Das Lied von Eis und Feuer 7 - Martin, G: Lied von Eis und Feuer 7 - A Feast of Crows. A Song of Ice and Fire, vol 4 (4/1)
erinnerte sich an ausgebrannte Häuser, leere Straßen und an die zerstörten Stadttore. Wilde Hunde waren ihren Pferden hinterhergeschlichen, während aufgedunsene Leichen wie riesige bleiche Seerosen in dem quellgespeisten Becken trieben, das der Stadt den Namen gab. Jaime hat gesungen »Sechs Jungfrauen baden in einem Teich« und gelacht, als ich ihn gebeten habe, still zu sein. Und Randyll Tarly hielt sich ebenfalls in Jungfernteich auf, ein weiterer Grund, einen Bogen um die Stadt zu machen. Sie sollte besser ein Schiff nach Möwenstadt oder Weißwasserhafen nehmen. Ich könnte auch beides tun. Zuerst statte ich der Stinkenden Gans einen Besuch ab und rede mit diesem Flinken Dick, dann suche ich mir in Jungfernteich ein Schiff, das mich weiter nach Norden bringt.
Der Schankraum leerte sich langsam. Brienne brach ein Stück Brot in zwei Teile und lauschte den Gesprächen an den anderen Tischen. Die meisten drehten sich um den Tod von Lord Tywin Lennister. »Ermordet vom eigenen Sohn, heißt es«, sagte ein Einheimischer, ein Schuster, wie es schien, »von diesem abscheulichen kleinen Zwerg.«
»Und der König ist noch ein Kind«, meinte die älteste der vier Septas. »Wer soll uns nun regieren, bis er erwachsen ist?«
»Lord Tywins Bruder«, sagte ein Mann der Wache. »Oder dieser Lord Tyrell, könnte auch sein. Oder der Königsmörder.«
»Nicht der«, widersprach der Gastwirt. »Nicht der Eidbrecher.« Er spuckte ins Feuer. Brienne ließ das Brot fallen und wischte sich die Krümel von der Hose. Sie hatte genug gehört.
In dieser Nacht träumte sie wieder von Renlys Zelt. Alle Kerzen erloschen flackernd, und Kälte hüllte Brienne dicht ein. Durch die grüne Dunkelheit bewegte sich etwas, etwas Abscheuliches, Grauenhaftes, auf ihren König zu. Sie wollte ihn beschützen, doch ihre Glieder fühlten sich steif und starr an, und es erforderte mehr Kraft, die Hand zu heben, als sie aufbringen konnte. Und als das Schattenschwert durch die grüne Stahlhalsberge schlitzte und das Blut zu strömen begann, sah sie, dass der sterbende König gar nicht Renly war, sondern Jaime Lennister, und sie hatte ihn im Stich gelassen.
Die Schwester des Hauptmanns fand sie am nächsten Morgen im Schankraum, wo Brienne einen Becher Milch mit Honig und drei rohen Eiern trank. »Eine wundervolle Arbeit«, lobte die Jungfrau von Tarth, als die Frau ihr den frisch bemalten Schild zeigte. Darauf befand sich jetzt eher ein Bild als ein richtiges Wappen, und der Anblick versetzte sie viele Jahre zurück, in die kühle Dunkelheit der Waffenkammer ihres Vaters. Sie erinnerte sich daran, wie sie mit den Fingerspitzen über die abblätternde, verblassende Farbe gestrichen hatte, über die grünen Blätter des Baumes und über die Bahn des fallenden Sterns.
Brienne legte der Schwester des Hauptmanns noch einmal die Hälfte der Summe drauf, auf die sie sich geeinigt hatten, und schlang den Schild über die Schulter, als sie das Gasthaus verließ, nachdem sie ein wenig Zwieback, Käse und Mehl vom Koch erstanden hatte. Die Stadt verließ sie durch das Nordtor und ritt langsam durch die Felder und Höfe, wo die heftigsten Kämpfe stattgefunden hatten, als die Wölfe nach Dämmertal heruntergekommen waren. Lord Randyll Tarly hatte Joffreys Armee kommandiert, die aus Westerländern, Sturmländern und Rittern aus der Weite bestanden hatte. Seine Gefallenen hatte er in die Mauern zurückbringen lassen und in den Heldengruften unter den Septen von Dämmertal bestattet. Die Toten aus dem Norden hingegen, die weitaus zahlreicher waren, wurden in einem Gemeinschaftsgrab am Meer beerdigt. Über dem Hügelgrab, das sich über ihrem Ruheplatz erhob, hatten die Sieger ein grob gezimmertes Schild aufgestellt. HIER LIEGEN DIE WÖLFE, mehr stand darauf nicht zu lesen. Brienne hielt daneben an und sprach ein stilles Gebet für sie, und für Catelyn Stark und ihren Sohn Robb und all die Männer, die mit ihnen gestorben waren.
Sie erinnerte sich an die Nacht, in der Lady Catelyn vom Tod ihrer beiden jüngeren Söhne erfahren hatte, die sie in Winterfell in vermeintlicher Sicherheit zurückgelassen hatte. Brienne hatte sofort bemerkt, dass etwas ganz und gar nicht stimmte. Sie hatte gefragt, ob die Lady Nachricht von ihren Söhnen erhalten habe. »Ich habe keine Söhne außer Robb«, hatte Lady Catelyn erwidert. Sie hatte geklungen, als hätte man ihr ein Messer in den Leib gestoßen und umgedreht. Brienne hatte sich über den Tisch gebeugt und sie trösten
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