Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition)

Titel: Das Lied von Schnee & Liebe (The Empires of Stones, Band 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erik Kellen
Vom Netzwerk:
marschiert wie ein Tornado in Strumpfhosen, drohte ihr brüllend, er werde ihre Eingeweide in der ganze Halle verteilen.  Anscheinend gehörten solche Beschimpfungen irgendwie zur Show, doch Anevay hatte für derart prahlerische Dinge keine Zeit. Er stürmte auf sie zu, holte aus wie eine Oma mit Handtasche, und nun sah sein Gesicht ein klein wenig schief aus, wohl der Kiefer gebrochen. Stille hatte sich in die Halle der Schmerzen geschlichen, nur den heulenden Wind draußen auf den Straßen konnte man hören, leise zwar, aber er war seit einigen Tagen allgegenwärtig.
    Dimitri befummelte ihre rechte Hand, zupfte an der Bandage und bog an ihren Fingern herum. A musste ein unsichtbares Klavier spielen, öffnete die Hand, schloss sie wieder - es war nerviger als dieses dämliche Gejaule zuvor.
    »Nichts.« Das war die endgültige Diagnose.
    »Was nichts?«, wollte A wissen. »Sollte denn was sein?«
    Dimitri rubbelte sich das Kinn, dann zuckte er mit den Schultern, sah zu Voka hinüber, der mit gerunzelter Stirn auf den Ringseilen lehnte.
    »Fühlt sich an, als hätte sie eben nur ein Kissen gepufft.« Die Antwort darauf war nur ein Grunzen.
    Skrimma musste ins Krankenhaus, denn wollte er auch weiterhin tonnenweise Fleischbällchen verdrücken, musste der Kiefer gerichtet werden. Anevay fuhr mit, sie wollte nicht, dass ihr erster echter Sparringspartner demnächst mit etwas Effektiverem als seinen Fäusten vor ihr stand oder in einer dunklen Gasse auf sie wartete.
    Skrimma war Norweger, ein harter Bursche und er war mit ihr auf einer Augenhöhe. Voka hatte gemeint, dass es wichtig sei, mit den unterschiedlichen Größen der Gegner und den daraus resultierenden verschiedenen Kampftechniken, zurecht zu kommen. A hatte es nicht gestört.
    Eigentlich trug der Norweger den Beinamen Eichenkopf. Anevay hoffte, dass ihn niemand in Kissenrübe umbenennen würde, so etwas gab meist böses Blut. Die Nordmänner waren sehr stolz auf ihre Beinamen, selbst wenn es ein ulkiger war, wie Fischbein oder Spatz. Es sagte immer etwas über den Mann aus, da gab es nichts zu rütteln. Und was war gegen Spatzen schon zu sagen?
    »Ganz ehrlich, Nove, hab den Schlag nicht kommen sehen. War zu schnell für mich«, nuschelte Skrimma.
    ›Ich dagegen deinen schon ne' Stunde vorher.‹ Sie lächelte gequält. Lob war ihr zuwider, sie wollte härter werden und nicht wie ein Vollidiot grinsen.
    »Was ist ein Fenris-Wolf, Skrim?« Sie hielt ihm eine Schnabeltasse hin und er blickte sie überrascht über den Rand hinweg an, während er Suppe schlürfte, die nach Seife stank. Seine Augen grinsten. Tiefe, blaue, nordische Augen. Wäre der Rest drumherum nicht so potthässlich, er hätte 'nen Schlag bei Frauen.
    »Mein Großvater, Einar Neunfinger , der war damals bei den Siedlerkriegen dabei. Nach ein paar Monaten kam er zurück, als Einar Achtfinger . Sagte, die verdammten Christen-Soldaten seien wie Heringe, die gegen einen Schwertwal kämpfen. Wäre besser, man ließe sich gegenseitig Platz. Hängte seine Sax und seinen Schild an die Wand und ging wieder fischen.« Er überlegte angestrengt. »War 'n guter Großvater. Soff ab vor Neufundland. War Pech, denk ich mal.« Er schlürfte erneut.
    Anevay hatte eines längst begriffen: Diese Nordmänner waren aus einem anderen Holz geschnitzt, einem, das ihrem nicht ganz unähnlich war. Dazu die beiläufige Redeweise, die alles auf das Wichtigste reduzierte. Immer ein wenig brummig, meist wurde in den Bart genuschelt oder gelacht, dass sich Balken bogen und Gläser klirrten.
    »Ja, Fenrir der Wolf. Sohn des Loki. Eine düstere Geschichte. Wenn das alles wahr ist, dieses ganze Verraten, all das Blut und so, dann wundert mich hier unten nix mehr. Hab auch mal die Bibel gelesen, genauso blutig, nur 'n anderer Ort.«
    Eine Schwester kam herein und fragte, ob er etwas gegen die Schmerzen wolle. »Welche Schmerzen?« fragte er zurück. Er habe Hunger, sonst nichts.
    Anevay lachte in die Hand.
    Sie zeigte ihm die Skizze. Skrimma ruckelte sich im Bett hoch und nickte.
    »Ja, das ist er. Fenrir. Aber eine von den alten Darstellungen. Gute Zeichnung, von dir?«
    »Hab's aus einem Buch«, log A.
    »Seit wann interessierst du dich denn für den Nordischen Feuerbund ? Den meisten ist er unheimlich.« Er lachte, verzog dann aber den Mund. Der Kiefer. Dann hob er die Schultern, als wäre das eigentlich nicht wichtig. »Wir haben wohl mehr mit den Terretories gemeinsam als mit allen anderen. Wir lieben auch unsere Bäume.

Weitere Kostenlose Bücher