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Das Limonenhaus

Titel: Das Limonenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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Straße dem Auto hinterherrennen, aber meine Beine knickten ein, und ich kam auf der obersten Stufe zum Sitzen. Das Zittern wollte nicht aufhören, mein Kopf senkte sich, bis meine Haare nach vorne fielen und den Stein des Bodens berührten.
    »Rette mich! Phil, komm zurück und rette mich! Phil!!«, schrie ich stumm, bis mir die Tränen aus den Augen stürzten.
    Vergeblich. Er war gegangen, um Vater zu werden. Ich hatte es wohl immer noch nicht kapiert, und nun rief ich auf dieser Treppe nach ihm. Ich hörte Schritte und wie jemand sagte: »No, no, ich muss nach Hause zum Essen, ich ruf dich wieder an.« Die Schritte entfernten sich.

    Ich schluchzte und zog mit beiden Händen an meinen Haaren, dicht an der Kopfhaut, fest, bis der Schmerz kam, zog noch stärker, mehr Schmerz. Matilde war weg, sie hatten sie mir weggenommen, und Phil würde mich nicht retten, ausgeschlossen.
    Ich riss an meinen Haaren, bis es beinahe unerträglich war. Es machte mich wach. Ich musste wach sein, musste nachdenken.
    Da klingelte mein Handy. Ich las seinen Namen. »Dass du es wagst!!«, fauchte ich wütend und ließ es weiter klingeln. Ein kurzes Déjà-vu flackerte durch meinen Kopf. Das hatte ich doch alles schon einmal erlebt. Ich schnäuzte mir die Nase in einem Taschentuch und ging dran.
    »Lella«, auch er weinte, »es tut mir leid!«
    »Claudio, sie ist weg! Sie haben Matilde! Haben sie dich... bist du verletzt?«
    »Sie haben mich bedroht, Lella, es tut mir so leid!«
    »Hättest du mich nicht irgendwie warnen können?«
    Er weinte wirklich. »Sie haben gesagt, sie würden... sie würden meiner Mutter...«
    »Ich verstehe. Bitte weine du jetzt nicht auch noch. Es ist sowieso zu spät.«
    Er erwiderte nichts, ich hörte ihn nur durch den Mund atmen.
    »Können wir uns bei dir zu Hause treffen?«
    »Nein, auf keinen Fall bei mir zu Hause.«
    »Claudio! Die haben mich überfallen, ich bin völlig fertig und stehe hier vor der Kanzlei.« Ich wurde immer lauter. »Ich will wenigstens wissen, dass die das nicht machen dürfen. Ich will sofort die Papiere sehen!«
    »Okay, okay, schon gut! Mein Vater weiß nichts von den
Drohungen, bitte halte ihn da raus! Nimm den Türklopfer, den hört er manchmal.«
    Ich drückte die Aus-Taste, zog mich an der goldenen Faust des Türklopfers hoch und ließ sie zweimal gegen das Holz schlagen. Wenig später öffnete mir der alte Acquabollente persönlich. Er sah aus wie früher, vielleicht ein bisschen kleiner: edles Sakko, teures Hemd, wache, prüfende Augen in einem verknitterten Gesicht.
    »Che successo?«, entfuhr es ihm bei meinem Anblick. Er gab mir seine zarte Altmännerhand. Was passiert war? Um nicht wieder zu weinen, konzentrierte ich mich auf seine Glatze, auf der sich das Licht der Lampen spiegelte, die im Eingangsbereich an den Wänden hingen. Wortlos hinkte er vor mir her, sein normaler und sein Klumpschuh wie immer blank poliert. »Etwas zu trinken?«
    Ich hatte nicht mehr die Kraft, höflich abzulehnen, sondern sank auf das abgenutzte Polster eines Stuhls in seinem Büro. Von irgendwoher holte er ein Tablett und goss ein.
    »Ich weiß, wer Sie sind. Was ist Ihnen zugestoßen?« Der Ton seiner Stimme war besorgt und zuckersüß, wie ein Pate in einem dieser Mafiafilme, doch etwas an ihm ließ mich Vertrauen schöpfen. »Trinken Sie!«
    Ich nahm das Glas und trank, ohne zu zögern. Warm rieselte die zimtfarbene Flüssigkeit meine Speiseröhre hinunter, nach einem weiteren Schluck war ich imstande, von Matildes Entführung zu berichten.
    Der alte Acquabollente hörte zu, goss dabei auch ein Glas für sich ein, ließ es aber auf dem Tisch stehen und schwankte quer durch das weite Zimmer hinter seinen Schreibtisch, der wie der Rest der wenigen Möbel verloren auf dem gefliesten Fußboden stand.

    »Und das Mädchen ist bei den Großeltern aufgewachsen?«, fragte er.
    »Ja, sie lebt seit drei Jahren bei ihnen, seitdem mein Bruder tot ist«, antwortete ich.
    »Also, erst wird es von Ihnen entführt und dann wiederum von seinen Großeltern. Eine der beiden Parteien hat sich strafbar gemacht... und wenn man an das Wohl des Kindes denkt, alle beide. Eine äußerst diffizile Geschichte.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Eh, wir werden sehen, was sich jetzt noch machen lässt.«
    Die Minuten vergingen. Signor Acquabollente blätterte bedächtig in den Papieren vor sich auf dem Schreibtisch, und meine Hände wurden langsam ruhiger.
    »Allora«, sagte er endlich, »ich habe hier anscheinend nicht die

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