Das Locken der Sirene (German Edition)
gesamten Körpers in ihr weckten, nicht zu lächeln. Sie wusste, was er tat. Wenn mehr als drei Tage vergangen waren, in denen er sie nicht genommen hatte, führte er dieses Ritual durch, um sie wieder als sein Territorium zu markieren. Dein Körper ist mein Territorium, schienen seine Hände zu sagen. Jeder einzelne Zentimeter gehört mir
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Sie spürte, wie er sich von ihr entfernte. Nun begann sie wieder, langsam und bewusst zu atmen. Als der erste Schlag zwischen ihren Schultern landete, zuckte sie leicht zusammen, gab jedoch keinen Laut von sich. Der zweite war härter, und dieses Mal zuckte sie stärker zusammen. Nach dem zehnten Schlag stand ihr Rücken in Flammen, nach dem zwanzigsten hatte sie aufgehört zu zählen
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Unter ihrer Augenbinde schien die Zeit stillzustehen. Fünf Minuten Auspeitschen fühlten sich an wie eine Stunde. Eine Nacht in seinen Armen verging in Minuten. Eine einstündige Züchtigung war etwas, wofür man dankbar sein musste. Die Schläge schienen für immer so weitergehen zu wollen. Selbst eine Ewigkeit in der Hölle war ohne ihn keine Hölle
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Endlich ließen die Peitschenhiebe nach. Er drückte sich an sie. Sie spürte seine muskulöse nackte Brust an ihrem schmerzenden, brennenden Rücken. Gierig atmete sie seinen Geruch ein. Selbst erhitzt von der Anstrengung und Erregung roch er für sie immer wie eine tiefe dunkle Winternacht
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Er legte die Hände auf ihren zitternden Bauch und schob sie langsam nach oben zu ihren Brüsten. Eine Nacht mit ihm bedeutete immer schwindende Lust und wachsenden Schmerz, wachsende Lust und schwindenden Schmerz. Dieser Kreislauf wiederholte sich wieder und wieder. Der Schmerz ließ ihren Körper zu Leben erwachen. Die Lust war immer am intensivsten, wenn sie direkt auf den Schmerz folgte
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Jetzt war es einzig Lust, die sie empfand. Er liebkoste ihre Brüste und reizte die Nippel. Sein Mund fand jene Stelle zwischen ihren Schulterblättern, die, wenn er sie berührte, einen Blitz direkt in ihren Unterleib schießen ließ. Eine Hand schlüpfte zwischen ihre Beine und berührte ihre Klitoris. Mit Finger und Daumen massierte er sie, bis sie dem Höhepunkt so nahe war, dass sie sogar schon die ersten Muskelkontraktionen spürte
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Er löste sich von ihr und ließ sie keuchend und sich nach ihm sehnend allein. Sie betete, dass er sie jetzt endlich losbinden und nehmen würde
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Als sie jedoch das pfeifende Geräusch von etwas hörte, das die Luft durchschnitt, wusste sie, dass er noch nicht fertig damit war, ihr Schmerzen zuzufügen
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Nach so vielen Jahren mit ihm hatte sie gelernt, sich für eine Züchtigung zu wappnen. Sie konnte mit der Peitsche umgehen und mit dem Riemen. Sie kannte alle Tricks, wusste, wie sie atmen musste und wie sie sich selbst stützen konnte, um den Schmerz in dem Augenblick zu lindern, in dem sie ihn empfing. Aber wenn er zum Rohrstock griff, half ihr nichts mehr. Und als der erste Schlag auf ihren Oberschenkeln landete, schrie sie laut auf. Der zweite Schlag folgte direkt nach dem ersten und war etwas härter und drei Zentimeter höher. Beim vierten konnte sie nicht mehr aufhören zu schreien und spürte, wie die Augenbinde von ihren Tränen durchnässt wurde. Der fünfte Schlag war nur deshalb etwas leichter, weil der sechste und letzte immer der schlimmste war. Der sechste landete nämlich quer über den ersten fünf Striemen. Sie sackte in ihren Fesseln zusammen und weinte. Er schlug sie nicht immer, bis sie weinte. Sie hatte gelernt, die Nächte, in denen er es tat, zu lieben und zu fürchten. Er sparte sich diesen Schmerz auf, zählte ihn wie Münzen in ihre Hand. Je mehr Schmerzen sie erlitt, umso mehr Lust konnte sie sich danach damit erkaufen
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Als er sie vom Bettpfosten losband, fühlten sich die Arme wie tonnenschwere Gewichte an, und ihre Knie gaben unter ihr nach. Er fing sie auf, ehe sie zusammenbrach, und legte sie behutsam in die Mitte des Bettes
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Sein Mund war jetzt ganz dicht an ihrem Ohr. Mit intimen, geheimen Worten beteuerte er ihr flüsternd seine Liebe, seinen Stolz darauf, dass sie ihm gehöre, sein Besitz sei, sein Herz. Sie sei immer sein gewesen und werde es ewig bleiben. Neue Tränen flossen, aber diesmal waren es Tränen der Liebe und nicht der Qual. Dieser Schmerz war ihr der liebste
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Er küsste sie jetzt zum ersten Mal auf den Mund. Er küsste sie, als gehörte sie ihm, und das tat sie auch. Er küsste sie, als sei ihr Mund sein Mund. Ihre Lippen waren seine Lippen, ihre Zunge seine Zunge.
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