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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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»Morgen, wenn ich geschlafen habe, werde ich Ihnen alles Weitere berichten. Rückhaltlos. Und dann werden wir es gemeinsam bearbeiten, bis es richtig ist.«
    Der Leutnant überlegte. Vielleicht dachte er, mal sehen, was Valentina gerade macht, wenn ich überraschend nach Hause komme. In seinem Gesicht zeigte sich Entspannung. »Gut, Bürger Zacharias, aber wenn Sie mich täuschen, wird es Ihnen schlecht ergehen.«
    »Können Sie anordnen, dass das Licht ausgeschaltet wird?«
    Der Leutnant schaute Zacharias eine Weile an, dann nickte er. »Missbrauchen Sie nicht unsere Großherzigkeit.«
    »Sie werden es nicht bereuen.«
    »Wie lange brauchen Sie?«
    »Eine Nacht, um zu schlafen, einen Tag, um mich zu erinnern.«
    »Dann wird das Licht acht Stunden ausgeschaltet und dann wieder eingeschaltet.«
    »Danke, Genosse.«
    »Ich bin nicht Ihr Genosse, Sie wurden aus der KPdSU ausgeschlossen. Mein Name ist Sokolnikow.«
    »Danke, Leutnant Sokolnikow.«
    Der Leutnant stand auf, ging zur Tür, winkte einen Uniformierten heran und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Dann wurde Zacharias zurückgebracht in seine Zelle.
    Es stank nach Urin, er hatte den Kübel nicht leeren können wegen des Verhörs. Plötzlich wurde das Licht gelöscht, Zacharias erschrak. Dann beruhigte er sich und legte sich aufs Bett. Er fiel gleich in einen tiefen Schlaf.
    Als er aufwachte, brannte das Licht. Aber niemand hatte ihm befohlen aufzustehen. Er blieb liegen und starrte an die Decke. Im Traum war Rosa in seiner Zelle gewesen. Sie hatte auf ihn eingeredet, aber er wusste nicht mehr, was sie gesagt hatte.
    Erinnere dich: Wie war es gewesen in Kassel? Und wichtiger noch: Warum ist es so gekommen?
    Die Tür öffnete sich, fast hätte Zacharias gerufen, man solle ihn in Ruhe lassen. Aber durch die Tür sah er den Wagen mit dem Bottich, in dem eine dünne Suppe dampfte. Dazu gab es Brot, es war so schlecht wie im Krieg. Der Wärter schnauzte ihn nicht an, Zacharias ließ sich Suppe in den Blechnapf füllen und nahm das Brot. Dann wurde die Tür geschlossen. Er aß langsam, vom Brot behielt er die Hälfte übrig.
    Erinnere dich. Als der General Hoffmann, derselbe, der mit Trotzki in Brest verhandelt hatte über den Friedensvertrag, als also dieser General Hoffmann hörte, was der Hauptmann zu sagen hatte, erwiderte er: »Herr Hauptmann, es scheint Ihnen schwergefallen zu sein, diese Dame entkommen zu lassen. Das kann ich gut verstehen, man wird ja nicht gern zum Gespött der Truppe.« Einige Generale grinsten.
    »Dafür, Herr Pabst, haben Sie unseren Respekt verdient. Sie sind mit sofortiger Wirkung zum Major befördert.« Das sagte General Groener.
    Pabst nahm Haltung an und salutierte.
    »Sie können wegtreten, Herr Major. Und schicken Sie uns dann den Feldwebel Kowalski herein.«
    Als Pabst gegangen war – die Hacken zusammenschlagend, hatte er sich umgedreht und war hinausmarschiert –, da wandte sich Groener an Rosa und sagte: »Sie verstehen nichts mehr, nicht wahr, Frau Dr. Luxemburg? Wenn Sie Wert darauf legen, könnte ich es Ihnen erklären.«
    Sie zeigte keine Regung.
    »Nun bieten Sie der Dame schon einen Stuhl an«, schnauzte Groener. Sofort eilte ein Adjutant zur Wand, wo Stühle standen. Er stellte einen Stuhl hinter Rosa ab. Die zögerte, dann setzte sie sich.
    Die Tür öffnete sich. Ein Feldwebel trat ein. Zacharias schaute kurz hin, dann noch einmal. Er kannte diesen Mann. Woher?
    Auch Rosa schien zu staunen, sie ließ es sich kaum anmerken.
    »Was immer Sie zu sagen haben, Herr General, ich werde Sie kaum daran hindern können. Wenn ich es recht verstehe, hören alle die Soldaten in diesem Raum nicht auf mein Kommando, sondern auf Ihres.«
    Groener lachte. »Man sagt Ihnen Schlagfertigkeit nach, mein Kompliment, da ist was dran. Ich bin sicher, Frau Dr. Luxemburg, es wird Sie interessieren, was ich Ihnen zu sagen habe.«
    Zacharias stand neben ihr und hörte sie atmen. Er überlegte, was es bedeuten könne, dass Pabst Rosa hatte laufen lassen.
    »Sie werden sich gewiss gefragt haben, warum wir Sie laufen ließen.« Er schaute Rosa an und lächelte. »Und wie es kam, dass das Geheimabkommen zwischen dem Herrn Ebert und mir plötzlich gar nicht mehr so geheim war.«
    Groener blickte zu dem Feldwebel und sagte: »Treten Sie vor, Feldwebel. Stehen Sie bequem.« Der Feldwebel zupfte sich an seinem grauen Bart, unter feuchten Augen hingen Tränensäcke.
    »Sie sind der Feldwebel Egon Kowalski, Sie haben in der Telefonzentrale der Reichskanzlei

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