Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)
ist eine unserer Schließfachmünzen, eine ziemlich alte sogar. Sie muss an die fünfzig Jahre auf dem Buckel haben.« Er grinste linkisch, wollte wohl ein wenig Gangsterjargon zum Besten geben. Leonardo würdigte ihn keines Blickes. »Nun, äh, also wenn Sie durch diese Tür gehen möchten, Mr Szuda. Dort steht ein Gerät für die Münze, einfach einlegen und das gewünschte Schließfach wird erscheinen.« Leonardo schnippte mit dem Fingern und Dozer schob den Mann mehr zur Tür, als dass er ihn dazu aufforderte. Dann waren sie allein.
Sie gingen durch die letzte Tür in einen runden Raum, der komplett aus Messingwänden bestand. Eine Röhre lugte aus der Wand links. Szuda öffnete eine Klappe und legte die Münze hinein, dann schob er die Röhre in die Wand zurück, bis ein Klicken ertönte. Eine Zeit lang geschah nichts, doch dann hörte man das Summen von pulverbetriebenen Zahnrädern. Es war, als sei eine riesige Trommel hinter dem Metall in Gang gesetzt worden, es schabte, knackte und ratterte. Anevay sah sich neugierig um, doch der Raum selbst ließ keinerlei Bewegung erkennen.
Plötzlich schob sich ein Teil der Wand zur Seite, ein Tischchen wurde ausgefahren und auf diesem Tischchen lag eine Schatulle. Ihr Messing glänzte wie poliert.
Leonardo trat beiseite.
Mit klopfendem Herzen ging A darauf zu. Ganz ruhig, mahnte sie sich. Die Schatulle selbst schien nicht gesichert zu sein, was ihr unsinnig vorkam, denn so konnte jeder im Besitz der Münze diese öffnen, doch als sie die Hand ausstreckte, spürte sie, wie etwas darin sie prüfte. Wie das möglich war, wusste sie nicht und sie vergrub diesen Gedanken schnell.
Als sie ihre Hand auf das Metall legte, wusste sie, dass ihr Vater einst hier gewesen war, in diesem Raum - allein.
Vorsichtig öffnete sie den Deckel … und war enttäuscht.
»Man muss diesen Bankern zeigen, aus welchem Holz man geschnitzt ist, Nove. Sie denken, sie seien Könige oder so was, aber man muss sie daran erinnern, wie schnell man man mit seinen teuren Schuhen im Dreck stecken bleiben kann.«
»Es ist ein besch … ein verfluchter Kompass und ein kaputter dazu!« Anevay drehte das Ding hin und her, dann warf sie es Leonardo zu, der es mehr als ungeschickt auffing. Für einen Moment wirkte er verärgert.
»Das ist von deinem Vater, ein wenig mehr Respekt wäre angebracht.« A winkte ab. Sie schmollte, sah aus der Limousine zu den vorbeihuschenden Gebäuden.
»Den habe ich auch«, beschwichtigte sie. »Dennoch ist es nichts wert, nichts, das mir hilft. Es ist nur ein blöder Kompass.«
Später am Abend tigerte sie durch Leonardos Büro, während der das Fundstück untersuchte. Es war ein alter Kompass, dessen Nadel stur nach Osten zeigte, so sehr man auch drehte oder schüttelte. Er war aus einer seltsamen eisengrauen Legierung, die mit ebensolchen schmalen Eisenbändern vernietet war. Es gab auch einen Deckel für die Windrose, die wie eine Luke für ein Tauchboot darauf saß. Irgendwie wirkte das ganze Ding, als wäre es gepanzert worden.
»Also, wenn ich mal vermuten darf, dann sieht mir das nach einem Schiffskompass des Nordischen Feuerbundes aus. Weißt Du, Nove, die Wikinger waren als Entdecker hier. Doch waren es die Niederländer, die als erste eine Siedlung gründeten. New Amsterdam hat sie geheißen. Doch dann kam der Nordische Feuerbund . Es gab eine kurze, heftige Auseinandersetzung, die Niederlande holten sich eine blute Nase und am Ende traten sie in den Nordischen Feuerbund ein und die englische Königin benannte die Stadt um - zu Ehren ihres Geburtsortes: York. New York .« A interessierte das herzlich wenig. Leonardo legte die Stirn in Falten, fummelte eine Juwelierlupe in sein Auge. »Überall feine Kratzer, aber sonst tadellos. Ich sehe auch keine Anzeichen von Mechanik oder dergleichen, seltsam.«
»Sagt dir das irgendetwas, das mir helfen könnte?« A blaffte fast die Frage heraus.
»Wenn ich ehrlich sein soll, nein.« Anevay nickte kurz, dann stolzierte sie zur Tür.
»Nove, willst du ihn denn nicht mitnehmen?« Szuda stand auf.
»Du kannst ihn behalten!« Dann donnerte sie die Tür zu.
Sie ging mit wütendem Gesicht durch den Flur zur Kreuztreppe, stiefelte hinunter, schnaufte erregt, wieder die Treppe, dann stand sie in der Kantine oder Bistro oder wie immer dieser Mist auch heißen mochte, lief die schmale Stiege zum Hinterausgang hinab und knallte dann auch diese Tür hinter sich zu, dass das halbe Theater es hörte.
A rannte in
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