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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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die Seitengasse, sah zur Mündung, dort, wo schon die Lichter der Theater grelle Spiegelungen auf den Asphalt warfen, dann in die andere Richtung, wo die Gasse von vielen buntgestreiften Markisen kleiner Läden gesäumt war. Mit gesenktem Kopf ging sie dort entlang. Es gab Papiermacher, Bücherbutzen, eine angesehene Kostümschneiderei und schließlich auch das Blueberry Diner. Hier konnte man unter anderem Früchtekuchen bekommen, eine Rarität in der Stadt, denn viele Früchte kamen aus den freien Territorien, und es gab eine Menge Leute, die lieber Dreck essen würden, als von den Stämmen angebautes Obst.
    Das Fenster wies mit schnörkeliger Schrift auf die leckeren Versuchungen hin: Zitronenmuffins, Kirschtorten, Cranberrysaft und schließlich die berühmten Blaubeerpfannkuchen.
    Anevay trat durch die Tür, das elfengleiche Bimmeln eines Glöckchens ertönte. Fast niemand war dort, denn gleich würden die Vorstellungen beginnen. Ein langer Tresen aus Glas, hinter dem die Köstlichkeiten aufgereiht waren, Tische mit rot-weiß karierten Deckchen, an der rechten Wand eine Reihe von gepolsterten Sitzecken mit hohen Lehnen. Der Fußboden war mit Mosaiken gefliest, die sprudelnde Brunnen, Einhörner, Nixen und andere Fabelwesen zeigten. Dass dieser Laden noch nicht in einen Haufen rauchender Asche verwandelt worden war, konnte nur an der unmittelbaren Nähe zu Szudas Theater liegen.
    Die Wände waren mit hellem und dunklem Holz aus Treibgut getäfelt worden, so dass es wie das Innere eines alten Seglers wirkte. Gedämpftes Licht und der Luxus von kleinen Kerzen, die auf den Tischen in zierlichen Gläschen vor sich hinflackerten, machte das Ambiente irgendwie unwirklich, als gehöre es nicht zur Stadt, sondern führte sein eigenes Dasein.
    A ließ sich in ein Eckpolster am Fester sinken. Sie wollte die Gasse im Auge behalten. Und so spähte sie an einem rosafarbenen Buchstaben auf der Scheibe vorbei, direkt auf den Hintereingang zum Theater.
    Erst jetzt fiel ihr die wispernde Musik auf. Ein mechanisches Grammophon flüsterte Töne, die sie noch nie gehört hatte. Ein Mann und eine Frau sangen scheinbar um ihr Leben, während die Instrumente den Wind bildeten, in dem die beiden standen. Es war schaurig schön.
    Eine blonde Frau mit blauer Schürze und Tatendrang in den Hüften kam an ihren Tisch. Sie fischte einen kleinen Block und einen Bleistift aus der vorderen Tasche. Ihre Hände waren voller Mehl, sie roch nach Gebackenem, was sie sofort sympathisch machte. Ihre rechte Schulter hing ein wenig, vielleicht eine Verspannung vom vielen Kneten. Das wilde Haar wurde von einem Zopf gebändigt. Die grünen Augen in sich ruhend, als könne sie nichts erschüttern.
    »Darf ich Ihnen etwas bringen, Sir?« Ihre Stimme klang nordisch, Schweden oder Norwegen? Anevay starrte die Speisenkarte an, die in einem Speckstein neben der Kerze steckte, nahm sie heraus und überflog unsicher die vielen Bestellmöglichkeiten. War sie gerade Sir genannt worden?
    »Ich, ähm …«, sie kratzte sich am Kopf, ihre verdammte Haut juckte, als wären Ameisen dabei, einen Hügel unter der Mütze zu bauen. »Ich …« Plötzlich fiel ihr ein, dass sie nicht einmal einen Cent in der Tasche hatte, Hitze stieg in ihr auf.
    »Sie gehören zu Szudas Männern, nicht?« Die blonde Frau sah sie an, wie sie wohl jeden anderen auch ansehen würde. A nickte verstohlen, nicht sicher, ob das eine gute Idee gewesen war, sich als solchen zu outen. Sie räusperte sich.
    »Dann geht es auf Rechnung, Sir.« A nickte wieder, war völlig von der Rolle. Du dummes kleines Ding, reiß dich zusammen. Niemand kennt dich, niemand wird wissen, dass du gesucht wirst. Nicht nach einem Tag. Dennoch hatte sie das Gefühl, es würde auf ihrer Stirn stehen und sogar im Dunkeln leuchten. Territorie auf der Flucht!! In ganz großen Buchstaben.
    »Ich nehme die Blaubeerpfannkuchen, danke.«
    »Etwas Tee dazu?« Die Frau schrieb die Bestellung auf.
    Anevay blickte wieder auf die Karte. Da entdeckte sie die Getreidemilch, die sie schon als Kind geliebt hatte. Ein Lächeln huschte durch ihre Seele.
    »Ich nehme dazu warme Milch mit Kakao, geht das?«
    »Eine gute Wahl, Sir.« Die Frau zwinkerte kurz, dann ging sie Richtung Küche, die durch zwei Schwingtüren vom Gastraum getrennt war. A seufzte. Das war alles so fürchterlich anstrengend. Warum konnte sie nicht einfach sie selbst sein?
    Durch die Scheibe sah sie, wie ein hochgewachsener Mann auf den Tunnel zum Hintereingang des Theaters

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