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Das Luzifer Evangelium

Das Luzifer Evangelium

Titel: Das Luzifer Evangelium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Egeland
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einschüchtern?«
    »Ich will Sie nicht einschüchtern. Wollen Sie sich nicht wenigstens anhören, was ich zu sagen habe? Können wir uns treffen?«
    Es folgte ein kurzes Schnarren, als ich auflegte.
    Ich schaute Kriminalkommissar Curt Henrichsen schuldbewusst an. »Ich habe mich nicht bei der Polizei gemeldet. Ich weiß, ich hätte das tun sollen …«
    »Um ehrlich zu sein, Beltø, kann ich dem nicht entnehmen, dass er Sie an irgendeiner Stelle bedroht hat. Er hat Sie lediglich gewarnt und Ihnen seine Hilfe angeboten. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch, es ist trotzdem eine vielversprechende Spur.«
    Die Informationen hatten einen neuen Eifer in Henrichsens Augen entzündet. Dummerweise beschlagnahmte er prompt mein Handy, um von den Kriminaltechnikern überprüfen zu lassen, ob sie die unbekannte Nummer aufspüren und die Aufnahme analysieren konnten. »Immerhin ein Anfang.«
    Dann wollte er mehr über die Handschrift wissen und kündigte an, dass die Polizei in Erwägung ziehen müsse, das Pergament als Beweismaterial zu beschlagnahmen. Diese Idee konnte ich ihm aber glücklicherweise ausreden, schließlich lag das Manuskript im Kellergewölbe des Handschrifteninstitutes auf Island. Was ich mit keiner Silbe erwähnte. Ich wollte den Ort nur ungern preisgeben. Geduldig setzte ich Henrichsen auseinander, dass es sich um ein empfindliches historisches Kleinod handelte, mit dem nur speziell ausgebildete Fachleute etwas anfangen konnten. Außerdem wies ich ihn darauf hin, dass der Text ohnehin keinen Sinn für ihn ergeben würde, es sei denn, die Osloer Polizei hätte seit Neuestem Experten für Keilschrift und Altertum-Semiotik in ihren Reihen. Selbst für uns Forscher sei das jahrtausendealte Manuskript ein Mysterium, erklärte ich und versicherte ihm, dass die Identität des Mörders schwerlich zwischen den Zeilen unverständlicher Zeichen zu finden sein würde.
    Trotzdem meinte er, dass wir darauf noch zurückkommen müssten.
    Einer der Pinguine steckte seinen Kopf zur Tür herein und winkte Henrichsen zu sich. Erst nach mehreren Minuten kam der Kommissar mit einem kleinen Gegenstand in einem versiegelten, durchsichtigen Beutel zurück.
    »Das hier wurde in der rechten Faust der Leiche gefunden.« Er legte den Beutel in meine Hand. »Sagen Ihnen diese Symbole etwas?«
    Ein bronzenes Amulett.
    Ich drehte es um. Betrachtete es gründlich. Auf beiden Seiten waren Symbole eingeprägt.
    »Das eine ist ein Pentagramm«, sagte ich. »Das andere nennt sich Triquetra.«
    »Sie sehen überrascht aus?«
    Ich antwortete nicht. Vertraute ich ihm an, dass das Triquetra-Zeichen auch in der Handschrift vorkam, würde er es mit Sicherheit beschlagnahmen. Mein Handy musste reichen.
    »Wissen Sie, ob Christian Keiser ein solches Amulett besessen hat?«
    »Das kann ich mir nicht vorstellen.«
    »In diesem Fall hat es ihm jemand unmittelbar vor oder nach seinem Tod in die Hand gedrückt.«
    »Warum sollte jemand so etwas tun?«
    »Haben die Symbole eine bestimmte Bedeutung?«
    »Alle Symbole haben eine Bedeutung. Das ist ihr Sinn. Das Pentagramm ist ein heiliges Zeichen, das in allen möglichen Zusammenhängen verwendet wird, in den Moses-Büchern wie in der Schwarzen Magie, im Okkultismus und Satanismus. Es hat viele Namen – Drudenfuß und Siegel Salomos sind zwei davon – und eine Reihe symbolische und religiöse Bezeichnungen.«
    »Was ist mit dem anderen? Wie haben Sie das genannt?«
    »Triquetra, Walknoten, Hrungir-Herz. Ein magisches und religiöses Symbol, bekannt von germanischen Münzen, aus der keltischen Kunst, von nordischen Runensteinen. Im Christentum symbolisierte es die heilige Dreieinigkeit. In Norwegen kennen wir das Symbol von den Münzen des Wikingerkönigs Harald Hardråde.«
    Als Henrichsen mit seinen Notizen fertig war, warf er einen Blick auf seine Armbanduhr. Die geballte Information war wahrscheinlich etwas zu viel für ihn. »Wir beide werden uns noch ausführlicher unterhalten müssen.«
    »Ich hätte eine Frage.«
    »Ja?«
    »Wer kümmert sich um Sir Francis?«
    In der folgenden Pause sah ich an Henrichsens Blick, wie sein Gehirn im Eiltempo die Kartei der britischen Aristokratie durchblätterte, während er gleichzeitig eine akutpsychiatrische Evaluierung vom labilen Geisteszustand des Schlüsselzeugen Bjørn Beltø vornahm. Polizeigehirne sind so programmiert.
    »Sir Francis?«
    »Der Kater!«
    »Ach, der Kater. Gute Frage. Hm. Wir werden uns um das Tier kümmern.«
    Er gab mir seine Visitenkarte

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