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Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
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Pulvermischung ausprobiert werden? Von Jakob Rothmann gemischt? Eine, die effektiver war und die die Maschine womöglich schneller machte? Bisher war die Geschwindigkeit dieser Ungetüme bestenfalls ein flottes Humpeln. Durch die Neuanordnung der Komponenten war der Läufer wesentlich stabiler geworden. Eine höhere Schrittzahl war durchaus drin. ›Wollte man versuchen, die Bezeichnung Läufer wörtlich zu nehmen?‹ Wenn das so war, dann würde sich auf einem Schlachtfeld einiges zu ihren Gunsten verschieben. Bisher waren diese Maschinen gute Ziele für Grenadiere gewesen, weil man ihre Geschwindigkeit sehr gut einschätzen konnte. Wenn aber dieser neue Typ schneller war, vielleicht sogar viel schneller, dann würde es beinahe unmöglich sein, eine exakte Flugbahn für die Abwehrgeschütze zu berechnen. Es sei denn, das Ding lief konstant geradeaus.
    Allein die Gerüchte darüber würden Spione aus jedem anderen Imperium anlocken wie einen blutenden Wal Haie. Das schob nicht nur seine Arbeit in ein ganz neues Licht, sondern auch seine Person. Robert fühlte sich müde.
    Eine Fanfare erklang, eher müde als staatsmännisch. Vielleicht lag es daran, dass die recht kleine Blaskapelle draußen im Schnee herumstand und sich Füße und Finger abfror.
    Robert hatte gar nicht mit einem großen Wirbel gerechnet, er nahm an, der Kriegsminister würde erscheinen, sich lallend und wankend vor den Läufer stellen und "fein, fein" nuscheln, etwas in der Art. Doch nun fuhr eine dieser schwarzen Limousinen vor, in deren Kofferraum man noch eine weitere Limousine parken konnte und heraus stieg, verdammtes Schicksal, der blonde Schopf von Fürst Graubergen. Neben ihm stiegen zwei weitere Gestalten aus dem Wagen und Robert stockte der Atem - es waren Rabenmänner. Jetzt, im diffusen Lichte dieses Dezembermorgens, wirkten sie wesentlich gefährlicher als bei Nacht, wenn man außer einer dunklen Silhouette kaum etwas erkennen konnte. Diese hier waren unheimlich und zudem schwer bewaffnet. ›Was hatte das zu bedeuten? Wie konnte der Fürst diese in der Öffentlichkeit als Pest bezeichneten Schergen zu einem offiziellen Termin mitnehmen, als wäre es das Normalste der Welt und als hätte es die bitteren Schlagzeilen nie gegeben?‹ Robert wurde mulmig zumute.
    Plötzlich sahen alle Arbeiter aus, als wollten sie dringend woanders sein, einer begann gar zu zittern. ›Vielleicht hatte der Mann schon einmal die Bekanntschaft dieser Kerle gemacht?‹ Robert wusste es nicht und es spielte in diesem Augenblick auch keine Rolle. Demonstrativ stellte er sich vor die Männer, zündete gelangweilt einen Zigarillo an, kickte mit dem Fuß eine Schraube fort wie jemand, der heute noch wesentlich wichtigere Dinge vorhatte wie zum Beispiel zeitig zu Mittag zu essen oder eine Maniküre.
    Die Rabenmänner trugen schwere Ledermäntel. Eine rote Armbinde mit einem Rabenflügel darauf zeichnete sie offenbar für irgendetwas aus, wofür, war Robert scheißegal. Diese beiden Brecher verbreiteten den Duft von Gewalt und Angst und sie genossen jede Sekunde davon. ›Was würde er dafür geben, wenn einer dieser Adligen ins Stolpern geriet!‹
    Die Männer hatten etwas auf dem Kopf, das halb Helm, halb Maske war. Eine wilde Mixtur aus Metall, Leder und Federn, die vor dem Gesicht zu einem Schnabel gekrümmt waren. Sie trugen Schwerter auf dem Rücken - keine Säbel - und Messer in silbernen Scheiden sowie hohe Militärstiefel. Das Ganze hatte etwas furchtbar Selbstverständliches an sich.
    »Ahh, da ist ja meine wunderschöne Maschine.« Fürst Graubergen breitete die Arme aus, als würde er eben ins Bordell marschieren. Es hatte etwas derart Überzogenes, dass Robert sich auf die Zunge beißen musste. Der Fürst klatschte anerkennend, wobei seine Handschuhe flappende Geräusche durch die Halle schickten. »Kommen Sie, Lord Humberstone, stellen Sie mir doch unsere neueste Geliebte ein wenig näher vor. Seien Sie nicht so schüchtern.« Er lachte über seine eigene Metapher. Robert hätte am liebsten seinen Arm aktiviert und mit diesem Vollpfosten den Boden aufgewischt. Stattdessen lächelte er nonchalant. Dies würde erneut ein Scharmützel der Worte werden.
    »Möchten Sie ihn einmal lenken, Fürst? Er ist startbereit, nur für Sie.« Damit war der Gegenangriff eingeleitet und zwar recht heftig. Robert musste Opa Lawrence dringend für den jahrelangen Unterricht danken. Er ahnte, dass der Fürst gerade eben noch einen Füllfederhalter bedienen konnte, ohne

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