Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)

Titel: Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George R. R. Martin
Vom Netzwerk:
er die Jagd aufgegeben hatte.
    Vielleicht werde ich ihn töten müssen, sagte sie sich eines Nachts, während sie im Lager auf und ab schritt. Bei dem Gedanken
wurde ihr übel. Ihr alter Waffenmeister hatte stets bezweifelt, dass sie hart genug für die Schlacht war. »In Euren Armen steckt die Kraft eines Mannes«, hatte Ser Gutwinn ihr mehr als einmal gesagt, »aber Euer Herz ist so weich wie das jeder Frau. Es ist eine Sache, im Hof mit einem stumpfen Schwert in der Hand zu üben, und eine ganz andere, einem Mann den scharfen Stahl einen halben Meter tief in die Gedärme zu stoßen und zu sehen, wie das Licht in seinen Augen erlischt.« Um sie abzuhärten, hatte Ser Gutwinn sie zum Metzger ihres Vaters geschickt, wo sie Lämmer und Ferkel schlachten sollte. Die Ferkel quiekten, und die Lämmer schrien wie verängstigte Kinder. Danach hatte Brienne vor Tränen in den Augen nichts mehr sehen können, und ihre Kleidung war so mit Blut besudelt gewesen, dass sie ihrer Zofe befohlen hatte, die Sachen zu verbrennen. Dennoch hegte Ser Gutwinn weiterhin seine Zweifel. »Ein Ferkel ist ein Ferkel. Ein Mann ist etwas anderes. Als ich in Eurem Alter war, ein Knappe damals, hatte ich einen Freund, der stark und schnell und behände war, ein wahrer Recke auf dem Übungshof. Wir alle wussten, dass aus ihm eines Tages ein hervorragender Ritter werden würde. Dann kam der Krieg zu den Trittsteinen. Ich sah, wie mein Freund seinen Gegner auf die Knie zwang und ihm die Axt aus der Hand schlug, doch als er es hätte beenden müssen, hat er einen halben Herzschlag lang innegehalten. In der Schlacht bedeutet ein halber Herzschlag ein Leben. Der Mann zog den Dolch und fand eine Fuge in der Rüstung meines Freundes. Seine Kraft, seine Schnelligkeit, seine Tapferkeit, sein hart erarbeitetes Geschick … das alles war weniger wert als der Furz eines Mimen, weil er vor dem Töten zurückscheute. Vergesst das nicht, Mädchen.«
    Nein, versprach sie seinem Schatten dort im Kiefernwald. Sie setzte sich auf einen Stein, zog ihr Schwert aus der Scheide und begann, es zu schärfen. Ich werde es nicht vergessen, und ich bete darum, dass ich nicht zurückscheuen werde.
    Der nächste Tag dämmerte trüb und kalt und wolkenverhangen.
Der Sonnenaufgang war nicht zu sehen, doch als die Schwärze sich in Grau verwandelte, wusste Brienne, dass es an der Zeit war, abermals die Pferde zu satteln. Sie ritten durch die Kiefern, der Flinke Dick voran. Brienne blieb dicht hinter ihm, und Podrick bildete auf seinem gescheckten Traber den Schluss.
    Die Burg tauchte ohne Vorwarnung vor ihnen auf. Eben befanden sie sich noch im tiefsten Wald, wo meilenweit nur Kiefern zu sehen waren. Dann ritten sie um einen großen Felsen, und vor ihnen tauchte eine Lücke auf. Eine Meile weiter endete der Wald abrupt. Jenseits davon sah sie Himmel und Meer … und eine alte, verfallene Burg, verlassen und überwuchert, am Rande der Klippen. »Das Gewisper«, sagte der Flinke Dick. »Horcht. Ihr könnt die Köpfe hören.«
    Podrick stand der Mund offen. »Ich höre sie.«
    Brienne vernahm es ebenfalls. Ein fernes, leises Murmeln, das aus dem Boden und aus der Burg zu kommen schien. Das Geräusch wurde lauter, als sie sich den Klippen näherten. Das Meer, begriff sie plötzlich. Die Wellen hatten unten Löcher in die Klippen gefressen und rauschten nun durch die Höhlen und Gänge unter der Erde. »Es gibt keine Köpfe«, sagte sie, »das sind nur die Wellen, die du flüstern hörst.«
    »Wellen flüstern nicht. Es sind Köpfe.«
    Die Burg war ohne Mörtel aus alten Steinen errichtet worden, von denen keiner dem anderen glich. Dickes Moos wuchs in den Spalten zwischen den Steinen, und Bäume sprossen aus den Fundamenten. Die meisten alten Festungen hatten einen Götterhain. Dem Anschein nach hatte das Gewisper sonst kaum etwas. Brienne ließ ihre Stute bis zum Rand der Klippe gehen, wo die äußere Mauer eingestürzt war. Auf den zerbröckelnden Steinhaufen wuchs roter Giftefeu. Sie band das Pferd an einen Baum und wagte sich näher an den Abgrund heran. Fünfzehn Meter unter ihr umwirbelten die Wellen die Überreste eines eingestürzten Turms. Dahinter entdeckte sie den Eingang einer Höhle.

    »Das ist der alte Leuchtturm«, sagte der Flinke Dick, der von hinten an sie herantrat. »Er ist eingestürzt, als ich halb so alt war wie Pod. Es gab mal eine Treppe hinunter zur Bucht, aber als die Klippe eingestürzt ist, wurde sie mitgerissen. Danach sind hier auch keine Schmuggler

Weitere Kostenlose Bücher