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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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in der Wilhelmstraße gearbeitet.«
    »Ich war der Chef der Zentrale«, sagte der Feldwebel. Er stotterte leicht.
    Jetzt endlich erkannte Zacharias den Mann. Der hatte Rosa in Lichtenberg berichtet von der Geheimleitung nach Kassel zur Obersten Heeresleitung. Wir sind einer Provokation aufgesessen. Und jetzt wusste er auch, warum er Eberts Telefonnotizen in dessen Schreibtisch in der Reichskanzlei gefunden hatte.
    »Nun, Frau Dr. Luxemburg, Sie werden diesen Feldwebel erkannt haben. Nun wissen Sie auch, warum wir Ihre Leute in die Reichskanzlei eindringen ließen. Und warum sie dort eine Telefonverbindung fanden, an deren einem Ende unser guter Major Schleicher auf den Anruf wartete, damit die Herren am anderen Ende ganz und gar überzeugt waren, das große Geheimnis gelüftet zu haben.«
    Zacharias spürte, wie ihm das Blut zu Kopf stieg.
    »Und überlegen Sie mal, die Reichswehr hat Sie in Berlin und anderen Großstädten in Ruhe gelassen. Wenn wir gewollt hätten, Ihre Revolution hätte keine zwei Tage gedauert.« Er tat bedenklich, dann sagte er: »Nun gut, eine Woche.«
    Leises Gelächter am Tisch. Seeckt putzte sein Monokel und tat so, als hörte er nicht zu. Vielleicht war es seine Art, die Dinge zu genießen.
    »Aber wir haben Sie Ihre Revolution machen lassen. In München mussten wir eingreifen, Sie werden das verstehen, weil wir uns ja nicht in Luft auflösen konnten. Das hätte niemand geglaubt, dass die Reichswehr überhaupt nichts tut. Und unsere Offiziere wurden unruhig, wir mussten ihnen etwas zu tun geben. Eigentlich haben wir auch Ihnen einen Gefallen getan. Denn diese Anarchisten und wild gewordenen Dichter, die wären Ihnen auf der Nase herumgetanzt. Denen hätten Sie doch am Ende Ihre Rote Armee auf den Hals geschickt. Außerdem, diese Räterepublik in Ungarn, das war schon gefährlich. Stellen Sie sich vor, auch in Österreich wäre die Kommune an die Macht gekommen, dann hätten sich mit Ungarn, Deutsch-Österreich und Bayern drei kommunistische Staaten in Südosteuropa zusammengeschlossen mit den Bolschewisten, und da hätten wir vielleicht die Kontrolle verloren. Ein Flächenbrand, unvorstellbar. Also haben wir dort ein wenig gebremst, nicht wahr, meine Herren?«
    Die Generale lachten, nur Seeckt verzog keine Miene.
    »Und dieser Spuk in Ungarn, der ist auch bald erledigt. Ein Spiel ohne Risiko, das gibt es nicht, oder nur für Kinder. Ohne Gefahr macht das Leben keinen Spaß.«
    »Vielleicht kommen Sie zur Sache, Herr General. Und dann sperren Sie mich in meine Zelle oder bringen mich gleich um, wie das ja so Ihre und Ihresgleichen Art ist«, sagte Rosa ruhig, vielleicht ein wenig schnippisch. Zacharias spürte, sie empfand den Vortrag des Generals als Qual. Natürlich wusste sie längst, worauf er hinauswollte. Sie mochte es nicht hören, es war eine Demütigung.
    »Sehen Sie, Frau Dr. Luxemburg, Sie haben viel gesagt und geschrieben, das wollen wir doch anerkennen. Ich habe manches von Ihnen gelesen, und ich gebe zu, so, wie Sie schreiben, sollten unsere nationalen Journalisten und Schriftsteller schreiben. Sie haben eine spitze Feder, und Sie treffen oft des Pudels Kern. Unsere Schriftsteller sind oft schrecklich umständlich, oder sagen wir, sie sind zweitklassig. Jetzt läge es ja nah, Sie für unsere Sache zu gewinnen. Aber ohne Ihnen zu nahe treten zu wollen, eine Jüdin aus Polen kann keine deutsche Schriftstellerin sein. Sie verstehen das doch, oder?« Er versuchte ihren Blick aufzufangen, aber sie starrte unter den Tisch und sagte nichts. »Dass Sie die deutsche Staatsbürgerschaft bekommen haben, was zeigt besser, wie lasch es zu Kaisers Zeiten zuging. Bei allem Respekt, meine Herren, für Ihre Majestät, es war nicht alles Gold, was glänzte.«
    Beifälliges Gemurmel. Seeckt hielt sein Monokel gegen das Licht und kniff es dann vors Auge.
    »Bringen wir die Sache auf den Punkt«, sagte Groener. »Wir haben Sie Revolution machen lassen. Sie hatten nach dem Januaraufstand noch nicht genug, und diesmal war die ganze USP dabei, die ist ja immerhin von Gewicht, verglichen jedenfalls mit Ihrer größenwahnsinnigen Sekte. Wir haben Sie also Revolution machen lassen. Wir haben Sie nicht gestört. Wir haben die bolschewistischen Boten reisen lassen, mit Geld, mit Instruktionen. Niemals und nirgendwo konnten Revolutionäre sich so ungestört, ja geradezu wohlbehütet, austoben. Aber was ist passiert? Sie haben nichts zustande gekriegt, Frau Dr. Luxemburg. Sie haben die Macht ergriffen,

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