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Das Loch in der Schwarte

Das Loch in der Schwarte

Titel: Das Loch in der Schwarte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikael Niemi
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Fischschwanz. Ein schwaches Licht. Vielleicht kann man es sogar als einen Funken bezeichnen. Und das alles zusammengenommen führte dazu, dass das Leben endlich begann.
    Und was geschah mit Holger? Er war doch so klein. Er verletzte sich und blutete, konnte er wirklich so einen Stoß vertragen? Die Antwort lautet nein. Er hörte auf zu atmen. Man kann sagen, dass Holger für uns starb. Er opferte sein kleines Leben, um uns zu schaffen. Und jetzt kommt die Schlussfolgerung, auf die ich die ganze Zeit hinaus wollte.
    Wir sollten ihn ehren.
    Oder etwa nicht? Das wäre doch wohl nur recht und billig. Ohne Holger wäre die Erde genauso öd und leer wie der Rest des Universums. Ein wenig Dankbarkeit wäre da ja wohl geboten.
    Sprecht mir jetzt bitte alle gemeinsam nach: Holger Halleluja! Holger Halleluja!
    Wir haben alle Holger in uns. Seinen kleinen Funken. Sein Blut. Das ist in uns allen geblieben, das findet sich in allem, was lebt.
    Danke, Holger! Wir sind deine demütigen Diener!
    Auf die Knie! Nieder auf die Knie mit euch allen! Holger, mein Holger, du bist das Licht in der Dunkelheit, du durchströmst uns alle. Du bist das Blut, Holger, du bist das Blut, das Licht und die Wahrheit…
    Holger, Halleluja!
    Halla balla zinkus urdur mo pisim suguri la …
    Hallo! Hallo, was zum Teufel ist das denn? Da verlasse ich meinen Text nur für ein paar lächerliche Minuten, und jetzt wo ich zurückkomme, liegen meine Leser auf den Knien und brabbeln Rotwelsch! Sie sind hier gewesen, nicht wahr? Die von der Holgersekte. Sie haben dich vollgelabert. Ja, ja, ihre Prediger wissen, wo sie einhaken können. Sie haben natürlich behauptet, das Universum wäre leer, oder? Lass mich raten, zuerst haben sie dich gelobt. Jede Menge Schmeichelei, so ein kluger, intelligenter Leser und so weiter, obwohl du in Wirklichkeit wahrlich nur Mittelmaß bist. Anschließend tränenreiche Tiraden über Einsamkeit und Leere. Und zum Schluss Halleluja.
    Und du bist drauf reingefallen! Oink, oink, du bist dümmer, als ich dachte. Ich frage mich, ob ich dir erlauben soll, noch mehr von meinem Buch zu lesen, du Schafskopf! Genau das bist du, du Buchstabenidiot!
    Die Holgersekte. Ich hätte dich warnen sollen. Extrempazifisten und Weltpessimisten, der ganze Haufen. Die glauben, dass Machtkämpfe und Kriege entstehen, sobald unterschiedliche Kulturen aufeinander stoßen. Die einzige Möglichkeit, Frieden im Universum zu erhalten, besteht darin, dass sie sich nie begegnen. Deshalb schicken sie ihre Missionare im ganzen Kosmos herum und leugnen die Existenz aller anderen Welten. Wenn du glaubst, du seist allein im Universum, dann hast du ja niemanden, mit dem du dich prügeln könntest.
    Das mit Holger, das haben sie später hinzugefügt. Um etwas zu verehren zu haben. Das Bemerkenswerte dabei ist, dass ausgerechnet dieses kleine Detail, wie Holger der Erde Leben eingehaucht hat, stimmt. Holger ist ganz einfach die Samenflüssigkeit, die unser Universum durchströmt. Der Fehler in den Überlegungen liegt nur darin, dass Holger allein gewesen sein soll, oh nein, er hat Milliarden über Milliarden kleiner Spermienkumpel. Und deshalb brodelt der Weltraum jetzt vor Leben.
    So, jetzt lass uns weitermachen. Aber putz dir erst einmal die Nase.

    Androiden

    eistens wache ich vor den Brachvögeln auf. Dann bleibe ich in der Dunkelheit liegen, ohne mich zu bewegen, und ruhe in meinem Atem. Das Schiff surrt und flüstert in seiner unfassbaren Größe um mich herum. Mir fällt dabei der riesige Ameisenhaufen ein, den ich als kleiner Junge einmal im Wald von Huuki fand, in meiner Erinnerung werde ich wieder zum verschwitzten Sechsjährigen. Diese grotesken Massen in dem Ameisenhaufen, mehrere Schubkarrenladungen voll frenetisch krabbelnder Insektenglieder. Ich stand da und dachte nach: Wenn man alle Ameisen zu einem einzigen Körper zusammenfügte, würde er mehr wiegen als ich. Eine groteske Riesenameise würde dabei herauskommen, die mich verschlingen könnte, mich mit ihren panzerharten Mundwerkzeugen zersägen könnte. Aus der Tasche meiner Trainingsanzughose holte ich eine Tulo hervor. Eine weiße, leicht klebrige Halstablette, die ich oben auf den Haufen warf, dorthin, wo der Kessel am heftigsten brodelte. Ein Schleier aus Ameisensäure stieg mir entgegen, und augenblicklich wurde die Tulo von kleinen, messerscharfen Ameisenkiefern attackiert. Ich sah, wie die weiße Kugel hochgehoben wurde, hin und her wogte und dann eilig in den Haufen hineingezogen wurde, wo sie

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