Das Lustroulette: Erotischer Roman (German Edition)
kann es nicht verarbeiten, weil ich regelmäßig daran erinnert werde.«
»Warum musst du ins Krankenhaus? Was fehlt dir?« Als er seine Hände an ihre Schultern legte und sanft drückte, hatte sie kurz den Eindruck, er wollte sie auf Distanz halten.
Aber dann rieb er beruhigend über ihren Rücken und sie machte sich bewusst, dass sie sich nur eingebildet hatte, er würde auf Abstand gehen. Genau das war es nämlich, was sie befürchtete. »Ich benötige regelmäßig Bluttransfusionen. Klingt ganz schön eklig, nicht wahr?«
Seine Augenbrauen hoben sich. Jegliche Farbe wich aus seinem Gesicht.
»Ich leide an einer schweren hämolytischen Anämie. Mein Körper erzeugt nicht genügend rote Blutkörperchen.« Lapidar zuckte sie mit den Achseln, um ihre Beichte herunterzuspielen. »Fremdes Blut behebt diesen Defekt halbwegs, aber nur für kurze Zeit, dann muss ich erneut ›Sprit tanken‹.« Ihr Kichern wirkte aufgesetzt, das hörte sie selbst.
Rhys’ Miene war wie eingefroren. »Wie heißt die Krankheit?«
»Tha…« Die Zunge klebte ihr am Gaumen. Sie konnte kaum sprechen und wollte es eigentlich auch nicht. Ihr war bewusst, dass Rhys den Namen hören wollte, um sich später genau über die Krankheit zu informieren. »Thalassämie. Dank Hypertransfusionsregime kann ich ein ganz normales Leben führen. Wirklich! Ansonsten bin ich völlig normal.«
Seine Kiefer mahlten, während er sie musterte, als prüfte er, ob es nicht Anzeichen gab, die er hätte bemerken müssen. »Und mit den Tabletten bekämpfst du die Nebenwirkungen, richtig?«
»Leider hat die Therapie auf Dauer einen Nebeneffekt. Sie bewirkt, dass sich Eisen in Leber, Herz, Bauchspeicheldrüse und Hirnanhangdrüse ablagert. Um das zu verhindern, wird es mittels Chelation abgeführt. Klingt schrecklich, aber es handelt sich nur um Kapseln, nichts weiter. Das alles ist harmloser, als es sich anhört, das musst du mir glauben.«
»Bald steht wieder ein Krankenhausbesuch an, nicht wahr? Du musst«, er malte Anführungsstriche in die Luft, blieb jedoch ernst, » nachtanken . Deshalb bist du eben zusammengebrochen.«
»Nein, nein, ehrlich, das war der Orgasmus, der mich umgeworfen hat.« Zum Teil war das nicht einmal gelogen. Aber Rhys hatte richtig getippt. Ihr Dad würde sie übermorgen in die Klinik fahren und später wieder abholen. Nachdem Val beschlossen hatte, zu Hause auszuziehen und zu kündigen, war es zwischen ihnen zum Streit gekommen, weil ihr Vater bereits seine Nachfolgerin in ihr gesehen hatte und sie bis dato immer die fügsame Tochter gewesen war. Ausgerechnet ihre »Schwäche« hatte sie wieder zusammengebracht. Val brauchte die Unterstützung ihrer Eltern. Sie waren sofort zur Stelle gewesen, als die Schwindelanfälle wieder öfter auftraten, weil Val viel Kraft für ihre Selbstständigkeit, aber auch für die Sessions mit Rhys brauchte. Inzwischen hatten sie sich ausgesprochen und versöhnt.
»Ich habe dich überfordert.« Eine Furche teilte Rhys’ Stirn. »Es tut mir leid.«
»Das muss es nicht. Ich meine, das hast du nicht. Es war genau richtig, alles war perfekt!« Bevor sie weitersprechen konnte, zog er sie in seine Arme und drückte sie eng an sich.
Er küsste ihre Haare, ihre Schläfe, ihre Nasenspitze und als er schließlich seine Lippen auf die ihren presste, küsste er sie anders als bisher. Nicht etwa behutsam, als wäre Val aus Porzellan und könnte zerbrechen, sondern als trieben sie auf stürmischer See, hielten sich an zwei verschiedenen Treibhölzern fest und als ahnte er, dass einem von ihnen oder sogar ihnen beiden bald die Kraft ausgehen würde, sich aneinander festzukrallen.
Val wertete das als gutes Zeichen. Niemals zuvor hatte er ihr stärker gezeigt, dass er sie mit jeder Faser seines Körpers begehrte.
26
Valentine fühlte sich schon den ganzen Tag, als würde sie auf Wolken gehen. Lächelnd schwebte sie durchs Decadency . Die Arbeit ging ihr leicht von der Hand. Allerdings ertappte sie sich immer wieder dabei, wie sie mit offenen Augen von dem träumte, was auf der SM -Party im The Venetian Heißes geschehen war. Der Pranger, die Haarbürste, der harte Fick vor den anderen Gästen. Und die Aussprache danach, die sie als unglaublich intim empfunden hatte. Aber im Gegensatz zu den Fantasien, an denen sie sich früher erregt hatte, handelte es sich diesmal um eine Erinnerung an etwas wirklich Erlebtes. Das machte es zu etwas Besonderem. Zudem teilte sie die außergewöhnlichen Erlebnisse mit Rhys, ihrem
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