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Das Limonenhaus

Titel: Das Limonenhaus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefanie Gerstenberger
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ängstlich.
    ›Nein, du verschleuderst gerade nur die paar Hundert Euro, die dir Mamma von ihrem Erbe angewiesen hat... Geh doch zu Marta arbeiten, da kommst du mal raus hier, und es wird dir Spaß machten!‹ Aber ich wollte nicht raus,
ich hätte ewig im Limonenhaus herumwirtschaften können. Dennoch fügte ich mich Leonardos Wunsch und kochte bei Marta, wenn sie eine große Gesellschaft angenommen hatte und die Arbeit nicht mehr alleine schaffte. Ich stellte die Tische um und ließ zwei Wände des hohen Saals in einem kräftigen Rot streichen. Dreimal mussten die Maler mit der Farbe drübergehen, aber nachher sah es wirklich toll aus!« Ihre Augen bekamen für einen kurzen Moment einen schwärmerischen Ausdruck, den ich gerne mit der Kamera festgehalten hätte. Dann erzählte sie weiter:
    »Anfang Mai wurde Mätti geboren. Weißt du, was für Töne so ein Neugeborenes hervorbringen kann? Durchdringend bis ins Mark, man muss sich einfach um das kleine Ding kümmern, wenn es so schreit. Ich war nicht nur von der Lautstärke beeindruckt, sondern auch davon, wie das winzige Persönchen unser Leben im Haus von nun an beherrschte. Ich sagte Marta immer öfter ab, wiegte Matilde stundenlang auf dem Arm, bis sie ganz mit mir verwachsen war. Ich ging mit der Kleinen spazieren, damit Grazia schlafen konnte, und bereitete die Taufe vor. Meine Eltern kamen nicht, dafür bestimmte Leonardo seinen Freund und mich als Taufpaten. Als dieser einwendete, wir seien ja nicht mal verheiratet, hätte mich der lahme Ton in seiner Stimme alarmieren sollen. Aber ich war bereits damit beschäftigt, die Tafel mit den Torten und den Karaffen voller Minzewasser in Martas Zitronengarten vor meinem inneren Auge zu arrangieren. Ich war so blind!« Sie fuhr sich durch die Haare, bündelte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz, ließ sie wieder fallen.
    »Auch Leonardo fand es zunächst wunderbar: ›Ihr werdet zusammenbleiben, euch eine Wohnung suchen, und wenn
ihr irgendwann heiraten wollt, warum nicht!?‹ Er plinkerte mir mit einem Auge zu, weil er wusste, dass ich plinkern blöd finde. Auf den Fotos der Taufe sieht man mich strahlender als jede Braut.« Jetzt seufzte sie richtig. »O Mann, wenn ich nur daran denke... Im September wurde Matilde vier Monate alt, und ich war immer noch nicht schwanger. Leonardos Freund ließ sich kaum noch bei uns blicken, schob Arbeit vor, und langsam konnte ich seine schleichende Flucht vor mir nicht mehr leugnen. Ich wanderte mit Matilde auf dem Arm immer unruhiger durch die Wohnküche, verwünschte ihn und fragte mich, was ich falsch gemacht hatte.«
    Lella schaute an die Decke. »Ich wollte unbedingt mit ihm leben, eine Familie gründen.« Ihre Stimme wackelte, wurde dann aber wieder fester. »Also bin ich zu ihm in die Kanzlei gegangen und habe ihm so eine Art Heiratsantrag gemacht, ich blöde Kuh.«
    »Hatte er auch einen Namen, dieser Mensch, mit dem du leben wolltest?«
    »Stronzo. «
    »Toller Name.«
    » Tesia-di-cazzo- Claudio.«
    Schön. Das war also der, der dauernd Nachrichten auf ihr Handy schickte.
    »Ich glaube, ich habe ihn gesehen«, murmelte ich.
    »Wo?«
    »Vor der Kirche, der Typ, der hinter uns hergerannt kam, war er das? Mit dem vielen Gel in den Haaren?«
    Sie schüttelte erstaunt den Kopf. Ich konnte nicht deuten, ob sie mich für mein Erinnerungsvermögen bewunderte oder verachtete.

    »Und wie hat dieser Stronzo-die-Katzo-Claudio nun reagiert?«
    »Erhat sich prüfend über das Kinn gestrichen, wie in einer Rasierschaum-Werbung, und mich nicht angesehen. Sein Telefon klingelte, und er ist auch noch drangegangen, hat dann ein Gespräch geführt, mit irgendwem, über die Formel Eins, ach was weiß ich! Ich hatte ihm eine Sekunde zuvor ein Leben mit mir angeboten, und in seiner Stimme war keine Veränderung zu hören, noch nicht mal Nervosität, Fassungslosigkeit oder unterdrückter Ärger. Null Gefühl. Es sind solche Nebensächlichkeiten, die einem das Herz brechen.«
    Ich nickte.
    »Aber der Wagen...«, Lella imitierte eine übergeschnappte Männerstimme, »... glaub bloß nicht, dass ich den Wagen verkaufe!« Sie schaute mich wütend an und spreizte die Hände: »Das war das Erste, was er nach dem Auflegen des Hörers zu mir sagte. Seinen heiligen Alfa Romeo, klapprig, auf Pump gekauft, auf dessen Beifahrersitz ich immer einen nassen Hintern bekam, denn durch das Verdeck kam der Regen, an den dachte er zuerst! Ich wandte mich von ihm ab, um zu gehen, aber schon in der Tür zu diesem

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