Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
die Flecken selbst mit acht bekommen hatte. »Gut«, sagte sie. »Und die Zofe? Ist sie überzeugend?«
»Wenn man sie nicht gerade aus der Nähe ansieht. Der Gnom hat sie persönlich zu diesem Zwecke ausgewählt und ihr gegenüber vielen Mädchen von edlerer Geburt den Vorzug gegeben. Myrcella hat ihr geholfen, Locken in die Haare zu machen, und hat ihr die Flecken selbst ins Gesicht gemalt. Sie sind entfernt verwandt. In Lennishort wimmelt es von Lennys, Lennetts, Lenntells und niederen Lennisters, und die Hälfte von ihnen hat dieses gelbe Haar. In Myrcellas Morgenrock und mit der Salbe des Maesters im Gesicht … sie hätte auch mich fast getäuscht, im Dämmerlicht zumindest. Es war viel schwieriger, einen Mann zu finden, der meine Stelle einnimmt. Dake ist ungefähr so groß wie ich, aber zu fett, also habe ich Rolder in meine Rüstung gesteckt und ihm gesagt, er soll das Visier heruntergeklappt lassen. Der Mann ist zwar drei Zoll kleiner
als ich, aber vielleicht fällt das niemandem auf, solange ich nicht daneben stehe. Er wird jedenfalls in Myrcellas Zimmer bleiben.«
»Wir brauchen lediglich ein paar Tage. Dann ist die Prinzessin außerhalb der Reichweite meines Vaters.«
»Wo?« Er zog sie an sich heran und rieb das Gesicht an ihrem Hals. »Es ist an der Zeit, dass Ihr mich in den Rest des Plans einweiht, meint Ihr nicht?«
Sie lachte und schob ihn von sich. »Nein, es ist an der Zeit, dass wir uns auf den Weg machen.«
Der Mond hatte die Mondmaid gekrönt, als sie aus den staubtrockenen Ruinen von Bronnstein nach Südwesten aufbrachen. Arianne und Ser Arys übernahmen die Führung, Myrcella ritt auf einer munteren Stute zwischen ihnen. Garin folgte ihnen mit Sprenkel-Sylva dichtauf, während die beiden dornischen Ritter den Schluss bildeten. Wir sind sieben, fiel Arianne auf, während sie ritten. Daran hatte sie zuvor nicht gedacht, doch es schien ein gutes Omen für ihre Sache zu sein. Sieben Reiter auf dem Weg zum Ruhm. Eines Tages werden die Sänger uns alle unsterblich machen. Drey hatte sich mehr Männer gewünscht, aber dadurch hätten sie nur unerwünschte Aufmerksamkeit auf sich gelenkt, und jeder zusätzliche Mann verdoppelte das Risiko eines Verrats. So viel wenigstens hat mir mein Vater beigebracht. Selbst als Doran Martell noch jünger und kräftiger gewesen war, hatte die Vorsicht sein Wesen geprägt, und er hatte viel auf Verschwiegenheit und Geheimhaltung gegeben. Es wird Zeit, dass er seine Bürde niederlegt, aber ich werde keine Verletzung seiner Ehre oder seiner Person dulden. Sie würde ihn zurück in seine Wassergärten schicken, wo er die Jahre, die ihm noch blieben, inmitten lachender Kinder und umgeben vom Duft der Limonen und Orangen verbringen konnte. Ja, und Quentyn kann ihm Gesellschaft leisten. Nachdem ich Myrcella gekrönt und die Sandschlangen befreit habe, wird sich ganz Dorne unter meinen Bannern sammeln. Die Isenwalds würden sich für Quentyn erklären, sie allein stellten jedoch keine Bedrohung
dar. Wenn sie zu Tommen und den Lennisters überliefen, würde sie die Isenwalds von Dunkelstern mit Stumpf und Stiel ausrotten lassen.
»Ich bin müde«, klagte Myrcella nach einigen Stunden im Sattel. »Ist es noch weit? Wohin reiten wir denn?«
»Prinzessin Arianne bringt Euer Gnaden an einen Ort, wo Ihr in Sicherheit seid«, versprach Ser Arys.
»Die Reise dauert lange«, sagte Arianne, »aber sie wird weniger beschwerlich, wenn wir den Grünblut erreicht haben. Dort treffen wir uns mit Freunden von Garin, den Waisen des Flusses. Sie leben auf Booten und staken den Grünblut und seine Nebenflüsse hinauf und hinunter, fischen und pflücken Obst und erledigen alle Arbeiten, die notwendig sind.«
»Ja«, rief Garin fröhlich, »und wir singen und tanzen und spielen auf dem Wasser, und wir verstehen sehr viel von Heilkunst. Meine Mutter ist die beste Hebamme in ganz Westeros, und mein Vater kann Warzen behandeln.«
»Wie könnt Ihr Waisen sein, wenn Ihr Mütter und Väter habt?«, fragte das Mädchen.
»Sie sind die Rhoynar«, erklärte Arianne, »und ihre ›Mutter‹ war der Fluss Rhoyne.«
Myrcella begriff nicht. »Ich dachte, Ihr wärt die Rhoynar. Ihr Dornischen, meine ich.«
»Zum Teil sind wir das auch, Euer Gnaden. Nymerias Blut fließt in meinen Adern, zusammen mit dem von Mors Martell, dem dornischen Lord, den sie geheiratet hat. An dem Tag, an dem sie sich vermählten, setzte Nymeria ihre Schiffe in Brand, damit ihr Volk verstand, dass es keine Möglichkeit
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