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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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überrascht auf.
    „Wirklich?“
    „Nun, nicht direkt nach dir.“ J. P. wirkte etwas verlegen. „Sie hat mir gesagt, ich solle sie mit dem Lektor zusammenbringen, der sie am härtesten rannehmen würde. Dein Name war der erste, der mir einfiel. Und wenn ich ehrlich bin, auch der einzige.“
    „Ich nehme sie wohl kaum hart ran.“
    „Wie würdest du es denn nennen?“ J. P.s Augen funkelten verräterisch.
    „Ich glaube nicht, dass ich die Anspielung in deinem Ton mit einer Antwort würdigen werde. Wir sprechen hier schließlich über das Buch.“
    „Ja, ein ziemlich umwerfendes
Buch
, mit dem du da am Montagabend von Roses Buchparty verschwunden bist.“
    „Ich bin Profi“, gab Zach ruhig zurück. „Ich vögle meine Autoren nicht.“
    Er behielt aber lieber für sich, wie schmählich nah er davorgestanden hatte, Nora nach der Taxifahrt mit nach oben in seine Wohnung zu bitten. Er konnte es immer noch nicht glauben, dass sie ihn so schnell gepackt hatte. In den zehn Jahren seiner Ehe war er Grace nicht ein einziges Mal untreu gewesen. Er hatte es nie sein wollen. Und dann hatte Nora Sutherlin es innerhalb eines Tages geschafft, Gedanken in seinem Kopf zu wecken, die er jahrelang nicht zugelassen hatte.
    „Ich habe sie gesehen. Ich könnt’s dir jedenfalls nicht verdenken, wenn du’s getan hättest. Aber es ist nur der Schock, der aus mir spricht. Ich bin ja von Postfeministen und Neufreudianern umgeben. Was aber ist mit deiner Philosophie
Vergiss den Autor, es geht allein ums Buch
passiert?“
    „Eine Taxifahrt und ein gutes Gespräch machen mich wohl kaum zu einem Freudianer. Ich gebe zu, anfangs war ich ihr gegenüber etwas eingebildet. Sie ist eine gute Autorin, und das Buch hat echtes Potenzial. Wenn ich mit ihr langsam warm werde, dann liegt das nur daran, dass ich mit dem Buch langsam warm werde. Aber sie ist vollkommen irre. Damit habe ich recht gehabt.“
    „Sie ist eine Schriftstellerin. Sie muss verrückt sein.“
    „Wenigstens arbeitet sie auch wie eine Verrückte. Sie hat mir bereits eine vollständige Synopsis für jedes einzelne Kapitel und das neue Exposé geschickt, das ich angefordert habe.“
    „Wie ist das neue Exposé?“
    „Besser“, sagte Zach und schaute in seine Notizen. „Trotzdem enthält es immer noch mehr Sex als Substanz. Ich denke, sie ist durchaus in der Lage, dieses Buch mit Inhalt zu füllen. Sie fürchtet sich bloß davor.“
    „Sie scheint mir sehr mit ihrer Rolle als böses Mädchen verheiratet zu sein“, sagte J. P., und Zach nickte zustimmend. „Es verleiht ihr Glaubwürdigkeit, wenn die Leute denken, dass sie so lebt, wie sie schreibt. Es wird nicht leicht, sie dazu zu bringen, ihre sprichwörtliche Peitsche im Schrank zu lassen und sich ganz aufs Schreiben zu konzentrieren.“
    „Aber wenn sie das täte …“ Zach schaute auf das Manuskript und erinnerte sich wieder an seine Reaktion, als er sich Dienstagmorgen gezwungen hatte, es ein zweites Mal ohne jegliche Vorurteile zu lesen. Die Worte hatten auf den Seiten geflirrt, waren zum Leben erwacht und hatten förmlich gebrannt. Er hatte sich so sehr von der Geschichte einnehmen lassen, dass er ganz vergessen hatte, sie zu lektorieren. „Wenn sie das tut, könnte sie die Welt in Flammen setzen und bräuchte dafür nicht einmal eine Kerze. Und wage es bloß nicht, ihr auch nur ein Wort von dem zu erzählen, was ich dir gerade gesagt habe. Wenn sie am Ball bleiben soll, muss sie weiterhin Angst vor mir haben.“
    J. P. lachte leise in sich hinein. Zach starrte ihn an.
    „Was ist?“, wollte er wissen.
    J. P. nahm die Zeitung unter seinem Arm heraus und faltete sie auf. Es war eine Ausgabe von
New Amsterdam Noteworthy
, einem New Yorker Magazin, in dem alle zwei Wochen die wichtigsten Neuigkeiten aus dem Verlagswesen standen. J. P. warf die Zeitung auf Zachs Schreibtisch. Auf der Titelseite war ganz unten ein kleines Foto von ihm und Nora, wie sie auf der Treppe standen und Rose Evelys Buchparty beobachteten.
    Zach hatte gar nicht gemerkt, dass sie fotografiert worden waren. Offensichtlich hatte der Fotograf weit genug entfernt gestanden, dass er den Blitz nicht bemerkt hatte.
    Auf dem Foto lehnte Nora sich zu Zach herüber. Ihr Mund war ganz dicht an seinem Ohr. Es sah so aus, als wollte sie ihn im nächsten Moment auf den Hals küssen. Zach wusste genau, welcher Moment da festgehalten worden war. Es war der Augenblick, als er ihr sagte, er könne nicht glauben, dass er das hier tat, und sie hatte darauf

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