Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
Hollards wurde das Land genommen, die Burg wurde geschleift, ihre Dörfer niedergebrannt. Wie die Finsterlyns wurde auch das Haus Hollard ausgelöscht.«
»Bis auf Dontos.«
»Richtig. Der junge Dontos war der Sohn von Ser Steffon Hollard, Ser Symons Zwillingsbruder, der einige Jahre zuvor
am Fieber gestorben war, und er hatte sich nicht an dem Aufstand beteiligt. Aerys hätte den Jungen trotzdem gern um einen Kopf kürzer gemacht, aber Ser Barristan bat ihn, sein Leben zu schonen. Der König konnte dem Mann, der ihn gerettet hatte, den Wunsch nicht abschlagen, und daher wurde Dontos als Knappe mit nach Königsmund genommen. Meines Wissens nach ist er nie nach Dämmertal zurückgekehrt, warum hätte er das auch tun sollen? Er besaß hier keine Ländereien, hatte keine Verwandten und keine Burg. Falls Dontos und dieses Nord-Mädchen sich an der Ermordung unseres geliebten Königs beteiligt haben, möchte mir scheinen, dass sie bestrebt sein sollten, so viele Meilen wie möglich zwischen sich und die Gerechtigkeit zu bringen. Sucht in Altsass nach ihnen, wenn es denn sein muss, oder jenseits der Meerenge. Sucht sie in Dorne oder auf der Mauer. Sucht woanders .« Er erhob sich. »Meine Raben rufen. Ihr werdet mir vergeben, wenn ich Euch einen guten Morgen wünsche.«
Der Weg zurück kam ihr länger vor als der Gang zur Dusterburg, was aber möglicherweise an ihrer Stimmung lag. Sie würde Sansa Stark in Dämmertal nicht finden, das schien offensichtlich. Falls Ser Dontos sie nach Altsass oder über die Meerenge gebracht hatte, wie der Maester vermutete, war Briennes Suche aussichtslos. Was gibt es für sie in Altsass?, fragte sie sich. Der Maester kennt sie nicht und auch Hollard nicht. Sie wäre niemals zu Fremden gegangen.
In Königsmund hatte Brienne eine der früheren Zofen von Sansa als Waschmagd in einem Bordell aufgespürt. »Ich habe Lord Renly gedient, ehe ich zu M’lady Sansa kam, und beide haben sich als Verräter entpuppt«, hatte sich Brella bitterlich bei ihr beklagt. »Kein Lord möchte nun noch etwas von mir wissen, also muss ich für die Huren waschen.«
Brienne fragte nach Sansa, und Brella antwortete: »Ich sage Euch, was ich schon Lord Tywin erzählt habe. Das Mädchen hat ständig gebetet. Sie ist in die Septe gegangen und hat ihre Kerzen angezündet wie eine anständige Lady, aber fast jede
Nacht hat sie den Götterhain aufgesucht. Sie ist in den Norden zurückgekehrt, ganz bestimmt. Dort wohnen ihre Götter .«
Der Norden allerdings war riesig, und Brienne hatte keine Ahnung, welchem der Vasallen ihres Vaters Sansa am meisten vertrauen würde. Oder würde es sie zu ihrem eigenen Blut ziehen? Zwar waren all ihre Geschwister tot, doch Brienne wusste, dass Sansa noch immer einen Onkel und einen Bastard-Halbbruder auf der Mauer hatte, die in der Nachtwache Dienst taten. Ein weiterer Onkel, Edmure Tully, saß als Gefangener in den Zwillingen, doch sein Onkel, Ser Brynden, hielt immer noch Schnellwasser. Zudem regierte Lady Catelyns jüngere Schwester das Grüne Tal von Arryn. Blut ruft Blut. Sansa hätte zu einem von ihnen fliehen können. Nur, zu welchem?
Die Mauer war zu weit entfernt und obendrein ein trostloser, unwirtlicher Ort. Und um Schnellwasser zu erreichen, musste das Mädchen die vom Krieg verheerten Flusslande durchqueren und den Belagerungsring der Lennisters überwinden. Nach Hohenehr zu gelangen wäre leichter, und Lady Lysa würde die Tochter ihrer Schwester sicherlich willkommen heißen …
Vor ihr machte die Gasse eine Biegung. Irgendwo war Brienne falsch abgebogen. Jetzt stand sie in einer Sackgasse, in einem kleinen, schlammigen Hof, wo drei Schweine um einen niedrigen Steinbrunnen lagen. Eins der Tiere quiekte, als es sie sah, und eine alte Frau, die Wasser holte, schaute auf und beäugte sie misstrauisch. »Was wollt Ihr?«
»Ich suche die Sieben Schwerter.«
»Da müsst Ihr zurückgehen. An der Septe links.«
»Ich danke Euch.« Brienne drehte sich um und wollte zurückgehen, doch sie stieß mit jemandem zusammen, der um die Biegung geeilt kam. Durch den Aufprall wurde der andere umgestoßen und landete auf dem Hinterteil im Schlamm. »Verzeihung«, murmelte sie. Es war nur ein Knabe; ein dürrer Bursche mit glattem, dünnem Haar und einem Gerstenkorn an einem Auge. »Bist du verletzt?« Sie reichte ihm die Hand
und wollte ihm aufhelfen, doch der Junge schob sich auf Ellbogen und Fersen rückwärts. Er mochte nicht älter sein als zehn oder zwölf, dennoch trug er
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