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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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Wesley die Augen auf. „Nora – mach das nicht.“
    „Ich weiß gar nicht, wieso ich geglaubt habe, ich könnte das Spiel einfach so beenden. Mit King mache ich in einem Monat mehr Geld, als ich mit den beiden ersten Büchern zusammen eingenommen habe.“
    Nora warf die Bandagen auf den Boden und lief die Kellertreppe hoch.
    Wesley folgte ihr dicht auf den Fersen. „Du musst nicht zurück. Ich verwalte deine Konten, schon vergessen? Du hast genug Geld, um fünf Jahre oder noch länger auszukommen.“
    „Ich habe mir aber vorgenommen, älter als achtunddreißig zu werden. Das Leben ist nun mal teuer.“
    Nora stand in der Küche. Sie nahm ein Glas aus dem Schrank und füllte es mit Leitungswasser. Mit wenigen Schlucken trank sie es aus. Dann knallte sie das Glas auf die Anrichte und griff nach dem roten Hotlinetelefon.
    Wesley legte sanft eine Hand auf ihre. „Ich gebe dir jeden Cent, den ich habe.“ Seine Augen waren schwarz vor Angst.
    „Das ist lieb von dir, Wes. Aber du bist ein Praktikant ohne Bezahlung, schon vergessen?“ Mit diesen Worten drückte sie die Schnellwahl 8 und hielt sich das Handy ans Ohr.
    „Enchanté
, Madame. Womit verdiene ich denn diese Ehre?“, fragte Kingsley.
    „Meine Warteliste. Wer steht da im Moment drauf?“
    „Es würde weniger Zeit in Anspruch nehmen, wenn ich dir die nenne, die nicht drauf stehen,
chérie
.“
    „Ruf sie an. Mach Termine.“
    „Wen soll ich anrufen?“
    „Alle. Ja, du hast recht. Luxemburg ist nur ein kleines Fürstentum. Wir sollten unser Reich ein wenig erweitern, findest du nicht?“
    Sie hatte erwartet, dass Kingsley lachen oder sich bei ihr bedanken würde. Stattdessen hörte sie, wie er ausatmete. Und dann sprach er in einem Tonfall mit ihr, den sie nur selten bei ihm erlebte. Er klang ernst. „Elle, bist du dir auch ganz sicher?“
    „Ja.“
    „Wie du wünschst,
chérie
.“
    „Freu dich, King!“ Nora lachte. „Wir machen jetzt einen Haufen Geld.“

27. KAPITEL
    Z ach lief in seiner Wohnung auf und ab und versuchte zu entscheiden, wo er mit dem Packen anfangen sollte. Sein Flug nach L. A. war in genau dreizehn Tagen gebucht. Er würde Sonntagfrüh dort ankommen, das provisorische Apartment beziehen, das Royal für ihn angemietet hatte, und seine Arbeit am darauffolgenden Montag aufnehmen. Er hatte nur sehr wenig zu packen, deshalb war er nicht ganz sicher, warum er sich schon jetzt Gedanken darum machte. Da seine Arbeit bei Royal in New York aber fast beendet war, wusste er auch nicht, was er sonst mit sich anfangen sollte.
    Er öffnete einen Karton und begann seine Bücher einzupacken.
Der große Gatsby …
Das Buch hatte ihn das erste Mal an die moderne amerikanische Literatur herangeführt, als er noch an der Uni war. Dann
Abbitte
von Ian McEwan – eine großartige Geschichte, einer von McEwans besten Romanen. Zach starrte lange auf den Titel des Buchs, das ihm als Nächstes in die Hand fiel.
Der Menschen Hörigkeit
von W. Somerset Maugham. Nora hatte erst kürzlich gewitzelt, sie sei von dem Buch ziemlich enttäuscht gewesen, weil darin gar niemand gefesselt werde.
    Als er bemerkte, dass er bei der Erinnerung daran lächelte, schüttelte er das Lächeln fast gewaltsam ab. Mit Nora war es nun endgültig vorbei. Das Buch, der Deal, das Versprechen, dass sie ein paar Nächte miteinander verbringen würden, ehe er nach L. A. zöge – alles vorbei. Er war so wütend auf sich. Er hatte gedacht, sobald er sich in L. A. eingerichtet hätte, könnte sie ihn für ein paar Tage besuchen kommen. Letzte Woche hatte er das ihr gegenüber beiläufig erwähnt, woraufhin sie ihn gefragt hatte, ob er schon jemals die Worte „Goth“ und „warmes Wetter“ in einem Satz gehört hätte. Offensichtlich passten Leder und tropisches Wetter nicht so gut zusammen. Aber sie hatte versprochen, darüber nachzudenken … wenn er sie nur inbrünstig genug anbettelte.
    Er war damals sogar bereit gewesen, sie anzuflehen.
    Es war sinnlos. Nichts, was er tat, konnte den Gedanken an Nora aus seinem Kopf vertreiben. Die Wut war schon gestern vollständig verraucht und hatte sich in einen kalten harten Knoten tief in seinem Bauch verwandelt, der ihn unablässig quälte. Halb hoffte er, sie würde ihn anrufen. Selbst ein erneuter Streit war ihm lieber als dieses eiserne Schweigen, das in den letzten drei Tagen geherrscht hatte.
    Zach ging in sein Schlafzimmer und schaute sich um. Vielleicht gab es hier ja etwas, das er schon einpacken konnte und das nicht sofort

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