Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
Kleid war bodenlang, ganz in Blau gehalten und hatte neben einer Ankerstickerei über dem Herzen weiße Rüschen an Ärmeln und Rocksaum. Die Schleife an der Taille war ebenso blütenweiß und ein wenig zu verspielt und lieblich für Vals Geschmack. Der züchtige Stehkragen hatte ihr in den ersten Tagen die Luft genommen, aber sie gewöhnte sich langsam daran.
Sie band ihre Haare mit einer großen Bananenklammer hoch und betrachtete sich im Spiegel, der an der Tür hing. Darüber hatte Jacob selbst oder einer vom Personal in seinem Auftrag einen einfachen Ausdruck geklebt. In geschnörkelten Buchstaben stand dort zu lesen: So sieht dich der Gast.
Sie richtete ihre Hochsteckfrisur, steckt einzelne Strähnen zwischen ihre roten Locken und ärgerte sich, keine Clips mitgenommen zu haben. Aber ihre Haare, die offen getragen bis zur Mitte ihres Rückens reichten, waren ohnehin kaum zu bändigen und sie war niemand, der stundenlang an sich herumzupfte, Frisuren kreierte und sich schminkte. Ihr Schopf war schon auffällig genug, sowohl durch seine Farbe als auch seine Störrigkeit und sein Volumen.
Egal, was sie ausprobierte, ihre Frisur blieb ein wirres Nest aus Safranfäden. Seufzend gab sie es auf.
Sie schloss ihren Spind und ging zu ihrem Platz im Hauptraum des Kasinos, wo sie ihre Kollegin Sarah ablöste, die auf ihren schwindelerregend hohen Schuhen zum Personaldurchgang wankte, als käme sie von einer Tageswanderung. Sie musste große Schmerzen haben, aber Valentines Mitleid hielt sich in Grenzen. Warum zog sie auch High Heels an, wenn sie die ganze Schicht über stehen musste? Manche Frauen nutzten ihren Job im Kasino, um einen reichen Gönner oder Ehemann zu finden. Sicherlich war Sarah solch eine Kandidatin. Aber Val wollte weder einen Sugardaddy, den sie ohne sein Geld nicht einmal mit der Kneifzange anfassen würde, noch wollte sie von einer Abhängigkeit in die andere stolpern. Schließlich hatte sie gerade erst ihre Freiheit wiedergewonnen.
Rick winkte ihr vom Blackjack, für das er verantwortlich war, zu. Während er umzingelt war von fünf Männern, die auf ihr Glück hofften, herrschte an ihrem Baccaratisch noch Leere. Gespielt wurde in Vegas den ganzen Tag über, aber richtig voll wurde es erst abends und blieb es auch bis in die frühen Morgenstunden.
Das Decadency war ein sehr kleines, aber exklusives Kasino, in dem viktorianische Eleganz herrschte. Dunkle Holztäfelungen zierten die Wände zu beiden Seiten des Haupteingangs, an den anderen hingen Tapeten mit üppigen Mustern in Bronze und Braun und schenkten dem Raum Flair. Gemälde mit Lustpavillons und Jagdgesellschaften hingen hier und dort. Aus versicherungstechnischen Gründen durften die Kerzen in den edlen Kristallkerzenständern und dem Kronleuchtern nicht echt sein. Das Flackern der künstlichen Lampen sah kitschig aus und Jacob betonte immer wieder, wie sehr ihn der Stilbruch ärgerte.
Für Val waren die Reichen nur Spieler wie alle anderen auch. Mochten sie auch um größere Summen spielen als die in anderen Kasinos, so ging es doch nur ums Gewinnen und Verlieren, um den Nervenkitzel. Auch wenn sie der Verlust weniger schmerzte.
Endlich kamen auch Gäste zu ihr. Sie mischte die Karten und ließ sie von einem Mann, der eine zitronengelbe Krawatte mit Kleeblättern trug, kupieren. Reichtum war eben kein Garant für Geschmack und Stil.
Glücklicherweise verging der Nachmittag schnell. Manchmal fragte sie sich, ob sie nicht zu viel arbeitete, statt zu leben. Neben Studium und Job blieb nicht mehr viel Freizeit.
Am Abend löste ein Springer sie ab, damit sie hinter den Kulissen eine Stärkung zu sich nehmen konnte. Man konnte von Jacob halten, was man mochte, aber er legte Wert auf gutes Essen, auch für seine Angestellten. Oft bestellte er exquisite Sandwiches aus einem Gourmetrestaurant in der Nachbarschaft oder ließ Sushi anliefern.
Der Weg zum Pausenraum führte sie an den Separees vorbei. Drei Spielzimmer, die angemietet werden konnten. Dort wurde um Summen gespielt, die ein Angestellter mit einem durchschnittlichen Einkommen im gesamten Jahr verdiente.
Auffällig fröhlich balancierte Linda gerade ein Tablett mit einer Bourbonflasche und einigen leeren Whiskeygläsern auf eines der Spielzimmer zu. Sie war so in Gedanken versunken, dass sie Valentine gar nicht bemerkte. Sie strahlte übers ganze Gesicht. Vielleicht hoffte sie auf hohes Trinkgeld. Die Tips in den Separees waren immer die höchsten.
Ihre Freundin öffnete die
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