rücken keinerlei Ähnlichkeit mit der Dornenkönigin gehabt, dennoch versetzte sie der Anblick von Lady Olennas abstoßendem Lächeln zurück in Maggys Zelt. Sie erinnerte sich an den Geruch der sonderbaren Gewürze aus dem Osten, an das weiche Zahnfleisch, als Maggy ihr das Blut aus dem Finger gesogen hatte. Königin wirst du werden, hatte die alte Frau mit roten, nassen und glänzenden Lippen versprochen, bis eine andere kommt, eine Jüngere und Schönere, die dich erniedrigt und dir alles nimmt, was dir lieb und teuer ist.
Cersei blickte an Tommen vorbei zu Margaery hinüber, die mit ihrem
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