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Das Locken der Sirene (German Edition)

Das Locken der Sirene (German Edition)

Titel: Das Locken der Sirene (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tiffany Reisz
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die Sünden der Lust bestraft werden?“
    Nora verzog den Mund zu einem ironischen Schmunzeln.
    „Das war der 2. Höllenkreis. Der 8. Kreis war für diejenigen bestimmt, die ihre Macht missbrauchten – für Kuppler, Verführer, Simonisten und falsche Ratgeber.“
    „Simonisten?“
    Noras Grinsen wurde breiter. „Korrupte Priester.“
    „Die ihre Macht missbrauchen – sehr klug.“
    „Der Name ist sogar mehr als klug gewählt.“
    Zach drehte den Kopf in ihre Richtung, fragte sie jedoch nicht, was sie damit meinte. Er merkte, dass er den Blick nicht von ihr lösen konnte und keines klaren Gedankens mehr fähig war. Sie haute die Gänge so geübt und lässig rein wie ein Rennfahrer. Der Motor reagierte auf jede ihrer Bewegungen. In seiner Vorstellung war er es, den sie mit diesen geschickten Händen berührte.
    „Wo hast du gelernt, so Auto zu fahren?“ Zach versuchte seine wachsende Erregung zu ignorieren.
    „Ich kann alles fahren – jedes Auto, alles. Ich bin mit Gangschaltung gefahren, seit ich dreizehn war.“
    Zach wollte gerade den Mund aufmachen, um ihr noch eine Frage zu stellen, aber in dem Moment bog Nora scharf nach links ab und lenkte den Wagen in ein verlassenes Parkhaus, das zu einem schäbigen gedrungenen Gebäude aus Beton gehörte. Ohne Fenster, leblos und mit Graffiti verunstaltet, schien dieses Haus so ziemlich der letzte Ort in der City zu sein, den Nora betreten wollte.
    „Warum hältst du hier an?“
    Nora parkte den Wagen neben einem schnittigen silberfarbenen Porsche.
    „Weil wir da sind.“
    „Hier?“ Zach schaute sich ungläubig um, als sie aus dem Wagen stiegen. Der Ort wirkte auf ihn wenig einladend und für seinen Geschmack zu ruhig. Nur der Wind, der um die Betonpfeiler strich, erzeugte ein leises pfeifendes Geräusch. Er warf zweifelnd einen Blick zurück zum Aston Martin.
    „Bist du sicher, dass du ihn einfach so hier stehen lassen kannst?“, wollte Zach wissen, obwohl in diesem Parkhaus ziemlich viele Luxuskarossen standen.
    „Dieses Parkhaus ist das mit Abstand sicherste in ganz New York. Vertrau mir.“
    Nora führte ihn zu einer grauen Metalltür und zog wieder den Schlüsselbund hervor. Sie schob einen Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um. Zach erwartete, dahinter vom Lärmen eines Nachtclubs begrüßt zu werden, aber er hörte nur Stille.
    Sie befanden sich am Ende eines langen Gangs, der offenbar zu einem alten Hotel gehörte. Die Wände und der Teppich waren dunkelrot, und kleine alte Kandelaber hingen von der Decke und warfen ihr unruhiges Licht auf die Paisleyquadrate des abgewetzten Bodenbelags. Sie erreichten das Ende des Flurs, wo eine altmodische Garderobenbude stand. Nora drückte die silberne Klingel und schlüpfte aus ihrem Mantel.
    Ein Mädchen kam durch eine Tür und schenkte beiden ein höfliches Lächeln.
    „Wie kann ich Ihnen dienen?“, fragte sie. Ihr Lächeln verebbte kurz und wurde sofort wieder breiter, als sie Nora erkannte. „Mistress Nora“, sagte sie und machte einen perfekten Knicks. Sie wirkte eindeutig fasziniert. Das Mädchen trug ein klassisches Zigarettenmädchenkostüm mit blauen und schwarzen Streifen. Ihr dichtes dunkles Haar war im Stil von Bettie Page frisiert.
    „Hallo, Süße“, begrüßte Nora sie großmütig und reichte dem Mädchen ihren Mantel. Zach überließ ihr auch seinen Mantel und war froh, ihn los zu sein. Im Korridor war es ziemlich warm, und er fühlte sich, nur in Jeans und T-Shirt, augenblicklich wohler. „Bist du neu? Hat King dich hier reingebracht?“
    „Ja, Mistress. Mr Edge hat mich vor ein paar Wochen eingeführt.“
    „King hatte schon immer einen guten Geschmack“, bemerkte Nora, woraufhin die junge Frau errötete. „Hast du es schon aufs Parkett geschafft?“
    „Nein, Mistress“, sagte das Mädchen mit nervös zitternder Stimme. „Tut mir sehr leid. Es ist nur … Ich bin so ein großer Fan von Ihnen.“
    Zach lächelte das Mädchen aufmunternd an. „Sie sollten ihr nächstes Buch lesen. Das wird auch richtig großartig.“
    Das Mädchen schien verwirrt. „Sie schreiben auch Bücher, Mistress?“
    Nora lachte und vermied es, Zach anzusehen. „Du bist wirklich bezaubernd“, sagte sie an das Mädchen gewandt. „Ich werde King bitten, dich schon bald aufs Parkett zu lassen.“
    „Ich danke Ihnen, Mistress“, hauchte das Mädchen. Dann schien sie sich wieder an ihre Aufgabe zu erinnern. Professionell fragte sie: „Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, Mistress? Oder für Ihren

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