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Das Los: Thriller (German Edition)

Das Los: Thriller (German Edition)

Titel: Das Los: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tibor Rode
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bist jetzt soweit.«
    Dann hatte er ihr zärtlich eine ihrer losen Haarsträhnen aus dem Gesicht gestrichen und ihr tief in die Augen geschaut; und sie hatte wieder dieses Kribbeln gespürt, so wie bei ihrer ersten Begegnung.
    »Okay, ich mach es!«, hatte sie schließlich geantwortet, und er hatte sie wie zur Belohnung langsam ausgezogen und sie hatten miteinander geschlafen, zum ersten Mal seit Monaten.
    Die Bremslichter der Fahrzeuge vor ihnen leuchteten auf, und ihr Taxi musste sich in die Schlange wartender Autos am Ende der Schnellstraße einordnen. Trisha schaute auf die Uhr. Immer noch hatte sie genügend Zeit. Eine Stretchlimousine überholte sie auf der freien Abbiegespur. In Las Vegas gehörten sie als fahrende Bars zum Straßenbild und lieferten allabendlich erlebnishungrige Gäste wie betrunken gemachtes Schlachtvieh bei den Kasinos ab. Doch am helllichten Tag wirkten sie auf Trisha fehl am Platz. Wie Vampire, die es bei Sonnenaufgang nicht schnell genug in ihre Gruft geschafft hatten.
    Trisha zuckte zusammen, als der Taxifahrer wegen eines Lincolns hupte, der versuchte, sich vorzudrängeln. Erneut griff Trisha nach dem Kuvert mit dem Geld, als hätte es in den vergangenen paar Minuten doch noch verschwinden können. Nun würde sie davon also für Chad und für sich das Startgeld bezahlen, um an der bevorstehenden Poker-Weltmeisterschaft teilnehmen zu können, und dann würde sich zeigen, was das Schicksal mit ihr vorhatte. Denn auch wenn es sich nicht um ein Glücksspiel handelte – so war Pokern doch ein schicksalhaftes Spiel. Einer der älteren Spieler verglich es immer mit dem Leben an sich, »bei dem die Karten jeden Tag neu gemischt wurden und man auch nie wusste, welches Blatt man am Abend in der Hand halten würde«.
    Endlich sah sie ihr Hotel am Straßenrand auftauchen. Manche würden es eine Absteige nennen. Aber sie wohnten nun schon seit fünf Wochen in Las Vegas, und wenn alles gut lief, würden sie noch einige Wochen dranhängen. Sie zahlten jeweils im Voraus eine Wochenpauschale, die für die Lage des Hotels wirklich fair war. Abgesehen von der Feuchtigkeit, die sich in Form großer schwarzer Flecke an den Wänden zeigte, waren die Zimmer sauber und ruhig. Da Chad und sie die meiste Zeit in den Kasinos verbrachten, benutzten sie das Hotelzimmer ohnehin nur zum Schlafen.
    Der Taxifahrer bremste abrupt und sagte etwas. Trisha verstand nur das Wort »Dollars«. Sie rundete den Betrag, den sie vom Taxameter ablas, viel zu großzügig auf und hievte sich und ihren Koffer aus dem Wagen. Als sie auf dem Bordstein vor dem Hotel stand, breitete sich in ihr das wohlige Gefühl aus, wieder zu Hause zu sein. Ein Gefühl, das sie bei dem Besuch bei ihren Eltern erstaunlicherweise nicht gespürt hatte – und es hielt an, auch als sie auf den zwischen einem Burger-Restaurant und einem vergitterten Secondhand-Laden versteckt gelegenen Hoteleingang zusteuerte.
    Erleichtert stellte Trisha fest, dass die Rezeption unbesetzt war. Hank – der Rezeptionist, über den sich unter den Stammgästen hartnäckig das Gerücht hielt, dass er auch der Eigentümer des Hotels sei – war selten gut gelaunt, und meist gab er seinen Gästen statt einer freundlichen Begrüßung einen Rüffel mit auf den Weg. Trisha mied den Aufzug, der noch launischer als Hank war und gern zwischen den Stockwerken stecken blieb, und eilte die Treppe ins erste Obergeschoss hinauf. Dank dieser kleinen Anstrengung fühlte sie sich endlich wieder richtig wach, und die Vorfreude darauf, Chad gleich wieder in ihre Arme zu schließen, ließ ihr Herz ein paar Sprünge vollführen. Obwohl sie nur ein paar Tage in Europa gewesen war, kam es ihr vor, als käme sie von einer langen Reise heim.
    Tatsächlich lag es nicht an diesem schäbigen Hotel, dass sie sich hier wie zu Hause fühlte, sondern an Chads Gegenwart. Mit einem Mal wurde ihr bewusst: Sie war dort zu Hause, wo er war. Im Stillen hatte sie sich Hoffnung gemacht, dass sie vielleicht bei diesem Las-Vegas-Trip schon heirateten. Immerhin waren sie im Mekka der Heiratswilligen. Kennengelernt hatten sie sich vor zwei Jahren auf einer Party in London. Er war deutlich älter als sie, doch sie fühlte sich sofort zu ihm hingezogen. Und als sie erfuhr, dass er kein Banker, Werber oder Arzt war, sondern professioneller Pokerspieler, war es um sie geschehen. Sie hatten die Nacht miteinander verbracht, und seitdem war sie nicht mehr von seiner Seite gewichen. Zwei Jahre begleitete sie ihn nun bereits

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