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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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sammelte die Törichten ein - Krieger waren ja keine da. Noch nicht.
    Der Schnee fiel träge. Wie er jeden Tag aus den Wolken zu fallen schien. Das Weiß wurde von Rot befleckt oder dunklen Körpern, die das Pech gehabt hatten, zur falschen Zeit die dümmsten Dinge gesagt zu haben. Flaggen wurden durch die Straßen getragen. Die Drachenköpfe des Nordischen Feuerbundes ebenso wie die Türme von Hammaburg. Aufruhr allerorten. Hysterie. An Frejas Tränen wurde ein Mann an einen Baum gefesselt und mit Schnaps überschüttet. Nur einen Moment später brannte alles lichterloh, seine Schreie durchbrachen die Nacht.
    Robert trug sein Labyrinth so sichtbar in der rechten Hand, wie es nur möglich war. Menschen rannten auf ihn zu, einige von Wahnsinn getrieben, doch als sie die Möglichkeiten eines Zauberers erblickten, suchten sie sich andere Wege. Einmal feuerte er in den Schnee, so kalt lächelnd, dass der Mann zusammenzuckte, der ein altes, blutbeflecktes Fleischerbeil umklammert hielt, die Augen voller Sinnlosigkeit. Der Mann hastete weiter, sein Rufen aber blieb: »Der Kaiser ist tot! Der Nordische Feuerbund brennt!« Robert sah ihm nach, er sollte ihm besser in den Rücken schießen, damit das Ding in seinen Händen nicht noch Schaden anrichten konnte. Aber der Lord senkte den Arm. Zum ersten Mal nahm er die Worte wirklich wahr: ›Der Kaiser ist tot! ‹Robert stand da und grübelte mit gerunzelter Stirn. ›Der Kaiser ist tot … verdammt!‹ Das bedeutete, dass jetzt der Kronprinz einen pelzumwehten Schritt nach vorn machen durfte. Und jeder Mann in dessen Ohrenreichweite würde so gefährlich werden wie ein Graslöwe. Graubergen! Er hatte es gewusst. Deshalb die überschwänglich gute Laune und die Rabenmänner, so sichtbar wie die Sonne. Jetzt können wir zeigen, wer wir wirklich sind. Waren das nicht seine Worte gewesen? Bei Odins Auge. Das alles war geplant gewesen!
    Maschinengewehrfeuer ertönte und Menschen schrien. Die Gasse hinunter sah man das typische Aufblitzen von pulverbetriebenen Läufern, die ihr blaues Glühen in den Nachthimmel fauchten. Der Kronprinz verschwendete keine Zeit, um zu zeigen, wer jetzt der Herr im Haus war. Robert überquerte die verschneite Straße vor dem Atlantikhotel. Hier waren die Läufer abgezogen worden, stattdessen standen dort einige Angestellte, die unsicher ein paar Jagdflinten in den Händen hielten. Bei den Göttern, ein alter Mann war gestorben und die Leute benahmen sich, als würde die Welt untergehen. Wer hatte noch einmal geschrieben: Zivilisation sei nur ein weißes Wort für Wildnis?
    »Lord Humberstone, oh, gut dass Ihnen nichts geschehen ist.«
    »Rudolf, seien Sie vorsichtig, wohin Sie zielen.« Der Portier richtete entschuldigend den Lauf zur Seite. »Es ist schon schlimm genug, dass die Straßen voller Verrückter sind. Bei Asgards Toren, es ist nur der Kaiser gestorben.«
    »Haben Sie es denn nicht gehört, Lord? Das war kein natürlicher Tod. Ein Attentat hat den Kaiser in den Tod gerissen. Es war ein römischer Christ! Hat ihm einfach in den Kopf geschossen. Gerade als der aus dem Tempel kam. Bumm.« Robert ließ das Labyrinth einrasten und ging wortlos an ihm vorbei ins Foyer. Deshalb die Jagd dort draußen. Wenn man erst einen Schuldigen ausgemacht hatte, dann konnte man so ziemlich jede noch so ruchlose Tat in ein goldenes Licht tauchen. Das ganze Imperium war angegriffen worden, also musste die Antwort ebenfalls die Ausmaße eines solchen haben.
    Jetzt können wir zeigen, wer wir wirklich sind.
    Er fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben, durchmaß den Gang mit den weichen Teppichen, aus den Alkoven blickten ihn die Götter des Nordens an, in Gips gegossen, mit toten Augen und dramatischen Gesten. Aus einem löste sich eine Gestalt. Famke. Sie trug einen dunklen Umhang über ihrer Rüstung. Ihre Wangen waren gerötet, die Hände auch.
    »Hab' mich schon gefragt, wo Sie die ganze Zeit stecken.« Robert fischte den Schlüssel heraus. Sie trat neben ihn. Sie roch nach Schnee und Metall.
    »Ich bin öfter in Ihrer Nähe, als Sie glauben mögen, Lord Humberstone. Mein Auftrag ist es, Sie zu beschützen.«
    Robert verharrte, den Schlüssel nicht herumdrehend. Er senkte den Kopf wie ein müder Mann, der viele Dinge gesehen hatte, die er nicht hatte sehen wollen. Dann kicherte er leise, leer und doch ein wenig mit Häme vermischt. ›Wenn du wüsstest, Odinstochter …‹
    »Warum lachen Sie mich aus, Lord?« Ihre Stimme klang ruhig, doch hörte er darin einen

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