Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
nicht hingeben. Zu dumm nur, dass, so kühl sie von außen auch wirken mochte, sie doch ein emotionaler Mensch war. Immerhin hatte er »vorangegangene Gespielinnen« gesagt. Das bedeutet doch, sie würde seine einzige Sklavin sein, oder?
Valentines Hände krallten sich in den Stoff ihres Kleids. »Sie werden mich in Ihren Freundeskreis einführen?«
Mit ernsthafter Miene nickte er.
»Aber ich werde mich nur Ihnen hingeben müssen?«
»Dürfen«, korrigierte er sie, und der bedrohliche Unterton in seiner Stimme jagte einen wohligen Schauer über ihren Rücken. »Selbstverständlich. Alles andere würde Sie am Anfang überfordern. Wir sind eine illustre kleine Gesellschaft, die einer vereinfachten, aber delikaten Art von Glückspiel frönt. Statt Zahlen stehen entweder die Namen der Mitglieder auf dem Roulettekessel oder sexuelle Spielarten, die sie umsetzen müssen.«
Überrascht hob Valentine ihre Augenbrauen. Diese Neuigkeit machte sie umso neugieriger. Durch die Befehle auf der Cuvette wurde den Teilnehmern die Kontrolle über ihren Körper und ihre Erregung entzogen, wie in »Exponate der Wollust«. Der Gedanke berauschte Val. Sie zweifelte keinen Moment daran, dass Rhys sie schützen würde, denn er schien ein Ehrenmann zu sein. Was also hielt sie noch davon ab, zuzustimmen? Die Angst vor der eigenen Courage? Oder eine dunkle Ahnung, dass diese Ankündigung von Rhys nicht die letzte sein würde?
»Meine Erfindung«, lapidar zuckte er mit den Achseln, »aber meine Freunde ergänzen sie rege durch neue Ideen. Allerdings muss ich Sie warnen.«
Sie hielt die Luft an. Ein Schweißtropfen perlte ihre Wirbelsäule hinab. Nun war sie froh, nicht voreilig zugestimmt zu haben.
Dicht trat er an sie heran. Er fasste ihren Oberarm, zuerst sachte, doch während er sprach, wurde sein Griff immer fester. »Ich werde Sie sanft in den Zirkel einführen, das verspreche ich Ihnen, und dennoch werde ich Sie nicht schonen. Unsere Leidenschaft bezieht sich nicht nur auf Dominanz und Unterwerfung, sondern auch auf Sadismus und Masochismus. Lustschmerz, wie schon angesprochen, ist ein Thema, aber auch Atemkontrolle, Wachs, Bondage, vaginale und anale Dehnung und vieles mehr.«
Valentine spürte ihren Herzschlag bis in ihre Schläfen. Ein Trommeln, das sie schier verrückt machte. »Ich weiß nicht, ob ich das alles …«
»Aushalten könnte?«, beendete er ihre Frage. Furchen zeigten sich auf seiner Stirn.
Doch sie sagte stattdessen. »Möchte?«
»Das müssen Sie auch nicht. Jeder von uns hat Tabus. Ich als Spielleiter achte strengstens darauf, dass sie nicht überschritten werden.« Da sie einen Blick auf ihre Armbanduhr warf, eigentlich mehr aus Nervosität und um der Intensität seines Blickes zu entgehen, doch auch weil ihre Pause bald zu Ende ging, sagte er: »Wir werden beizeiten darüber reden. Auch über die zwei Hürden, die es zu überwinden gibt.«
»Welche Hürden?«
»Wir sind ein exklusiver Zirkel.« Er ließ sie los und trat zurück. »Es gibt Aufnahmeregeln.«
Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Nun, da sie sich so gut wie dazu entschieden hatte, auf sein Angebot einzugehen, war dieses plötzlich an Bedingungen geknüpft?
»Es tut mir leid. Die kann nicht einmal ich brechen oder zurechtbiegen. Aber sie sind machbar. Man kann nur Mitglied bei uns werden, wenn eine persönliche Einladung, die von mir abgesegnet wurde, ausgesprochen wird. Erledigt.« Rhys schenkte ihr ein warmes Lächeln. »Außerdem muss ein bestimmter Betrag gezahlt werden.«
Als Valentine die Summe hörte, hätte sie beinahe lauthals gelacht. Das würde sie sich vermutlich in ihrem ganzen Leben nicht leisten können. Auf ihre Entrüstung folgte Enttäuschung, dann Wut. Die Reichen wollten wie immer unter sich bleiben, das hätte sie sich eigentlich denken können. »Sie wissen genau, dass ich nicht so viel Geld habe.«
Betreten schaute er sie an. »Wir könnten verhandeln. Einen zusätzlichen Gefallen pro Session oder …«
»Ich lasse mich nicht verarschen! Sie haben sich nur lustig über mich gemacht.« Das wurde ihr schmerzlich klar. Er hatte sie angemacht, hatte ihr hemmungslosen Sex in Aussicht gestellt, weil er spürte, dass sie sich obszöne Ausschweifungen herbeisehnte – nur um ihr am Ende den Stinkefinger zu zeigen. »Hat es den Spaß gebracht, den Sie sich erhofft haben, mich erst heiß zu machen und mir dann vor Augen zu führen, dass ich es nicht wert bin, in Ihre Runde von Kapitalisten aufgenommen zu werden?«
Der Riss
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