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Das Luxemburg-Komplott

Das Luxemburg-Komplott

Titel: Das Luxemburg-Komplott Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian von Ditfurth
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mehr nach vorn zur Regierungsbank, als dass er ging. Aber die war umlagert von Delegierten und Journalisten. Er versuchte Blickkontakt mit Rosa herzustellen, aber es gelang ihm nicht. Da entschied sich Zacharias, ohne Erlaubnis nach Hause zu gehen, um ein paar Stunden zu schlafen. Was hatte Rosa von einem Leibwächter, der im Stehen einschlief? Sie war umgeben von Genossen, von denen einige bewaffnet waren.
    Auf dem Heimweg gingen Zacharias die Szenen der vergangenen Tage durch den Kopf. Eigentlich war er längst tot. Vielleicht war er es, und die Revolution war nur ein Traum im Jenseits. Da lachte er über sich selbst. Red keinen Unsinn, geh ins Bett, morgen geht es weiter. Du wachst auf und musst keine Angst mehr haben vor Polizisten, die dich ermorden wollen. Gleich morgen schaue ich, ob ich Lohmeier finde. Mit dem Herrn habe ich noch ein Hühnchen zu rupfen.
    Jetzt spürte er den Hunger. Er hatte lange nichts gegessen. Als er vor der Haustür stand, glaubte er, keinen Schritt weitergehen zu können.
    »Wie siehst du denn aus?« begrüßte ihn die Mutter. »Wo warst du?« Aber sie erwartete keine Antwort, in ihrem Gesicht zeigten sich Erleichterung und Sorge gleichermaßen. »Da war vorhin jemand da für dich. Ein Russe oder ein Pole, so genau weiß man das ja nicht. Er kommt morgen wieder, ich soll dich grüßen.«
    Zacharias setzte sich auf einen Stuhl. »Hat er keinen Namen genannt?«
    »Nein.«
    Aber Zacharias ahnte auch so, wer es gewesen war.
    »Und dann war Margarete hier.«
    Er überlegte, was sie gewollt haben mochte. Zacharias aß hastig zwei Scheiben Brot mit Rübenaufstrich, trank Wasser, dann ging er in sein Zimmer und warf sich angezogen aufs Bett. Der Schlaf kam sofort.
     
    *
     
    Ein Klopfen weckte ihn. Er öffnete die Augen und blinzelte ins Licht. Es war heller Tag. »Herein!« rief er.
    Seine Mutter öffnete die Tür. »Der Russe«, sagte sie und ging hinaus.
    Zacharias stand auf, wusch sich in der Waschschüssel das Gesicht und fuhr sich mit den Händen durch die zu langen dunkelbraunen Haare. Dann ging er in die Küche. Er spürte die Unruhe in ihm wachsen. Am Küchentisch saß ein kleiner, fetter Mann, unrasiert, mit Pickeln im Gesicht. Er stand auf, als er Zacharias sah, und reichte ihm die Hand. Mit einem Blick auf die Mutter sagte er auf Russisch: »Wo können wir ungestört sprechen, Genosse?«
    Zacharias führte den Mann in sein Zimmer. Er bot ihm einen Platz auf dem einzigen Stuhl an, er selbst setzte sich aufs Bett.
    »Bronski heiße ich. Der Genosse Dserschinski schickt mich. Ich soll Ihnen eine Weisung übermitteln und in Moskau berichten, was Sie herausgefunden haben. Vor allem, wie wir die Revolutionsregierung unterstützen können.« Er nuschelte.
    »Fangen wir mit letzterem an«, sagte Zacharias. »Es ist der kälteste Winter seit langem. Die Entente blockiert die deutschen Häfen. Die Menschen frieren und haben nichts zu essen. Allein in Berlin verhungern Tausende. Zuerst brauchen wir Lebensmittel, dann Kohle. Alles andere ist zweitrangig.«
    Bronski schüttelte leicht den Kopf. »Kein Geld? Nicht die Rote Armee? Der Genosse Trotzki persönlich hat mir gesagt, es wäre ihm und seinen Soldaten eine Ehre, die deutsche Revolution zu verteidigen.«
    »Vielleicht genügt die Drohung. Die Genossen in Moskau glauben, die deutschen Arbeiter würden jubeln, wenn Rotarmisten die Grenze überschritten. Das ist aber nicht wahr. Viele würden es als Bedrohung empfinden, als Einmischung, als Besetzung. Die Mehrheitssozialdemokraten würden sagen, sie hätten es schon immer gewusst, dass die Bolschewisten die Revolution mit Waffengewalt exportieren wollten. Wir hungern und frieren, Genosse Bronski. Ich weiß, die Russen hungern und frieren noch mehr. Und jede Hilfe für uns bedeutet mehr Opfer in Russland. Aber wenn etwas die Bolschewiki in Deutschland beliebt machen kann, dann diese Hilfe.«
    Bronski schaute ihn finster an. Er ist beleidigt, dachte Zacharias.
    »Die Rote Armee ist kein Besetzer. Wir wollen das gleiche wie die deutschen Arbeiter. Und wir brauchen die Revolution in Deutschland. Wenn sie scheitert, werden wir auch scheitern. Das sagen alle führenden Genossen.«
    »Berichten Sie dem Genossen Dserschinski, was ich Ihnen gesagt habe. Warum sollten Sie einen Krieg mit den Polen anfangen, die mit der Entente verbündet sind? Ohne Krieg gegen Polen aber könnte die Rote Armee nicht nach Deutschland marschieren. Das wäre Abenteurertum. Ich verlange, dass Sie das ungekürzt und

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