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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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Buches in dritter Person, nicht in erster Person.“
    Nora schaute auf ihre Notizen. Dann nahm sie ihren Stift und schrieb etwas auf ein Blatt Papier. Sie schaute es ein letztes Mal prüfend an, ehe sie es über den Tisch schob.
    William sah Caroline das erste Mal an Aschermittwoch. Sie hatte noch immer das Aschekreuz auf der Stirn
.
    „So etwa, Zach?“
    Zach las und nickte zufrieden. „Perfekt. Das ist genau das, was ich von Ihnen will. Und jetzt schreiben Sie das komplette Buch so um.“
    „Ja, Meister“, sagte sie und salutierte. „Was noch? Da Sie gerade so nett zu mir sind, habe ich das Gefühl, Sie werden mich noch mit ein paar anderen Änderungen konfrontieren. Stimmt’s?“
    Zach verzog leicht das Gesicht. Es war verstörend, wie gut ihn diese Frau, die fast noch eine Fremde war, zu lesen wusste.
    „Nur ein paar Kleinigkeiten. Haben Sie schon mal darüber nachgedacht, Ihre Protagonisten etwas massenkompatibler anzulegen?“
    „Ich mag Jungfrauen, Perverse und Huren“, gab Nora offen zu. „Leute, die nur zum Vergnügen am Wochenende vögeln, sind mir vollkommen egal.“
    „Der Sex sollte aber nicht die Geschichte sein, die Sie erzählen, Nora.“
    „Der Sex ist ja auch nicht die Geschichte, Zachary. In meiner Geschichte steht das Opfer im Mittelpunkt. Caroline ist Vanilla und nicht Fetisch. Also opfert sie ihr wahres Ich, um mit dem Mann zusammen sein zu können, den sie liebt – sie opfert das Gute für das Bessere.“
    „Vanilla?“
    „Ja. Keinerlei Interesse an Sadomaso oder Fetisch.“
    „Aha. Aber sie beenden die Beziehung, ja?“
    „Darum geht es in dem Buch – auch wenn man sich selbst aufopfert, stößt man irgendwann an seine Grenzen. William und Caroline sind einfach zu verschieden, als dass es funktionieren könnte. Und auch wenn sich zwei Menschen aus tiefstem Herzen lieben können, reicht Liebe allein manchmal nicht. Wir können nur so viel von uns in einer Beziehung opfern, bis nichts mehr übrig ist, mit dem man lieben kann oder das geliebt wird.“
    Zachs Magen zog sich zusammen. Selbst jetzt sehnte er sich mit einer machtlosen Wut nach Grace. Daher konnte er nur stumm seinen Kakaobecher heben.
    „Darauf trinke ich.“
    Sie stießen mit den Bechern gespielt ernst darauf an. Über den Tisch hinweg begegneten sich ihre Blicke, und Zach konnte den Schatten seines eigenen Schmerzes sehen, der sich in ihren Augen spiegelte.
    Ehe Zach seine nächste Frage stellen konnte, betrat Wesley die Küche.
    „Hey“, begrüßte Nora ihn. „Wie geht’s?“
    „Ich bin gar nicht hier“, sagte er. „Arbeitet ihr nur schön weiter. Ich brauche bloß meinen Kaffeebecher.“ Wesley riss eine Schranktür auf und nahm den Thermosbecher heraus.
    „Wo gehst du hin?“, fragte Nora.
    „Lerngruppe bei Josh. Ich helfe ihm mit Analysis, dafür bekomme ich seine Aufzeichnungen aus der Geschichtsvorlesung.“
    „Was studierst du im Hauptfach, Wesley?“, fragte Zach höflich. Hoffentlich bemerkten die beiden nicht, wie nervenaufreibend er Noras Beziehung mit ihrem jungen Praktikanten fand – nervenaufreibend und vertraut.
    „Biochemie. Ich bereite mich aufs Medizinstudium vor.“
    „Das klingt wunderbar. Deine Eltern müssen sehr stolz auf dich sein.“ Innerlich wand sich Zach, weil er so schrecklich alt klang.
    „Eigentlich nicht.“ Wesley zuckte mit den Schultern. „Meine Familie arbeitet seit Generationen mit Pferden. Sie wollten immer, dass ich nach Hause komme und das Geschäft weiterführe. Wenn ich schon Medizin studieren will, sollte es wenigstens Tiermedizin sein.“ Er goss Kaffee in den Thermosbecher und drehte den Deckel fest zu. „Diese Diskussion führe ich inzwischen jede Woche mit ihnen.“
    „Ich finde, er sollte mich einfach mal mit ihnen reden lassen.“ Nora klapperte in Wesleys Richtung mit den Wimpern.
    „Du“, erklärte Wesley und zeigte mit dem Finger auf sie, „existierst für sie gar nicht. Also denk nicht mal dran.“
    Noras Antwort bestand darin, die Nase gespielt entrüstet zu rümpfen.
    „Wie bitte?“, fragte Zach. „Deine Eltern wissen gar nicht, dass du mit Nora zusammenlebst?“
    Eine leichte Röte überzog Wesleys Wangen. „Es gibt eine Menge, was sie nicht wissen. Sie wollten mich hier vom College nehmen und unten bei ihnen auf eine staatliche Schule schicken. Das hatte die üblichen finanziellen Gründe. Nora hat mir angeboten, bei ihr zu wohnen und für Unterkunft und Verpflegung zu arbeiten. Meine Eltern wissen nur, dass ich einen Job habe, um

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