Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
morgen noch hinter uns ist, kann ich mich dann mit ihm befassen. »Wie Ihr wollt«, sagte sie und lenkte die Stute auf die Bäume zu.
    Lord Brunns Burg blieb hinter ihnen zurück, und bald war sie außer Sicht. Wachbäume und Soldatenkiefern wuchsen um sie herum in die Höhe, hohe Speere in Grün, die in den Himmel stachen. Auf dem Waldboden bildeten gefallene Nadeln eine Schicht, die so dick wie eine Burgmauer war, dazwischen lagen Kiefernzapfen. Die Hufe ihrer Pferde schienen keine Geräusche zu verursachen. Es regnete leicht, hörte für eine Weile auf und begann von neuem, doch unter den Kiefern spürten sie kaum einen Tropfen.

    Im Wald kamen sie deutlich langsamer voran. Brienne ließ ihre Stute durch das grüne Dämmerlicht trotten und lenkte sie zwischen den Bäumen hindurch. Hier konnte man sich sehr leicht verirren, wurde ihr bewusst. Wohin sie auch schaute, überall sah alles gleich aus. Sogar die Luft wirkte grau und grün und still. Kiefernäste kratzten an ihren Armen und scharrten laut über ihren frisch bemalten Schild. Die unheimliche Stille setzte ihr mit jeder Stunde, die verstrich, mehr zu.
    Auch dem Flinken Dick schien sie zu schaffen zu machen. Spät am Tage, als die Dämmerung anbrach, versuchte er zu singen. » Es lebte ein Bär, ein Bär, ein Bär! Ganz schwarz und braun und voll Fell war er«, sang er, und seine Stimme klang so kratzig wie eine Wollhose. Die Kiefern verschluckten sein Lied, so wie sie auch den Wind und den Regen aufsaugten. Nach einer Weile hörte er auf.
    »Hier ist es unheimlich«, sagte Podrick. »Das ist ein schrecklicher Ort.«
    Brienne empfand dasselbe, allerdings würde es niemandem helfen, wenn sie das eingestand. »In einem Kiefernwald ist es düster, aber es ist auch nur ein Wald. Hier gibt es nichts, wovor wir uns fürchten müssten.«
    »Was ist mit den Quatschern? Und den Köpfen?«
    »Der Junge ist schlau«, meinte der Flinke Dick und lachte.
    Brienne warf ihm einen verärgerten Blick zu. »Es gibt keine
    Quatscher«, erklärte sie Podrick. »Und auch keine Köpfe.«
    Es ging die Hügel hinauf und die Hügel hinunter. Brienne ertappte sich dabei, wie sie betete, der Flinke Dick möge ein ehrlicher Bursche sein und wissen, wohin er sie führte. Sich selbst traute sie kaum zu, zum Meer zurückzufinden. Tag oder Nacht, der Himmel war grau verhangen, und weder Sonne noch Sterne würden ihr helfen, den Weg zu finden.
    An diesem Abend schlugen sie ihr Lager früh auf, nachdem sie einen Hang hinuntergeritten waren und plötzlich am Rand eines glitzernden Sumpfes standen. Im graugrünen Licht wirkte der Boden fest genug, doch als sie hinausritten, sanken
ihre Pferde bis zum Bauch ein. Also mussten sie umkehren und sich auf festen Boden zurückmühen. »Nicht schlimm«, versicherte Krabb ihnen. »Wir reiten den Hügel wieder hinauf und suchen uns einen anderen Weg.«
    Am nächsten Tag blieb alles wie gehabt. Sie ritten durch Pinienwald und Sumpf unter einem dunklen Himmel und zeitweise im Regen dahin, an Schlucklöchern und Höhlen und den Ruinen alter Festungen vorbei, deren Steine mit Moos überzogen waren. Jeder Trümmerhaufen hatte seine Geschichte, und der Flinke Dick erzählte sie ihnen alle. Wenn man ihm so zuhörte, mussten die Männer des Klauenhorns ihre Kiefern mit Blut gegossen haben. Brienne verlor bald die Geduld. »Wie lange noch?«, wollte sie schließlich wissen. »Wir haben doch inzwischen vermutlich schon jeden Baum auf dem Klauenhorn gesehen.«
    »Wohl kaum«, antwortete Krabb. »Aber wir sind nahe am Gewisper. Seht Ihr, der Wald lichtet sich schon. Bald sind wir an der Meerenge.«
    Bei diesem Narren, den er mir versprochen hat, wird es sich wahrscheinlich um mein Spiegelbild in einem Tümpel handeln, dachte Brienne, doch es erschien ihr sinnlos, jetzt umzukehren, nachdem sie so weit gekommen war. Allerdings war sie müde, das konnte sie nicht leugnen. Ihre Schenkel waren vom Reiten verhärtet wie Eisen, und in den letzten Nächten hatte sie nur vier Stunden geschlafen, während Podrick Wache hielt. Falls der Flinke Dick beabsichtigte, sie zu ermorden, würde es wohl hier geschehen, in einer Gegend, die er gut kannte. Vielleicht führte er sie zu einer Räuberhöhle, wo er Kumpane hatte, die ebenso niederträchtig waren wie er selbst. Oder er ließ sie einfach im Kreis laufen, bis der Reiter sie eingeholt hatte. Von dem Mann hatten sie nichts mehr gesehen, seit sie Lord Brunns Burg hinter sich gelassen hatten, trotzdem musste das nicht heißen, dass

Weitere Kostenlose Bücher