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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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zu vertrauen. Und du fürchtest dich panisch davor, mir zu erzählen, was mit dir passiert ist. Ich wollte dir mein Geheimnis anvertrauen. Bei Gott, ich schwöre, das hatte ich wirklich vor. Ich habe nur abgewartet, bis du genug Mut aufbringst, mir deines anzuvertrauen.“
    „Mein Privatleben bleibt privat, Nora. Ich stell es nicht öffentlich zur Schau, wie du es tust.“
    Nora verschränkte die Arme vor der Brust und starrte ihn wütend an. „Allmählich verstehe ich, warum Grace dich verlassen hat. Du bist ja ein echter Charmeur, Easton.“
    Zach machte einen Schritt auf sie zu. „Du verdienst es nicht mal, ihren Namen auszusprechen, Nora. Und alles, was ich jetzt noch sagen kann und will, ist: Lebe wohl.“
    „Schön, ich hab’s verstanden! Wir sind fertig miteinander. Ich habe gesagt, wie leid es mir tut, und du weigerst dich, meine Entschuldigung anzunehmen. Was wird aus meinem Buch?“
    „Das Buch?“ Auf seinem Weg nach draußen stieg Zach achtlos über einige Tausend Dollar hinweg. „Das Buch ist abgesagt. Es ist vorbei.“
    „Was meinst du mit ‚Es ist vorbei‘? Ich habe es noch nicht fertig geschrieben. Mir stehen noch zwei Wochen zu.“
    Zach öffnete die Haustür und schaute über die Schulter. „Es ist vorbei“, wiederholte er. „Royal House kann sich dich nicht leisten“, fügte er hinzu. Er trat eine Hundertdollarnote beiseite. „Und ich übrigens auch nicht.“
    Das Boxen fühlte sich erstaunlich an. Jeder Schlag vibrierte in ihrem Körper wie in einer Kirchenglocke. Es begann in den Händen und ging durch die Arme über die Schultern und ihren Rücken hinab bis in die Füße. Sie legte all ihre Kraft in die Schläge, und ihre Muskeln kreischten und protestierten und schmerzten. Sie hatte fast vergessen, wie gut sich Schmerzen anfühlten.
    „Nora!“
    Sie hörte Wesleys Stimme, der sie aus weiter Ferne rief, aber sie ignorierte ihn. Sie wollte einfach weiterschlagen. Sich weiter Schmerzen zufügen.
    „Nora, hör auf damit!“, rief Wesley. Er sprang drei Stufen auf einmal nehmend die Treppe in den Keller hinunter und versuchte sie zu packen, aber sie schlüpfte unter seinen Händen durch und hieb nur noch stärker auf den Sandsack ein.
    Sie hüpfte leichtfüßig zurück und wollte den nächsten Schlag platzieren, aber plötzlich stand Wesley direkt vor ihr.
    „Geh mir aus dem Weg, Wes“, befahl sie und wischte sich den Schweiß von der Stirn, der ihr auch in Strömen über ihre nackten Arme rann und das Tape an den Händen durchnässte.
    „Nora“, wiederholte Wesley und packte ihre Handgelenke. Sie wehrte sich ein wenig, aber er ließ sie nicht los. „Du hast den Verstand verloren. Du tust dir weh, wenn du so weitermachst.“
    „Das ist mir egal.“
    „Nein, ist es nicht. Du hast dir nicht mal Handschuhe angezogen. Du wirst dir wehtun, und dann wirst du eine Woche lang nicht schreiben können.“
    Nora riss sich von ihm los. „Das ist jetzt auch egal“, sagte sie.
    „Warum?“
    „Es ist vorbei. Alles vorbei. Irgend so ein Arsch bei Royal hat über mich Bescheid gewusst und Zach davon erzählt, ehe ich es ihm sagen konnte“, stieß sie keuchend hervor. „Er war, um es vorsichtig auszudrücken, nicht glücklich darüber.“
    „Er hat den Vertrag gekündigt?“ Wesley schien bis ins Mark erschüttert zu sein.
    „Ja. Der Deal ist gestorben. Er ist mit mir und dem Buch fertig.“
    Wesley schüttelte den Kopf. „Das kann er nicht machen! Ich rufe ihn an. Ich rede mit ihm.“
    Nora lachte kalt. „Nicht einmal du könntest ihn jetzt noch überreden, Kleiner. Er hat gesagt, es ist vorbei. Und er hat es auch so gemeint.“
    „Es gibt noch andere Lektoren.“
    Nora schüttelte den Kopf. „Zach kannte mein Buch besser als ich. Ich kann es ohne ihn nicht zu Ende schreiben.“
    „Natürlich kannst du das. Du hast bisher schon fünf Bücher veröffentlicht.“
    „Ja, Gossengeschichten von der Gossenautorin“, sagte sie und wickelte die Binden von den Händen. „Und jetzt geht’s für mich zurück in die Gosse.“
    „Das waren gute Geschichten. Du weißt, ich mag solchen Kram eigentlich nicht, aber selbst ich habe sie gerne gelesen. Du brauchst Zach nicht oder mich oder irgendwen sonst, der dir sagt, wie du schreiben sollst. Du bist eine gute Schriftstellerin, Nora. Meine Lieblingsschriftstellerin.“
    „Deine Lieblingsschriftstellerin“, sagte sie und lachte. Dann atmete sie tief durch. „Zu schade. Jetzt bin ich wohl eine Schriftstellerin im Ruhestand.“
    Entsetzt riss

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