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Das Loch in der Schwarte

Das Loch in der Schwarte

Titel: Das Loch in der Schwarte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikael Niemi
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zerfließende Herzbeutel, die sich nach innen und außen stülpen, elektrische, halsmandelähnliche Tonsillen, die vielen Schwarmintelligenzien, die wie hektische Wolken mal in die eine, mal in die andere Richtung huschen, und die merkwürdigen, neonfarbenen Spinnennetzquallen, die nie eine höhere Intelligenz erreicht haben, die sich der Besitzer jedoch als beeindruckende Dekoration zugelegt hat.
    Man freut sich schon, wenn man einen Zweibeiner sieht. Besonders, wenn er auch noch einen Kopf hat und offenbar in der Lage ist zu kommunizieren. Dann akzeptiert man gern, dass er beim Reden Essigsäure spuckt oder sich gerade häutet. Dann synchronisiert man den Übersetzer, stellt sich vor und lädt zu einem Drink ein.
    Doch zuerst müssen wir an den Wachen vorbeikommen. Kein einfaches Spiel, die Türsteher des Schwartenlochs sind nicht die Typen, mit denen man diskutieren kann. Sie sind genetisch aus riesigen Schweinen manipuliert. Gute zweihundert Kilo Sumpfschwein, das ursprünglich in gärendem Schlamm gewühlt hat und einen Körperpanzer als Schutz gegen die Süßwasserkrokodile entwickelte, die es ständig angriffen. Es ist gelungen, den Korpus des Sumpfschweins zu klonen und es einigermaßen stubenrein zu machen, die Daumen und Finger an den Extremitäten zusammenzukleben und ihm einige
    Polizeigriffe und Verhaltensregeln beizubringen. Aber mit den Gehirnen war das so eine Sache, sie blähten sich zwar auf, aber ziemlich schief.
    Jetzt bin ich endlich an der Reihe.
    »Haste ‘nen Ausweis?«, grunzt das Kotelett, als ich ganz vorn stehe.
    Ich halte ihm meinen Visumchip hin. Er steckt ihn kopfüber ins Lesegerät. Ein Fehlalarm piepst, er grunzt vor Frustration und drückt den Chip zu Brei.
    »Schlechter Ausweis!«, stellt er fest.
    »Hallo, warte mal…«
    »Wülste Ärger?«
    »Was?«
    »Wülste Ärger mit der Aufsicht?«
    »Nein, nein, das war nur … mein Ausweis…«
    »Hau ab!«
    »Warte doch, ich habe noch meinen Pass. Meinen Roaderpass.«
    »Hää?«
    »Der funktioniert wie ein Ausweis. Schieb ihn einfach in den Leser rein. Dreh ihn erst um. Nein, drehen. Vorsicht, dreh ihn in die andere Richtung…«
    Knaaaack…
    »Schlechter Ausweis!«
    »Warte doch, du hast ihn versaut.«
    »Wülste Ärger?«
    »Ja, jetzt muss ich wohl wirklich Ärger machen, denn du hast mir zwei Ausweise kaputt gemacht!«
    »Du machst Ärger!«
    »Okay, vergessen wir’s, ich will ja nur reinkommen.«
    »Haste ‘nen Ausweis?«
    »Ich bin eigentlich ganz nett, und ich hasse Krokodile!«
    »Du hasst Krokodile?«
    »Oh ja, ich hasse diese dummen, verdammten Schlammkrokodile.«
    »Höhö …?«
    Eine Art Grinsen zeigt sich im Panzer.
    »Ja, ja«, fahre ich fort, »diese dummen, ekligen, scheißidiotischen Krokodile!«
    »Hö hö! Höhöhöü«
    »Darf ich jetzt rein?«
    »Schwanz lutschen.«
    »Ich will nur rein.«
    »Schwanz lutschen.«
    Nun, was zum Teufel soll man tun? Ich krabble zwischen die Beine, dorthin, wo dieser violette Schweineschwanz wie eine Grützwurst anschwillt. Dann ziehe ich ihn in seine volle Länge, biege ihn nach hinten und stopfe ihn tief ins schweineigene Arschloch.
    Das ist ein Trick, der schon früher funktioniert hat und der das Kotelett eine Weile unter ansteigendem Gebrüll beschäftigt, bis man sich vorbeigezwängt hat und im Bargetümmel verschwunden ist.
    Wir sind drinnen. In dieser übelsten aller üblen Kaschemmen, dem Loch in der Schwarte. Stell dir Hieronymus Bosch oder einen Splatterfilm vor. Hier nützt es nichts, die Zähne gebürstet zu haben. Man weicht einem Rotzklumpen aus, der durchs Lokal zischt, groß wie eine Bauchspeicheldrüse, man zwängt sich zwischen Fruchtblasen und Kiemen hindurch, kriegt Pollen auf den Mantel, duckt sich vor einer klebrigen Zunge, die Quallen aus einem frisch geernteten Magensack holt, man wird mit Schweiß, Nektar, Ruß, Galle und Mineralwasser bespritzt. Es gibt keinen freien Tisch. Man bewegt sich in dem Gewühl wie ein schwankendes Hodenei, irrt in dem Sack herum, ohne Halt zu finden. Dann stolpert man, es nützt alles nichts, man fällt mit der Nase voran zu Boden, und sofort kommen diese Schlampen und lecken. Man stößt sie mit den Füßen weg, aber sie kriechen sofort wieder herbei mit ihren schlürfenden, dreckigen Plattmäulern, wegen ihrer Saugnapfflossen ist es unmöglich, sie auf den Rücken zu werfen.
    Der Gestank hier ist widerwärtig. Nimm nur die Atemgerüche, gewissen Gästen kann man sich kaum nähern. Die halbliegenden Sumpfsäcke, die Methangas

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