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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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sie sich, ihre Haare zu ordnen und ihren Gurt zu öffnen, um das Flugzeug so rasch wie möglich zu verlassen. Erleichtert tauchte sie in die Anonymität des Flughafengebäudes ein.
    Nachdem man sie ungewöhnlich schnell an der Passkontrolle abgefertigt hatte und ihr Koffer als einer der ersten auf dem Laufband aufgetaucht war, schritt sie in der Ankunftshalle langsam hin und her. Vergeblich suchte sie die Reihen der Wartenden nach Chads’ vertrautem Gesicht ab. Ein Blick auf die Uhr zeigte ihr, dass das Flugzeug fast eine ganze Stunde früher als geplant angekommen war, was bei einer Atlantiküberquerung von Osten nach Westen eher ungewöhnlich war. Sie wählte die Nummer von Chads’ Handy, doch es antwortete nur seine Mailbox. Vielleicht schlief er ja noch. Vom McCarran Airport war es nicht weit bis zum Zentrum von Las Vegas, und so beschloss Trisha, sich ein Taxi zu nehmen. Bei normalem Verkehr würde sie in ihrem Hotel ankommen, noch bevor Chad sich auf den Weg zum Airport machte, um sie abzuholen.
    Der Fahrer war ein mürrischer Mann mit grauem Bart und orangenem Turban, der während der gesamten Fahrt unverständliche Sätze in das Mikrofon seines Mobiltelefon-Headsets brabbelte und sich nicht weiter um sie kümmerte. Draußen flogen die überdimensionierten Werbetafeln vorbei, auf denen die großen Hotels ihre Abendshows bewarben. Trisha gähnte. Immer noch fühlte sie eine bleierne Müdigkeit, trotz des langen Schlafs auf dem Flug hierher. Bei diesem Gedanken bekam sie einen Schreck und griff an die Innentasche ihres Blazers. Sie war erleichtert, als sie den Umschlag mit dem Geld ertastete, den ihr Vater ihr gegeben hatte. Wieder überkam sie dieses schlechte Gewissen, an das sie sich nicht gewöhnen konnte.
    Zwei Jahre war die erste große Lüge bereits alt, die seitdem wie ein Einwegspiegel zwischen ihr und ihren Eltern stand. Während ihre Eltern von ihrer Seite aus problemlos hindurchschauen konnten und sich manchmal lediglich über den trüben Blick wunderten, sah sie, wenn sie ihre Eltern betrachten wollte, nur noch sich selbst. Wie glücklich waren die beiden damals gewesen, als sie ihnen nach der langen Zeit des Umherstreunens vorgeflunkert hatte, dass sie einen Studienplatz an einer Eliteuniversität ergattert hätte. Ihr Vater war gerne bereit gewesen, ihr seine Ersparnisse für die Studiengebühren zu geben, und sie hatte das Geld genommen, felsenfest davon überzeugt, dass sie es schon bald doppelt und dreifach würde zurückzahlen können. Zuvor hatte sie es bei einigen Pokerturnieren in Übersee erstmals an den Final Table geschafft, und nicht nur Chad, sondern viele in der Pokerszene hatten ihr eine goldene Zukunft vorhergesagt. Schnell hatte sie den als Startgeld bei den größeren Turnieren eingesetzten Betrag vermehren können. Selbst Chad hatte sie für lange Zeit miternähren und ihm auch noch Geld für seine Startgelder leihen können.
    Vor ein paar Monaten hatte dann urplötzlich ihre Pechsträhne begonnen, wobei dieser Begriff eigentlich nicht zutreffend war. »Pech« umschrieb etwas, das man selbst nicht in der Hand hatte. Sie hingegen hatte einfach schlecht gespielt. Nur Unwissende behaupteten, Poker sei ein Glücksspiel. Sicher, Glück konnte auch beim Pokern am Ende den Ausschlag über Sieg und Niederlage geben, so wie ein Netzroller im Tennis. Aber ansonsten war es eine Sache von harter Arbeit, Geschick und Logik. Nicht ohne Grund trugen sich bei großen Turnieren immer wieder dieselben Spieler in die Gewinnerlisten ein.
    Trisha umfasste den Anhänger, den sie von ihren Eltern geschenkt bekommen hatte, und wieder merkte sie, wie Tränen in ihr aufstiegen. Nun hatte sie ihre Eltern also zum zweiten Mal belogen. Als das Gefühl der Schuld sie zu überwältigen drohte, dachte sie daran, dass es eigentlich die Idee von Chad gewesen war …
    »Frag doch noch einmal deine Eltern!«, hatte er vorgeschlagen, als sie feststellten, dass die Socke, in der sie ihr Geld aufbewahrten, nur noch ein paar müde Dollar enthielt. »Wenn es damals funktioniert hat, klappt es jetzt wieder!«
    Zunächst hatte sie empört abgelehnt, doch schon bald wusste sie, dass es nur ein Scheingefecht war, das sie führte.
    »Wenn du eines der größeren Turniere bei der Weltmeisterschaft gewinnst, kannst du ihnen alles mit Zins und Zinseszins zurückzahlen!«, hatte Chad argumentiert. »Die Summe genügt als Startgeld für uns beide. Doppelte Chance!« Und als sie sich weiter zierte, hatte er hinzugefügt: »Du

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