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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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rauchen wollte, schlug ihm ein Soldat die Zigarette aus dem Mund und brachte sie vor die Tür. Niemand sagte etwas.«
    Der Leutnant schrieb etwas auf.
    Zacharias überlegte, er wollte es so erzählen, wie er es in Erinnerung hatte. Er nahm noch einmal die Tasse zwischen die Hände, schlürfte etwas und setzte die Tasse wieder ab. Dabei verschüttete er Tee auf den Schreibtisch. Aber den Leutnant kümmerte es nicht. Er wartete auf den Fortgang des Berichts.
    »Dann wurden wir in einen großen Saal im Erdgeschoss geführt. Es war eine Bibliothek, in die ein langer Tisch gestellt worden war. Dahinter saßen nebeneinan der Offiziere. Ich erkannte Groener, den Chef der O bersten Heeresleitung, Seeckt und Erich Ludendorff.«
    »Ludendorff? Der war doch abgetreten, nachdem seine letzten Offensiven gescheitert waren. Er hatte alles auf eine Karte gesetzt und verloren. Was machte Ludendorff dort? Sie erinnern sich richtig?«
    Sein Blick wanderte zur Tür, und Zacharias fürchtete einen Moment, er würde die Folterer rufen. Aber der Leutnant schaute Zacharias fragend an, notierte etwas und sagte: »Fahren Sie fort.«
    »Ludendorff ergriff das Wort. Er begrüßte uns geradezu freundlich. Er habe schon immer einmal Rosa Luxemburg kennenlernen wollen, von ihr habe man ja viel gehört. Und wenn er recht unterrichtet sei, handle es sich bei ihr ja auch nicht um einen asiatischen Menschenfresser …«
    »Asiatischer Menschenfresser«, sagte der Leutnant vor sich hin und schüttelte den Kopf.
    »… wie dieser Lenin und dieser Trotzki.
    ›Wenn Sie gestatten, Herr Ludendorff‹, sagte ein anderer General, ›ich habe diesen Trotzki erlebt in Brest. Das ist ein jüdischer Menschenfresser.‹ Da lachte Ludendorff, wandte sich an den General, der fast ganz außen saß, und sagte: ›Herr Hoffmann, gut, gut, da mögen Sie recht haben. Aber ist das am Ende nicht ganz gleich?‹ Nun lachten alle.«
    Der Leutnant schaute wieder zur Tür, Zacharias erschrak. Aber er musste weitererzählen, so, wie er es erlebt hatte. »Die Generale waren gut gelaunt, und dann sah ich erst, sie hatten Champagnergläser vor sich stehen. Ludendorff erhob sich halb hinter dem Tisch, deutete auf eine Flasche und sagte: ›Frau Dr. Luxemburg, wenn Sie möchten. Wir sind keine Unmenschen.‹ Sie erwiderte nichts.
    Dann kam ein Hauptmann herein, stellte sich vor Rosa, betrachtete sie genau und meldete, die Hacken zusammenschlagend, Ludendorff: ›Herr General, es handelt sich zweifellos um die Luxemburg!‹
    ›Aber, aber, Herr Pabst, wir wollen doch die Formen wahren und unserem Feind die Achtung nicht versagen.‹
    ›Jawohl, Herr General!‹
    ›Und diese Frau ist Ihnen entkommen, Hauptmann Pabst‹, schnarrte Seeckt. Der kleine Mann starrte den Hauptmann durch sein Monokel an.
    Alle Offiziere lachten. Einige schlugen sogar mit den Händen auf den Tisch.
    ›Herr General, ich bitte …‹, sagte Pabst empört.
    ›Aber das wissen wir doch alle‹, erwiderte Ludendorff in großväterlichem Ton. ›Zeigen Sie Humor. Sie haben Ihren Auftrag ausgezeichnet erfüllt, Herr Hauptmann. Sie sollten sie doch laufen lassen, wir wissen das. Und doch ist die Vorstellung, dass diese Dame Ihnen entwischen könnte, mehr als lustig.‹
    Pabst stimmte in das Lachen ein, aber man sah, er quälte sich.
    Ich verstand nichts mehr. Pabst sollte Rosa nicht verhaften oder gar ermorden, sondern laufen lassen?«
    Der Leutnant schüttelte den Kopf. »Sie wissen, was es bedeutet, wenn Sie unsere Organe zu täuschen versuchten. Das wird Ihnen nicht gelingen, und Sie werden den Schaden davon haben.« Er schaute wieder zur Tür.
    »Nein, nein«, sagte Zacharias. »Bedenken Sie, ich habe selbst für die Tscheka und das NKWD gearbeitet …«
    »1918 und 1919, dann wieder nach Ihrer Flucht aus Deutschland bis vor einem Vierteljahr. So lange haben Sie uns getäuscht über Ihre wahren Absichten.«
    Zacharias schluckte. Dann nahm er die Tasse zwischen die verbundenen Hände und trank etwas Tee. Der Leutnant beobachtete ihn, aber in dessen Bauerngesicht mit dem breiten Nasenrücken konnte Zacharias nichts lesen.
    Ja, er war zurückgekehrt in die Sowjetunion, fast gegen seinen Willen. »Ich möchte jetzt in meine Zelle«, sagte Zacharias.
    Der Leutnant schaute ihn überrascht an. Das hatte er vielleicht noch nie erlebt, dass ein Gefangener ein Verhör für beendet erklärte.
    »Ich muss meine Gedanken ordnen. Schreiben kann ich ja nicht mehr.« Er schaute auf die blutgetränkten Binden um seine Hände.

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