Das Locken der Sirene (German Edition)
trinken?“, fragte Søren. Er streichelte beiläufig das Haar und den von einem Halsband umschlossenen Hals der hübschen jungen Frau, die abwartend zu seinen Füßen kauerte.
„Ich fürchte, ich habe mein Limit von zwei Drinks schon erreicht.“
Søren lächelte. „Ich verfüge an diesem Ort über eine gewisse Macht.“
„Dann noch einen Gin Tonic.“
„Natürlich.“ Søren beugte sich vor, und die junge Frau rutschte auf Knien näher. Er fasste sie mit einer Hand am Kinn und flüsterte ihr etwas ins Ohr. Sie wurde rot, lächelte und antwortete ebenso leise. Søren zögerte, als müsse er über ihre Worte nachdenken. Dann flüsterte ihr wieder etwas ins Ohr, und das Mädchen stand auf und eilte zur Bar.
„Darf ich fragen, was das gerade war?“
„Ich habe nur unsere Getränkebestellung aufgegeben.“ Søren schnipste mit den Fingern und zeigte erst auf Griffin und dann auf den Boden. Griffin ging sofort vor Søren auf Hände und Knie. Sein Rücken war perfekt und gerade.
„Sie mussten Ihre Bestellung so geheimnisvoll flüsternd aufgeben?“, wollte Zach wissen.
„Überhaupt nicht“, gab Søren zurück. Etwas Dunkles, Amüsiertes flackerte in seinen stählernen Augen auf. „Aber selbst eine Getränkebestellung kann ein intimer Akt sein, wenn man es richtig anstellt.“ Er hob die Beine und stellte die Füße auf Griffins Rücken. Das Mädchen kam mit Zachs Gin Tonic und einem Glas Rotwein für den Priester zurück. Søren nahm das Glas aus ihrer Hand und drückte einen Kuss in ihre Handinnenfläche. Nach einem erneuten flüsternd erfolgten Austausch schwebte das Mädchen davon. Zach hob fragend eine Augenbraue.
„Nur ein schlichtes Dankeschön“, erklärte Søren.
Zach schaute in dem Moment nach unten, als Griffin aufschaute und ihm zuzwinkerte. Zach setzte gerade an, Søren zu widersprechen – denn nichts an diesem Mann war schlicht –, da betrat Nora die Bar durch die Seitentür und kam direkt auf ihren Tisch zu.
Nur selten in seinem Leben war Zach so froh gewesen, jemanden zu sehen. Er ließ den Blick prüfend an ihr auf und ab gleiten. Sie schien vollkommen unversehrt von dem, was auch immer sie in der letzten Stunde getan hatte. Sie machte vor Søren einen ziemlich flüchtigen Knicks und betrat das Podium. Griffins Versuch, sie in die Knöchel zu beißen, ignorierte sie und brach dramatisch seufzend auf Zachs Schoß zusammen. Zach legte sogleich einen Arm um ihre Taille. Dieses besitzergreifende Verhalten war sonst gar nicht sein Stil, aber er konnte dem Drang einfach nicht widerstehen, Søren zu zeigen, dass Nora und er ihm nicht vollkommen hörig waren.
„Wo bist du gewesen, meine Liebe?“ Zach wollte sehen, wie Søren auf diesen offenen Flirt reagierte.
„Tut mir leid, dass es so lange gedauert hat.“ Nora nahm ein Schlückchen von Zachs Gin Tonic. „Ich musste einem Freund einen Gefallen tun.“
Zach atmete tief ein. Er erkannte den süßen und schweren Geruch, der an ihrer Haut haftete – es war ein vertrauter Geruch, den Grace nach dem Liebesakt auch immer verströmt hatte. Sie war nicht mit Søren zusammen gewesen, so viel wusste er. Oder mit Griffin … Zach dachte wieder an das Strumpfband in seiner Hosentasche und fragte sich, ob sie es mit einer anderen Frau getrieben hatte.
„Das ist schon in Ordnung, Eleanor.“ Søren tauchte den Mittelfinger in seinen Wein und ließ die feuchte Fingerspitze behutsam über den Rand des Glases wandern. „Ich habe während deiner Abwesenheit deinen Gast unterhalten.“
Nora warf Griffin einen erbosten Blick zu, der jedoch am Boden kniend nicht mehr zustande brachte als ein hilfloses entschuldigendes Schulterzucken.
„Nun, Zach und ich hatten eine lange Nacht bisher“, sagte sie an Søren gewandt. Sie lehnte sich gegen Zachs Brust und fragte: „Können wir jetzt gehen?“
„Auf jeden Fall“, sagte Zach und starrte Søren an. Er sah keine Eifersucht in den Augen des Priesters, aber ebenso wenig sah er Gnade. Zach erkannte, dass er gegen diesen Mann in diesem Spiel nie gewinnen konnte. Besonders dann nicht, wenn sie sich auf seinem Territorium befanden.
„Wenn du erlaubst, Meister“, sagte sie zu Søren.
„Natürlich. Ich bringe euch nach draußen.“
„Das wird nicht nötig sein.“ Zach stand neben Nora und nahm ihre Hand.
Sie bewegte ihre Finger, bis sie seinen Daumen fest umklammert hielt.
„Ich bestehe darauf“, sagte Søren. In diesem Moment drückte Nora warnend Zachs Hand. Offensichtlich war es nicht
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