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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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Gast?“
    „Einen weißen Schal, bitte. Und mein Kästchen. Das schwarze.“
    Nach einem erneuten Knicks verschwand das Mädchen und kehrte kurz darauf mit einem schlichten weißen Tuch und einer kleinen Schachtel zurück, die aussah wie ein Flötenkasten – nur länger.
    Nora nahm den weißen Schal und wickelte ihn um Zachs Oberarm.
    „Was, um alles in der Welt …“
    „Der Kreis hat das Signalystem der Schärpen und Schals wieder eingeführt, wie es früher schon in der Lederszene praktiziert wurde. Wir haben es nur leicht angepasst, damit es der Klientel entspricht, die herkommt. Die Schals dienen als Signale oder Werbung, wie immer man es betrachten will. Weiß bedeutet, dass du eine SM-Jungfrau bist, die nur hier ist, um zuzusehen. Das sollte die Wölfe erst mal im Zaum halten.“
    „Sollte?“, fragte Zach skeptisch. „Ich brauche wirklich ein Signal, damit sie mich in Ruhe lassen? Ein schlichtes ‚Nein, danke‘ funktioniert nicht?“
    „Vertrau mir, Zach. Du bist so hinreißend, dass du da unten ohne einen kleinen Schutzpanzer völlig ausgeliefert wärst.“
    „Wäre Rot für ein Stoppzeichen nicht die bessere Farbe?“ Er wollte nicht als „Jungfrau“ gekennzeichnet werden.
    „Ein roter Schal würde nur sagen, dass du auf blutige Spielarten stehst.“
    „Aha, ich verstehe.“
    „Könnte schlimmer sein“, sagte Nora und verknotete den Schal sorgfältig. „Es könnte ein brauner Schal sein.“
    „Und Braun bedeutet was?“
    Die junge Frau und Nora warfen einander verschwörerische Blicke zu.
    „Und überhaupt – was soll das bedeuten: ‚die Wölfe im Zaum halten‘?“, fuhr Zach leicht ungehalten fort. „Muss ich mir Sorgen machen, Nora?“
    Sie gab ihm keine Antwort. Stattdessen öffnete sie den Verschluss des schwarzen Köfferchens und zog eine Reitgerte heraus. Sie war schwarz mit weißen eingeflochtenen Riemen und sah ziemlich professionell aus. Nora machte einen Schritt nach hinten und schwang die Peitsche mit erstaunlichem Können. Mit einem schnellen Schnippen schlug sie gegen ihre in Leder gehüllte Wade. Das Geräusch peitschte wie ein Pistolenschuss durch den Korridor.
    „Kingsley Edge war der Erste, der eine Reitgerte in meine Hand legte. Das war wie damals mit Arthur und Excalibur.“ Sie blinzelte dem Mädchen zu, das nur ehrfürchtig lächeln konnte.
    Zach versuchte, nicht die Augen zu verdrehen. Die Vorstellung, dass Nora mehr Schlag bei Frauen hatte als er, war ziemlich entmutigend.
    „Komm, Zachary“, sagte Nora und klopfte mit der Gerte gegen ihre Wade.
    „Ja, Mistress“, sagte er. In seiner Stimme schwang nur noch eine Spur Ironie mit.
    Nora wollte sich schon abwenden, aber dann verharrte sie.
    „Sag mir deinen Namen“, befahl sie dem Mädchen.
    „Robin“, antwortete dieses.
    „Ah, ein kleines Vögelchen“, schnurrte Nora. Sie streckte die Hand aus und streichelte die brennend rote Wange des Mädchens mit ihrem Handrücken. „Ich werde mir den Namen merken.“
    Sie ließ die Hand sinken und machte einen Schritt beiseite, um den Knopf des Fahrstuhls zu drücken. Die Türen glitten auf. Sie betraten den Fahrstuhl, und innen sah Zach, dass es von hier aus nur nach unten ging.
    „Dieser Fahrstuhl fährt nur runter?“
    „Scheint so, hm?“ Nora hielt den Griff ihrer Reitgerte in der rechten Hand, die Spitze in der linken. Ihn erinnerte diese Haltung an etwas, und es fiel ihm auch schnell ein: Die Reitgerte war für sie wie ein Zepter. Sogar ihre Haltung, die sonst immer so vertraulich und konspirativ wirkte, hatte sich verändert. Sie hielt sich wie eine Königin: das Kinn gestreckt, den Rücken gerade. Hochmut stand ihr gut.
    „Und wie werden wir rauskommen?“
    Nora sah ihn an, als wäre ihr diese Frage noch nie in den Sinn gekommen.
    „Ich vermute, gar nicht.“
    „Das Mädchen hat dich bewundert. Aber sie weiß nicht, dass du eine Autorin bist. Woher kennt sie dich, Nora?“
    „Hier unten kenn mich jeder. Oh, und um deine vorherige Frage zu beantworten“, fügte sie hinzu, als der Fahrstuhl langsamer wurde. „Die Antwort lautet: ja. Du solltest nervös sein.“
    Er hörte das leise Knirschen, als der Fahrstuhl mit einem Beben zum Stehen kann. Die Türen öffneten sich. Nora wandte sich dem Dunkel vor dem Fahrstuhl zu, und mit leiser Stimme sagte sie: „Lassen wir das Spektakel beginnen.“
    Sie überquerte die Schwelle. Zach rief ihren Namen, doch sie verschwand in der Dunkelheit. Ihre Hand suchte nach seiner, und Zach packte sie. Er ließ sich von

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