Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
sich zu verheddern, aber einen Läufer, nein! Graubergen würde nicht einmal den verdammten Einstieg finden, vielleicht, wenn die Luke leuchten würde oder dergleichen. Es stimmte Robert froh, sich solche Gedanken zu machen.
    »Nein, nicht doch, Lord. Es gibt Männer, die bauen und Männer, die befehlen. Wir wollen das doch nicht durcheinanderbringen, oder?« Aber Robert sah, dass der Fürst verärgert war, sehr verärgert.
    »Mein Großvater pflegte mir einzutrichtern, ein guter Mann sollte beides können. Mag sein, dass er sich geirrt hat.« Treffer. Lord Lawrence Humberstone genoss im gesamtem Imperium ein unangetastetes Ansehen. Wenn der Fürst jetzt etwas anderes behaupten würde, konnte er sich auch gleich ins Knie schießen. Ein Hoch auf Opa!
    Graubergen wischte die Diskussion mit einem Armwedeln fort. Zu glatt war das Eis, das Robert ausgeschüttet hatte. Er trat nah an ihn heran, den Blick zum Läufer gerichtet.
    »Sie sind ein spitzzüngiges, arrogantes Jüngelchen, Lord .« Er betonte das wie: ›Schöner Tag heute, oder?‹
    »Ich werde mir diese Weisheit auf ein Taschentuch sticken lassen, Fürst .« Robert betonte es wie: ›Ich werde mir diese Weisheit auf ein Taschentuch sticken lassen.‹ Graubergen lachte lauthals, als wäre ein köstlicher Witz zwischen ihnen gemacht worden, dann rief er durch die halbe Halle: »Und nun, meine Herren, zeigen Sie mir dieses Biest in Aktion.«
    Sie standen auf dem Turm, der Robert bisher als Büro gedient hatte. Die Arbeiter hatten am Morgen eine Brüstung aus grobem Holz darum gezimmert. Zumindest für diesen Moment nahmen sich die beiden Männer zusammen, denn es ging nicht um sie, sondern um den Nordischen Feuerbund .
    Der englische Arbeiter Flint stand neben dem Läufer und zog sich spezielle Lenkhandschuhe über, dann drückte er einen verborgenen Knopf an einem der Beine des Metallriesen, eine Leiter fuhr mit leisem Summen herab, entfaltete sich mechanisch, der Mann kletterte hoch und stieg in die Pilotenkanzel, verriegelte sie und dann herrschte solch gespannte Stille in der Halle, dass Robert kurz zu atmen vergaß. Das war sein Werk. Der eleganteste und tödlichste Läufer, der jemals konstruiert worden war. Er konnte den Stolz nicht vollständig abschütteln und fragte sich unvermittelt, warum der Krieg eine solche Anziehungskraft besaß und dessen Werkzeuge eine geradezu erregende Aura. ›War es die Macht, die durch all die Technik sickerte, die dem Menschen etwas beinahe Göttliches in die Hand gab? So wie ein Feuer nicht nur Licht, sondern auch Zerstörung in sich trug?‹ Eine Brücke zwischen den Göttern und denen, die zu ihnen aufsehen.
    Ein bis in die Knochen vibrierendes Summen fuhr plötzlich aus den gezackten Auspuffröhren des Läufers. Und als er seinen mechanischen Fuß hob, war die Welt nicht mehr dieselbe wie zuvor. Sie war gefährlicher geworden.
    Robert presste die Kiefer aufeinander, bis sie schmerzten, fasste sich an die Hüfte; dort war das gezeichnete Bild von Anevay versteckt. Wir alle sind allein, bis jemand die alten Wege nicht länger beachtet, sondern stattdessen sein Herz sprechen lässt. Der junge Lord hörte den Läufer , sah ihn, aber er konnte ihn nicht länger in sich festhalten. Der Augenblick verschwand in den klatschenden Handschuhen des Fürsten, in dessen Augen fanatische Begeisterung stand, als die Maschine ihre Arbeit aufnahm.
    Arbeit.
    Der Läufer begann sich durch die Hindernisse zu winden - anders konnte man es nicht beschreiben - die dort für ihn ausgelegt worden waren. Dann schoss das rotierende HotchKiss-Maschinengewehr eine Salve auf ein paar Pappsoldaten ab, die alle das X und das P des römischen Imperiums trugen. Es dauerte nur Sekunden, da waren von den Buchstaben nur noch Fetzen übrig. Der Läufer rutschte in einen künstlichen Graben, geriet in bedenkliche Schieflage, doch das Ziel - weiterhin im Visier - wurde dennoch zerstört. Die Hülsen der Geschosse ratterten aus dem seperaten Auswurfschacht wie die verlängerte Leuchtspur wütender Worte. Der Krach wallte zwischen den Wänden der Halle hin und her. Donnern und Tosen.
    Tod. Tod. Tod.
    Blut. Blut. Und noch mehr Blut.
    Der Fürst lachte, konnte gar nicht aufhören zu applaudieren.
    »Verdammt, der Kaiser wird Sie lieben! Ja, es ist Zeit, dass wir zeigen, wer wir wirklich sind.« Doch bevor Graubergen noch Flügel wachsen konnten, machte der Läufer eine Kehrtwende, schritt wie ein Mann auf den Turm zu, das Maschinengewehr im Anschlag blieb er nur

Weitere Kostenlose Bücher