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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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und entließ mich in den sonnigen Tag.

V: Verfolgt
    Ich wurde bereits erwartet, als ich aus dem Häuserblock kam. Ich bemerkte sie nicht. Aber sie waren da. Sie müssen in der Menschenmenge vor den Absperrungen der Polizei gestanden und gewartet haben. Auf mich. Ich nahm sie erst wahr, als ich vor der Universität aus dem Taxi steigen wollte, um ein paar Bücher aus meinem Büro zu holen. Als das Taxi am Straßenrand hielt und ich die Geldbörse hervorkramte, um zu bezahlen, fragte der Taxifahrer: »Probleme?«
    Er war jung, hatte einen dunklen Teint und blauschwarze Bartstoppeln. Sein Akzent verriet seine pakistanischen Ahnen.
    »Immer mal wieder. Wieso fragen Sie?«
    »Sehen Sie den Lexus?«
    Ich warf einen Blick in den Seitenspiegel. Ungefähr fünfzig Meter hinter uns parkte ein Wagen.
    »Nicht gut«, sagte er. »Die sind uns seit dem Zentrum gefolgt. Bullen?«
    »Wohl kaum.«
    »Ein Typ, dem Sie die Frau ausgespannt haben?«
    »Fahren Sie! Schnell!«
    Er legte den Gang ein und fuhr auf die Fahrbahn.
    »Torpedos?«
    »Der übelsten Sorte.«
    »Soll ich meinen Vetter anrufen?«
    »Lieber nicht. Aber könnte ich mir mal Ihr Handy leihen?«
    Ich suchte Henrichsens Visitenkarte und wählte seine Nummer. Er ging sofort dran. Als ich zu Ende gejammert hatte, stellte er ein paar Fragen, die wieder nach akutpsychiatrischer Evaluierung klangen. Er versprach, einen Streifenwagen zu schicken. Wohl hauptsächlich, um mich zu beruhigen. Immerhin war ich ein wichtiger Zeuge.
    Ich bat den Taxifahrer, auf dem Universitätsgelände herumzufahren, bis der Streifenwagen kam. Der Lexus folgte uns. Der Taxifahrer ließ sich diverse Ablenkungsmanöver einfallen – er fuhr über einen Bürgersteig, gegen die Fahrtrichtung durch eine kurze Einbahnstraße –, aber es gelang uns nicht, unsere Verfolger abzuschütteln. Jetzt, wo sie wussten, dass sie enttarnt waren, rückten sie uns immer näher auf die Pelle. Ich versuchte, jemanden zu erkennen, aber wegen des Sonnenlichts, das auf der Windschutzscheibe reflektierte, sah ich nur diffuse Silhouetten.
    Die Straße durch das Wohnviertel, in dem wir uns jetzt befanden, war schmal und von parkenden Autos gesäumt. Der Tacho des Taxis zeigte fünfundachtzig Stundenkilometer. Der Lexus war jetzt nur noch wenige Meter hinter uns.
    Ich rief noch einmal bei Henrichsen an, der mir versicherte, der Streifenwagen sei unterwegs. Als ich die Scheibe nach unten kurbelte, hörte ich die Sirene, doch kurz bevor der Polizeiwagen das Taxi überholte und in blau flackernden Glorienschein hüllte, verschwand der Lexus in einer Seitenstraße.

Von: Primus Pilus
    Datum: 22. 05. 2009 15:36
An: Legatus Legionis
Kopie: Großmeister
Betreff: Bericht: Oslo
    Code: S/MIME PKCS7

    Dominus!
    Meister, mit Bedauern muss ich Eurer Heiligkeit, dem Rat der Ältesten und den Eingeweihten der drăculsângeischen Gemeinschaft mitteilen, dass sich die Handschrift nicht in Oslo befindet. Christian Keiser wurde dem Sângeischen Ritual unterzogen – in Übereinstimmung mit den Regeln der Zeremonie, den Vorgaben der alten Schriften und den Weisungen des Ältestenrates –, hat aber nichts verraten. Ohne Resultat haben wir Bjørn Beltøs Wohnung und sein Büro in der Universität durchsucht, Christian Keisers Wohnung und Arbeitszimmer, zwei Forschungslabore und drei Archive. Als wir uns in Keisers Wohnung aufhielten, klingelte das Telefon. Ich schicke einen extra Bericht über die Mitteilung, die auf dem Anrufbeantworter hinterlassen wurde, und empfehle, unmittelbar ein neues Contubernium nach Paris zu schicken. Sobald Bjørn Beltø nach Hause kommt, werden wir ihn in der Dämmerung aufsuchen und ihn dem Sângeischen Ritual unterziehen.
     
    Ave, Satanas!
    Primus Pilus: Bruder Hărăguş

VI : Das Schlachtopfer
    JUVDAL
23. MAI – 2. JUNI 2009

    Wie jedes Glück früher oder später von Unglück abgelöst wird, wird jeder Vorteil im Leben durch einen Nachteil aufgehoben. Licht und Schatten. Yin und Yang.
    Freiheit und Flucht.
    Die Polizei bot mir eine geheime Wohnung und einen Sicherheitsalarm an. Ich lehnte ab, weil ich mich nicht zum Sklaven von Elektronik und Angst machen wollte.
    Stattdessen nahm ich den Bus nach Juvdal. In die Einsamkeit. Und Stille. Zu den Fledermäusen, die sich im Heuschuppen eingenistet hatten.
    So strandete ich also in der Wildnis, in einer abgelegenen Sennhütte weit oben am Berghang, eingehüllt vom würzigen Duft der Berge und Wiesen, Sümpfe und harzigen Wälder.
    Nur zwei Menschen wussten, wo ich

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