Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Loch in der Schwarte

Das Loch in der Schwarte

Titel: Das Loch in der Schwarte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mikael Niemi
Vom Netzwerk:
ursprünglichen Riesenorgan war nur noch ein bescheidener Wirbel übrig geblieben, der langsam ein paar wolkige Gasplaneten einsog. Die Form des Universums hatte sich verändert. Der Pimmelprofessor hatte sich in einen Vaginaprofessor verwandelt.
    Aber diese unerwartete Kraft im Körper, woher kam die? Das Besteck fühlte sich zu leicht an, man schaufelte zu viel in sich hinein. In der ganzen Kantine schmierte und matschte die Besatzung mit dem Essen herum, verlegen lachend.
    Und so war es überall in unserem riesigen Universum. Man wachte auf und fühlte sich stark. Man begann herumzufummeln und machte dabei Dinge kaputt. Und zum Schluss, so im Vorbeigehen, stellte man sich auf die Personenwaage. Trat wieder hinunter. Kontrollierte die Justierung und stellte sich wieder drauf.
    Es war ein Wunder. Über Nacht hatte man sein Gewicht reduziert.
    In den wissenschaftlichen Labors stellten sich die Forscher hin und maßen, rechneten und maßen von Neuem, zum Schluss waren sie gezwungen, das Offensichtliche zu akzeptieren. Die Gravitationskonstante hatte sich verändert. Niemand verstand, wie es dazu gekommen war. Aber sie hatte sich verändert. Und in den Sportarenen im ganzen Universum wurden in der nächsten Zeit ganz unglaubliche Weltrekorde aufgestellt.
    Leider kehrte Maximulian nie von seinem Ausflug zurück. Doch seine Galaktosmethode hielt offenbar, was sie versprochen hatte.
    Ein Kilo wog hiernach nur noch achthundertundfünfzig Gramm.

    Nachtschicht

    as Schiff schläft. Ich bin allein im Cockpit. Der Zweite Steuermann Roger hat sich in die Schichtkabine gelegt und ist vor einem Videofilm eingedöst. Ich sitze allein da, ganz vorn in dem riesigen Erzfrachter. Eine kleine Mücke, eingeklemmt in eine Hautfalte auf der Stirn eines nach vorn preschenden Blauwals. Und es ist die Mücke, die lenkt. Das bin ich, allein mit der äußersten Spitze meines Zeigefingers auf dem Stabsensor. Der ganze gigantisch angeschwollene Körper da hinter mir richtet sich nach mir, steuert genau dorthin, wohin ich zeige.
    Der Temperaturmesser zeigt ein Signal. Wir rasen in eine Gaswolke, eine dieser vielen dunklen Schleier, die zwischen den Sternensystemen schweben. Die Reibung erhitzt die Frontschilde zu einem glühend roten Farbton. Ich genieße dieses stille Schauspiel vor den Fensterscheiben, spüre, wie die Wangen vom Widerschein rot werden. Eine rosige Farbe, die man fast nie im Weltall erlebt, der sanfte Schein einer alten Kochplatte, die man vergessen hat auszuschalten.
    Und dann puff! Eine Farbkaskade. Leuchtende Streifen, Regenbögen, es sprüht und wogt um die Kommandobrücke herum. Das Nachtdunkel des Weltalls ist verschwunden, die Fensterfront badet in einem Feuerwerk. Weltallkiesel. Schwebende kleine Steinchen, die mit enormer Kraft von unserem vorpreschenden Monster zermalmt werden. Die Alarmleuchte geht an, ich justiere die Protektoren. Fühle mich erregt, fast berauscht. Das ist das Adrenalin. Obwohl ich mich doch vollkommen ruhig fühlen sollte. Die größeren, gefährlichen Asteroide haben genügend Echo, damit das System jeweils rechtzeitig die Richtung ändern kann. Und trotzdem, man kann ja nie wissen. Einmal in hunderttausend Jahren ist da einer, der durchs Netz rutscht. Und dann werden Dinge zerschlagen, dann brüllen die Sirenen, dann heißt es, so schnell es nur geht in den Raumanzug und anfangen zu reparieren.
    Bald nimmt es ab. Wir sind durch. Nach und nach kühlen die Schilde ab, ihre rote Glut ermattet und verdunkelt sich, bis das Weltall von neuem schwarz ist. Ich mache einen Sicherheitstest, alle Systeme sind intakt. Kritzle eine Anmerkung ins Logbuch. Strecke die Arme aus, verschränke die Hände im Nacken. Höre, wie die Türschleuse zischt.
    »War was?«
    Roger steht mit vom Schlaf verwuscheltem Haar da.
    »Ein Hagelschwarm.«
    »Es hat Alarm gegeben.«
    »Höchstens einen Zweier. Ich hab’s als Zweier eingetragen, aber es war wahrscheinlich nur ein Einser.«
    Er setzt sich gähnend hin, reibt sich den Schlaf aus den Augenwinkeln.
    »Es war schön«, sage ich.
    »Mmh.«
    »Die Farben.«
    Dann sitzen wir schweigend da. Nehmen uns eine Tasse Kaffee. Spüren die Müdigkeit wie eine Schwere im Hinterkopf.
    Und genau in diesem Augenblick, in dieser blauen Dämmerungsstunde, da schlägt der Radar Alarm. Wir beugen uns gleichzeitig über die Koordinaten.
    »Ein Steinklotz?«, fragt Roger.
    »Keine Ahnung.«
    »Wir lenken manuell dran vorbei, das ist bestimmt nur so ein Kies.«
    Ich führe die Analyse durch.

Weitere Kostenlose Bücher